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Historical Weihnachtsband 1991

Historical Weihnachtsband 1991

Titel: Historical Weihnachtsband 1991 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNDA TRENT , CARYNCAMERON , DELORAS SCOTT
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schon zu groß für niedrige Hausarbeiten. Und", fuhr sie fort, sich ihrer Zuhörerschaft wieder zuwendend, „da ich meinerseits sehr lern willig war, erklärte er sich einverstanden, mir das Spiel beizubringen — freilich unter einer Bedingung: wenn ich verlor, mußte ich seine Hausarbeiten mit übernehmen. Überflüssig zu sagen, daß ich in der Folgezeit alle Hände voll zu tun hatte."
    Ruth sah auf ihren Gatten herab. „Carlton! Das kann doch nicht wahr sein!"
    „Ich bekenne mich schuldig." Er lachte in sich hinein. „Und alles lief wunderbar, bis die Eltern dahinterkamen."
    „Aber jetzt, da er weiß, daß ich ihn schlagen kann", fuhr Amelia fort, „wagt Carlton keinen anständigen Einsatz mehr."
    „Aber Amelia, wenn nun unsere Freunde oder die Herren, die dir den Hof machen, das spitzkriegen?"
    „Pah! Wie sollten sie denn? Und außerdem, in Paris haben sich alle Damen im Glücksspiel versucht. Und was die sogenannten Herren betrifft, so ist keiner in dem ganzen Haufen, der sein Gewicht in Silber wert wäre. Jedenfalls unter denen, die ich bisher kennengelernt habe. Wo sind sie denn, die Männer, von denen man in den Groschenromanen liest? Die richtigen Männer des Westens?"
    „So einen würdest du doch gar nicht beachten, wenn er dir über den Weg liefe."
    Carlton hob sein Glas und nahm einen genußvollen Schluck von dem edlen Whiskey.
    „Was du brauchst, das ist jemand, der dir an den Rockschößen hängt und dir jeden Wunsch von den Augen abliest."
    „Da hast du allerdings recht. Also, Carlton", keß reckte Amelia ihr Kinn vor,
    „nachdem ich dich so vernichtend geschlagen habe, darf ich davon ausgehen, daß ich der beste Pokerspieler bin, den du kennst?"
    „So weit würde ich nicht gehen. Freilich, mit den meisten, die ich kenne, kannst du wohl mithalten. Aber die Tatsache, daß du mich schlagen kannst, bedeutet noch lange nicht, daß du es mit jedem aufnehmen kannst."
    „Sei doch nicht so bescheiden, Carlton. Du hast immer gesagt, du seist einer der Besten."
    „Nun . . . das bin ich auch. Aber nicht der Beste."
    „Und wer ist der Beste?" hakte Amelia nach.
    Carlton lachte und ging zum Büffet, um sich einen neuen Drink einzuschenken.
    „Yancy Medford, zweifellos. Warum fragst du?" forschte er, während er neben seiner Frau auf dem Sofa Platz nahm und zärtlich ihre Hand ergriff.
    „Reine Neugier."
    Carlton konnte nicht umhin, sich zu fragen, was mit seiner fröhlichen, lebenslustigen Schwester, wie er sie früher gekannt
    und geliebt hatte, geschehen war. So schön Amelia war, so verzogen und überheblich war sie auch geworden — genau wie die anderen reichen Frauen, mit denen sie verkehrte. Mehr als einmal hatte er sich gefragt, was er tun könne, um jene Spontaneität in ihr wiederzuerwecken, die sie besessen hatte, bevor Schule und Europa sie „zivilisiert" hatten. Sie war ihres Vaters Tochter, also mußte dieser Funke noch irgendwo in ihr glimmen. Bei der Erwähnung, daß da noch ein besserer Kartenspieler sei, hätte die alte Amelia diese Herausforderung sofort angenommen!
    Plötzlich mußte er lächeln. „Da du mich beschuldigt hast, nichts zu riskieren, wie wär's denn, wenn du mal eine Wette eingehen würdest, die sich richtig lohnt?"
    „Du würdest doch den kürzeren ziehen!"
    „Vielleicht, aber immer kannst du mich ja schließlich auch nicht schlagen."
    „Worum soll's denn gehen?"
    „Du wolltest doch immer schon meinen schwarzen Hengst. Gewinnst du, gehört er dir."
    „Und wenn ich verliere?" fragte Amelia mißtrauisch. Sie wollte sich nicht anmerken lassen, wie sehr sie sich diesen Hengst wünschte. Im ganzen Bezirk gab es kein schnelleres Tier.
    Carlton dachte einen Moment lang nach. „Wenn ich gewinne, wirst du bis Weihnachten heiraten."
    Ruth japste. Amelia wedelte heftig mit dem Fächer. „Warum sollte ich mich auf so eine lächerliche Wette einlassen? Du hast wohl nicht alle Tassen im Schrank?"
    „Dann gibst du also zu, daß du gar keine so gute Pokerspielerin bist und nur bluffst, wenn du sagst, daß du etwas riskieren willst? Anscheinend war deine Beschwerde von vorhin nichts weiter als leeres Gerede." Carlton sah, daß ihre grünen Augen sich dunkel färbten — stets ein Zeichen, daß es in ihr brodelte. „Immerhin riskiere ich, ein äußerst wertvolles Tier zu verlieren", setzte er hinzu und rieb weiter Salz in die Wunde.
    „Und ich, meine Freiheit zu verlieren!"
    Carl ton hatte seinen Spaß. Soviel Feuer hatte er in seiner Schwester seit ihrer Rückkehr

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