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Historical Weihnachtsband 1991

Historical Weihnachtsband 1991

Titel: Historical Weihnachtsband 1991 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNDA TRENT , CARYNCAMERON , DELORAS SCOTT
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war.
    Andererseits, verdammt noch mal, war es Amelia durchaus zuzutrauen, daß sie die Wette gewann, und dann hätte er zwei wunderschöne Tiere verloren, ganz zu schweigen von der Entschuldigung dafür, daß er ihr einmal seine aufrichtige Meinung gesagt hatte!
    „Also, Ruth", sagte Carlton, als er ins Schlafzimmer trat, „du hast gar keine Veranlassung, böse auf mich zu sein."
    Ruth kümmerte sich nicht um ihn, sondern fuhr fort, ihre Haare zu kämmen.
    Carlton trat hinter sie, beugte sich herab und küßte sie in den Nacken. „Hör mir zu, Ruth", sagte er sanft.
    Die Bürste hielt mitten in der Bewegung inne. Ruth drehte sich zu ihm um.
    „Mein Vater war der fröhlichste Mensch, den ich jemals gekannt habe, Er genoß das Leben und wünschte sich das gleiche für seine Kinder. Und so war es auch. Amelia lachte viel, man konnte Pferde mit ihr stehlen, und ständig hatte sie sich mit Mutter in der Wolle. An einen Vorfall kann ich mich noch sehr deutlich erinnern. Wir lebten damals noch in Calico, und Mutter erwischte Amelia, wie sie mit zwei gleichaltrigen Jungs in der Viehtränke hinter dem Haus herumhüpfte. Das Problem war — Amelia und die beiden Jungen waren splitternackt. Mutter packte Amelia beim Ohr und führte sie ab ins Haus, sie schimpfte sie aus und sagte, so benähmen sich junge Damen nicht." Carlton lachte.
    „Du erwartest ja wohl nicht, daß Amelia sich jetzt genauso aufführt? Sie ist schließlich eine erwachsene Frau!"
    „Natürlich nicht, aber laß mich zu Ende erzählen." Carlton trat zurück und begann sein weißes Hemd aufzuknöpfen. „Mutter gab ihr Bestes, um aus Amelia eine Lady zu machen, und daran
    war ja auch nichts auszusetzen, solange sich die Familie noch in Calico abstrampelte.
    Aber als Vater dann auf seine Silbermine stieß und wir nach San Diego zogen, als wir in einer Villa wohnten und Vater mich Jura studieren ließ, da ging in Mutter eine Veränderung vor. Sie hatte mehr Geld, als sie ausgeben konnte, und ließ es alle Welt spüren. Sogar alte Freunde waren ihr plötzlich nicht mehr gut genug. Kaum waren wir hierher gezogen, hatte sie bereits vergessen, daß wir jemals arm gewesen waren. Mein Vater liebte sie abgöttisch und war mit allem einverstanden, was sie sagte. Ich will nicht sagen, daß ich Mutter nicht liebte — ihr Verlust tat mir genauso weh wie Vaters Tod —, aber Mutter befand sich im Unrecht. Verstehst du nicht, Ruth? Amelia ist genau wie Mutter geworden, und sie mag tun oder sagen was sie will, ich weiß, daß sie im Grunde ihres Herzens nicht glücklich ist. Ich bin verantwortlich für sie, und ich möchte, daß sie wieder die lebenslustige, mitfühlende Frau wird, als die ich sie kenne. Und wenn es nur darum ist, damit Vater sich nicht im Grabe herumdreht."
    „Ich verstehe nicht, was ein Pokerspiel oder diese dumme Wette daran ändern soll."
    „Ich hoffe, daß sie die Quittung kriegt, die ist bereits überfällig. Außerdem bezweifle ich, daß es überhaupt zu einem Spiel kommt. Yancy ist gar nicht in der Stadt, und wahrscheinlich sähe er auch gar keine Veranlassung, sich auf ein Pokerspiel mit ihr einzulassen."
    „Ich finde nicht, daß es ein kluger Zug von dir ist, Carlton. Versteh doch, Amelias einziges Problem ist die Langeweile. Sie ist jung und mausert sich gerade."
    „Sie braucht sich nicht zu mausern. Die Flügel gehören ihr gestutzt."
    Amelia hatte absichtlich Sidney Bishop für ihren Sonntagnachmittagsausflug ausgewählt. Er war zwar nicht der attraktivste ihrer Heiratsanwärter, aber Sidney klatschte gern, war mit aller Welt bekannt und wußte über jedermann Bescheid.
    Als sie in den Park kamen, zwang Sidney die tänzelnden Braunen zu einer langsameren Gangart. Das Verdeck des leichten Wagens war zurückgeklappt, und Amelia hatte einen blaugerüschten Sonnenschirm aufgespannt, um ihr Gesicht vor den Sonnenstrahlen zu schützen. Erst nachdem sie über verschiedene andere Dinge geredet hatten, streifte Amelia das Thema, das ihr vor allem am Herzen lag.
    „Sidney, kennen Sie übrigens Yancy Medford?" fragte sie wie beiläufig.

    „Oh, Miss Simpson! Sie haben doch hoffentlich nicht ihr Auge auf diesen Mann geworfen, wie all die anderen Frauen?"
    „Himmel, nein!" Sie lächelte und nickte Bekannten zu, denen sie begegneten.
    „Da bin ich aber froh. Mit derlei Leuten sollten Sie sich nicht abgeben."
    „Wie ich gehört habe", raunte sie verschwörerisch, „ist er ein leidenschaftlicher Spieler."
    Bis Sidney sie wieder zu Hause

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