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Historical Weihnachtsband 1992

Historical Weihnachtsband 1992

Titel: Historical Weihnachtsband 1992 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERIN YORKE , BRONWYN WILLIAMS , Maura Seger
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sah.
    Wieder ein Bad. Irgendwie war er sicher, daß dieses hier einen besseren Zweck erfüllen würde, als das am Abend zuvor es getan hatte. Sie duftete so verführerisch nach Veilchen und nach sich selbst, daß er vor lauter Erregung noch stundenlag wachgelegen hatte.
    Doch heute gab es schon mehrere ermutigende Vorzeichen. Gleich am Morgen war sie zu ihm gekommen und hatte den Arm um seine Taille gelegt, während sie von der Tür aus zusahen, wie Becky ihren Strumpf leerte. Sie hatte sich schließlich doch noch riesig über die Handschuhe, das Puppenkleid, den grob geschnitzten Hund und die Handvoll Nüsse und Rosinen gefreut.
    Sara hatte ihn mit ihren großen grauen Augen angesehen, in denen wieder dieses verhaltene Feuer stand, das er so liebte. Ihr Gesicht war noch vom Schlaf gerötet, und das Haar hing ihr in zerzausten Strähnen über die Schultern, da er ihr in der Nacht den Zopf gelöst hatte. Außerdem war ihr Nachthemd an den beiden obersten Knöpfen geöffnet. Auch sein Werk, dachte er mit stillem Vergnügen.
    Sie hatte die Hand gehoben und sein Gesicht gestreichelt. „Oh, Robert, du lächelst ja", neckte sie ihn.
    Wie gut es tat, ihre warme vertraute Art zu spüren. „Ich weiß, dumme Angewohnheit", hatte er gesagt.
    „Allerdings", war ihre Antwort gewesen. „Schon komisch, was man in einem Yankee-Gefängnis so alles lernt. Früher hast du nie vor vier Uhr nachmittags gelächelt."
    Dann war ihre Fingerspitze zu der kleinen dünnen Narbe geglitten, die er selbst schon beim Rasieren bemerkt hatte. „Woher hast du das denn?"
    „Vom Eislaufen auf dem Teich vom alten Holland", war seine prompte Antwort gewesen.
    „Der alte Holland? Wer ist das denn?" wollte sie wissen.
    Er hatte erstaunt die Augenbrauen hochgezogen. Genau, das war die Frage. Wie kam er nur auf den Namen. „Mein lieber Schatz", hatte er sie dann abgelenkt. „Ich kann mich doch nicht an jeden Kratzer erinnern, den ich mir irgendwann mal geholt habe."
    „Ich schäme mich für meine Frage", hatte sie entgegnet. „Natürlich willst du alles vergessen. Ich habe gehört, wie schlimm die Verhältnisse im Fort waren, selbst bevor der Beschuß losging. Und dann kamen weder die versprochene Verstärkung noch der Nachschub durch." Und dann hatte sie ihm gelobt, auch das letzte Huhn im Stall zu schlachten, wenn es sein mußte. Nur hungern sollte er nie wieder.
    So gerührt war er gewesen, daß er nicht gewußt hatte, was er darauf antworten sollte. Seine Sara war solch eine glühende Verfechterin der Sache des Südens. Er hatte schließlich etwas in der Richtung gesagt, daß er sich gern mit Mais und getrockneten Bohnen zufrieden gab, solange seine anderen Bedürfnisse ausreichend befriedigt würden.
    Die Röte, die ihr daraufhin ins Gesicht stieg, hatte ihm die reinste Wonne bereitet.
    Doch bevor er ihre Verwirrung ausnutzen konnte, hatte sie sich schon wieder Becky zugewandt, um mit ihr zu spielen.
    Heute abend würde alles anders sein. Er konnte es deutlich spüren. Ihre leuchtenden Augen hatten eine deutliche Sprache gesprochen, als sie gerade das Bad erwähnte. Jetzt war er wirklich froh, ein Mann zu sein.
    Becky, die von den Anstrengungen des Tages völlig erschöpft war, schlief schon lange tief und fest in dem Raum neben dem Elternschlafzimmer. Sobald Sara in der Küche fertig war, würde er die Badewanne für sich beanspruchen. Er hatte eine Ewigkeit gewartet, seine Frau wieder in den Armen zu halten. Zweieinhalbjahre, um genau zu sein. Aber es hätte genausogut ein Leben lang sein können, gemessen an der Begierde, die er verspürte.
    Weniger als eine Stunde später wickelte er sich das feuchte Handtuch um die Hüften, rieb sich die frisch rasierten Wangen ab und blies die Lampe aus. Dann ging er barfuß und auf Zehenspitzen zum Schlafzimmer, wo seine Frau schon auf ihn wartete.
    Das Nachthemd würde er nicht wieder anziehen. Vielleicht konnte Sara aus dem Stoff etwas für das Kind nähen. Wenn er so darüber nachdachte, paßte eigentlich keines der Kleidungsstücke, die sie für ihn aus der alten Truhe geholt hatte. Alle waren an den Schultern mindestens eine Nummer zu klein und um die Taille herum viel zu weit. Offensichtlich hatte ihm das Soldatenleben mehr zugesetzt als die Arbeit auf der Farm.
    „Sara", flüsterte er, nachdem er leise die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Bist du noch wach?"
    „Ja, ich bin wach", antwortete sie sanft.
    Sein Herz hätte auch nicht heftiger pochen können, wenn ihm die ganze Unionsarmee auf

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