Historical Weihnachtsband 1992
sanft.
Sie hielt den Atem an, atmete tief durch und dann noch einmal. Schließlich seufzte sie befreit auf, während ihr ganzer Körper lustvoll erschauerte. In diesem Moment trat der Mond hinter einer Wolke hervor und ergoß sein milchig weißes Licht über das Bett, auf dem sich unter einem unordentlichen Haufen von Decken und Kissen zwei Menschen liebkosten und von wo leises Murmeln und gedämpftes Lachen zu hören waren.
Nach einiger Zeit kamen geflüsterte Zärtlichkeiten und halblaut gesprochene Worte dazu, und wenig später erklangen tiefe Seufzer.
Später . . . sehr viel später hörte man wieder murmelnde Stimmen und Flüstern und dann leise lustvolle Schreie. Es war schon weit nach Mitternacht, als Saras weiche, schläfrige und zufriedene Stimme erklang. „Willkommen zu Hause, mein geliebter Mann."
Sie waren beide noch ganz erfüllt von den Erlebnissen der vergangenen Nacht, als am nächsten Morgen Becky ins Schlafzimmer gestürmt kam und aufgeregt zu ihnen aufs Bett kletterte.
„Mama, Mama, Sandy Claus ist noch mal gekommt. Du hast gesagt, er kommt dieses Jahr überhaupt nicht, und jetzt ist er sogar zweimal gekommt."
Sie bewunderten gemeinsam die niedlichen kleinen Stühlchen, die er geflochten hatte, während Beckys Aufmerksamkeit abgelenkt gewesen war. Er hatte die Stühle dann am Abend zuvor an den Puppentisch gestellt.
Becky war hingerissen von dem hübschen Muster an der Rückenlehne, und sie hoffte nur, daß sich das Holz beim Trocknen nicht zu sehr verzog.
Becky war immer noch barfuß, und ihr Plappermäulchen wollte gar nicht mehr stillstehen. Sie trug ein oft geflicktes Nachthemd und ihre neuen roten Fäustlinge.
Als Roberts Blick auf die aufgesprungenen Hände seiner Frau fiel, wußte er, woher sie die Wolle dazu genommen hatte. Sobald der Krieg vorbei war, würde er für Becky und Sara neue Handschuhe und feine Kleider besorgen, das schwor er sich.
Und es sollte jeden Tag Fleisch auf dem Tisch stehen, und nie wieder diese scheußlichen Maisküchen.
In der Zwischenzeit hatte Sara sich angezogen. Sie trug die Halskette aus Knöpfen, die Becky ihr zu Weihnachten geschenkt hatte. Dabei hätte sie Diamanten verdient!
Eines Tages würde sie auch die bekommen, gelobte er.
„Sie hat mich gebeten, ihr zu helfen, eine Überraschung für mich zu basteln", hatte Sara ihm am Tag vorher augenzwinkernd verraten. Mit tiefer Rührung hatte er beobachtet, wie sie ihre Freude über das kleine Geschenk ausdrückte.
Seine Sara. Er konnte sich wirklich glücklich schätzen. Ihr Körper war auf eine Art verführerisch, daß es ihm fast den Atem raubte. Und dazu hatte sie ein Gesicht, das so unschuldig wirkte wie das eines Kindes. Es war diese besondere Mischung, die ihn am meisten erregte. Wenn Becky nicht gewesen wäre, hätte er seine Frau am liebsten gleich wieder in die Arme gerissen und sie den ganzen Tag bei sich im Bett behalten. Ob nun Sonntag war und der Kirchgang bevorstand oder nicht.
„Robert, hör auf, mich so anzusehen", flüsterte sie ihm streng zu. „Und du Becky, du gehst jetzt und wäschst dir Gesicht und Hände. Wir wollen doch nicht zu spät kommen, oder?"
Nach sechs Jahren Ehe scheint sie immer noch gehemmt zu sein, dachte er amüsiert, aber auch innerlich bewegt. Ein Gefühl der Wärme und der Zuneigung durchströmte ihn, wie er es noch nie empfunden hatte, jedenfalls soweit er sich erinnern konnte.
Andererseits mußte er sie schon immer so gemocht haben. Schließlich hatte er Sara geheiratet. Gott sei Dank! Nicht auszudenken, wenn jemand anders sie ihm weggeschnappt hätte. Eine Frau wie Sara war schließlich etwas ganz Besonderes.
Und Becky hatte zwar seine äußeren Züge geerbt und sah aus wie eine Miniaturausgabe ihres Vaters, doch sie besaß gleichzeitig die liebenswerte Natur ihrer Mutter und hatte die gleichen lachenden Augen wie sie.
Er wollte nicht, daß die beiden weggingen und ihn allein zurückließen, doch es war wohl klüger so. So versprach er, sich auszuruhen, während sie in der Kirche waren, und sich auch nicht draußen zu zeigen. Und falls es Ärger gab, sollte er auf keinen Fall den Helden spielen.
„Papas altes Gewehr steht im Vorratsschrank, und deins liegt unter dem Mehlfaß versteckt", teilte Sara ihm noch mit. Verflixt, daran hatte er noch gar nicht gedacht.
Natürlich, er mußte ein Gewehr besitzen. „Wie bin ich froh, daß du jedenfalls nicht versucht hast, es zu verbrennen", brummte er.
„Sei nicht albern", tadelte sie ihn. „Es läge
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