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Historical Weihnachtsband 1992

Historical Weihnachtsband 1992

Titel: Historical Weihnachtsband 1992 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERIN YORKE , BRONWYN WILLIAMS , Maura Seger
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„Ralph, das ist die reine Wahrheit. Es stand alles in der Familienbibel — die Geburten, die Hochzeiten, der Tod deines Urgroßvaters Lemuel, deines Großvaters Josiah, deines Vater Adolphus, Roberts und meine Hochzeit und Beckys Geburt. Miss Abigail sagt, daß deine Mutter alles versucht hat, deinen Vater dazu zu bewegen, mit ihr nach Norden zu ziehen und dort für ihren Vater zu arbeiten. Doch er glaubte, es niemals in einer Fabrik aushalten zu können, wo er den ganzen Tag eingesperrt gewesen wäre."
    Er machte einen verwirrten Gesichtsausdruck, und Sara wartete. Als er nichts sagte, sprach sie weiter. „Deine Mutter hat sich nie an das Leben hier gewöhnen können.
    Sie mochte die Tiere nicht und den Staub, der in den Trockenperioden durch jede Ritze dringt. Die feuchtheißen Sommer waren eine Last für sie. Miss Abigail sagt, sie vermißte auch die gepflasterten Straßen von Boston und die gepflegten Geschäfte, eben das ganze gesellschaftliche Leben im Osten. Sie weinte immerzu, und das machte deinen Vater ärgerlich. Dann, eines Tages, als dein Vater nach Suffolk gefahren war, um einen Stier zu kaufen, nahm sie dich und ging."

    „Und was war mit. . ?"
    „Mit Robert? Dein Vater hatte ihn mit sich genommen, während deine Mutter dich zu Hause behielt — unter dem Vorwand, du wärst krank." Plötzlich wußte sie, warum die Frau sich für Ralph und gegen Robert entschieden hatte. Robert war der ältere der Zwillinge und damit der Erbe seines Vaters. Ralph dagegen, der jüngere der beiden, war sozusagen ihr Kind gewesen.
    Sara spürte, wie sie plötzlich wieder so etwas wie Wärme für den Mann empfand, der unbeabsichtigt den Platz ihres Robert eingenommen hatte. Er saß weit nach vorn gebeugt, die Ellenbogen auf die Knie gestützt und das Gesicht in den Händen vergraben. „Gott im Himmel", flüsterte er erschüttert.
    Die Tür zur Veranda öffnete sich, und der Corporal steckte den Kopf herein.
    „Lieutenant, alles in Ordnung?"
    Sara sah ihn geistesabwesend an, und Ralph hob ebenfalls den Kopf. Seine Miene war noch nicht wieder gefaßt. „Hinaus,
    Cecil", kommandierte er scharf. „Ich komme in ein paar Minuten."
    „Jawohl, Sir", entgegnete der Corporal achselzuckend.
    „Ralph, warum nur?"
    „Warum was?"
    „Warum bist du ausgerechnet in dieses Haus gekommen, wenn du gar keine Ahnung von unserer Existenz hattest? Und warum hast du vorgegeben, jemand zu sein, der du gar nicht bist? Selbst wenn du tatsächlich dein Gedächtnis verloren hattest und auch nichts von Robert wußtest, warum hast du trotzdem versucht. . ."
    „ . . . versucht, mich an seine Stelle zu setzen?"
    Sie nickte wortlos. Alles andere konnte sie verstehen. Was sie ihm nicht verzieh, war die Tatsache, daß er versucht hatte,
    Roberts Platz in ihrem Bett und in ihrem Herzen einzunehmen. Denn in beiden Fällen war er erfolgreicher gewesen, als er jemals ahnen konnte.
    „Sara, ich schwöre dir, ich hatte keine Ahnung. Ich erinnere mich erst jetzt, daß meine Einheit hier in der Gegend Gerüchten über Verstecke der Rebellen nachging.
    Wir haben verschiedene Häuser durchsucht, und deines war das nächste auf der Liste. Dann habe ich Becky kennengelernt. Sie hat mich gleich bezaubert. Als sie sich ein Teetischchen zu Weihnachten wünschte, dachte ich, ich könnte vielleicht etwas wiedergutmachen von dem, was . . ." Er schluckte heftig. „Auf jeden Fall habe ich meine Männer losgeschickt, alles Nötige zu besorgen und den Tisch für sie zu schreinern.
    Becky sah plötzlich interessiert auf. Ihr unglücklicher Gesichtsausdruck war verschwunden. Sara wartete, daß Ralph weitersprach. Sie hatte zuerst angenommen, Jimmy hätte den Tisch gebracht, obwohl seine Fähigkeiten auf dem Gebiet der Holzarbeit eigentlich nicht über das Schnitzen hinausgingen.
    „Ich bin hiergeblieben, weil ich das Kind nicht allein lassen wollte. Meine Einheit war nicht die einzige in der Gegend, ich ich hatte Angst. . . Na ja, egal. Dann bist du nach Hause gekommen und weißt ja selbst, was anschließend passiert ist. Als du Robert zu mir sagtest, sah ich keinen Grund, warum ich nicht so heißen sollte. Schließlich hat auch das Kind mich sofort akzeptiert. Und mit der Riesenbeule am Kopf und den Schmerzen konnte ich zuerst überhaupt nicht denken. Du nanntest mich Robert, und für das Kind war ich Daddy. Ich habe das einfach als Tatsache hingenommen."
    Er stockte, fuhr sich mit der Hand durch das Haar und wischte sich verstohlen die vor Feuchtigkeit glitzernden

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