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Historical Weihnachtsband 1993

Historical Weihnachtsband 1993

Titel: Historical Weihnachtsband 1993 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PATRICIA POTTER , Nora Roberts , RUTH LANGAN
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und heute lagen die vier Jahre des Krieges, die ihn, Rafe Hampton, so sehr verändert hatten. Es tat verdammt weh, an den Blick ehrfürchtiger Bewunderung zu denken, den der junge Jaime für Seth gehabt hatte, während ihm, dem Fremden, dem Feind, unverhohlener Argwohn und Abneigung galten.
    „Nein", sagte Rafe gedehnt. „Ich glaube, da hast du recht. Aber ich habe deine Miss Blythe sehr lieb. Ist das etwa nichts?"
    „Kommt ganz drauf an, was daraus wird", gab Jaime zweifelnd zurück, und dem konnte man eine gewisse Weisheit nicht absprechen, die weit über Jaimes Jahre hinauszielte.
    Wieder der Konflikt zwischen Neigung und Pflicht, dachte Rafe und fand keine Antwort auf Jaimes Feststellung. So trat Rafe zum

    Herd hinüber und hob den Kessel ab, in dem jetzt das Wasser kochte. „Erst einmal wollen wir das heiße Wasser hinauftragen. Zeig mir den Weg!"
    Erst nach einem kurzen Zögern ging Jaime voran zur Treppe.
    „Das Kind liegt verkehrt", erklärte Seth Blythe. Maria biß auf ein zusammengefaltetes Stück Stoff, um nicht von neuem aufzuschreien. In den dunklen Augen flackerten Schmerz und Angst.
    „Bald ist alles wieder gut, Maria", tröstete sie Seth sanft. „Dann hast du ein richtiges Christkind. Nur noch eine kleine Weile mußt du durchhalten. Weißt du schon einen Namen dafür?"
    Die tränennassen Augen leuchteten plötzlich. Ja, Sir, ich weiß einen."
    „Aber du willst ihn keinem verraten?" scherzte Seth. Diese Minuten mußten für das Mädchen unsäglich schmerzhaft sein, während er versuchte, das Kind zu drehen.
    „Nein, Sir", gab Maria zurück. „Das bringt sonst Unglück."
    Die letzten Worte stieß sie zwischen den Zähnen hervor, weil die Schmerzen sie entzweizureißen schienen.
    „Es dauert nicht mehr lange, Maria", versicherte ihr Seth. „Ich brauche unbedingt heißes Wasser, Blythe, und du solltest besser einmal nachschauen, ob Rafe ..."
    „Zu spät." Es klang gedehnt von der Tür her, und Seth schnellte herum. Auf der Schwelle stand die beeindruckende Gestalt seines Bruders. In der einen Hand hielt er einen Eimer mit dampfendem Wasser, in der anderen einen Revolver. Seth erkannte seinen Revolver, den er draußen auf dem Korridor auf einem Tischchen abgelegt hatte. „Verdammt", stieß er hervor.
    Rafe überhörte diese Äußerung. „Wohin soll der Eimer?"
    Seth wies auf einen Stuhl neben dem Bett.
    Rafe stellte seine Last nieder und bemerkte dabei, daß auf dem Schreibüsch der andere Revolver lag. Vermutlich hatte ihn Seth in der Eile aus der Arzttasche genommen, um an die Instrumente zu kommen und der Kreischenden beizustehen.
    Noch bevor Seth etwas hätte tun können, ergriff Rafe die Waffe, was ihm einen traurigen Blick seines Bruders eintrug.
    Dann wandte Seth seine Aufmerksamkeit von neuem Maria zu und beugte sich zu ihr nieder. Ihr Körper wand sich in Krämpfen, und sie schrie wie ein verwundetes Tier. Seth kümmerte sich nicht
    weiter um Rafe, sondern wusch sich die Hände. Im Gegensatz zu den meisten Ärzten war er davon überzeugt, daß äußerste Sauberkeit der wirksamste Schutz gegen jede Form der Ansteckung sei. Dann erst warf er einen Blick über die Schulter zurück zu dem Bruder und wiederholte, was er vor einigen wenigen Stunden schon einmal gesagt hatte. „Eine schöne Weihnachtsbescherung."
    Rafe schwieg, steckte die eigene Waffe in das Halfter, die von Blythe in die Manteltasche und schob Seths Revolver in den Gürtel. Dabei fühlte sich der Mann keineswegs wohl. Er schaute in Blythes erschöpftes Gesicht und fragte sich, wie lange sie wohl nicht mehr richtig geschlafen haben mochte. Jedenfalls wirkte sie, als könnte sie jeden Augenblick zusammenbrechen. Trotzdem waren ihre Hände ruhig, mit denen sie die des Mädchens festhielt.
    „Ich warte draußen", sagte Rafe schließlich und wandte sich zur Tür. Dabei sah er sich einer Schar von Kindern gegenüber, die ihn alle anstarrten, als sei er der leibhaftige Teufel.
    „Muß Maria sterben?" fragte ein kleines Mädchen angsterfüllt.
    Seth drehte den Kopf herüber. „Nein, Liebes, es geht ihr gleich besser." Dann warf er dem Bruder einen Seitenblick zu. „Kümmere dich ein bißchen um die Kinder, ja!"
    sagte er, ohne sich um den Revolver zu kümmern. „Blythe muß mir helfen." Damit beugte er sich wieder über seine Patientin, überzeugt, daß Rafe tun würde, was ihm angetragen worden war.
    Der stand da und überragte mächtig die Kleinen, die mit offensichtlichem Entsetzen in ihren Gesichtern zu ihm

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