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Historical Weihnachtsband 1993

Historical Weihnachtsband 1993

Titel: Historical Weihnachtsband 1993 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PATRICIA POTTER , Nora Roberts , RUTH LANGAN
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er bemerkte, daß es sich wirklich um Alanna Flynns Familie handelte. Vielleicht war es verrückt gewesen, einen Augenblick lang anzunehmen, die Rotröcke hätten ihn trotz des Schnees bis hierher verfolgt, doch er war eben ein Mann, der stets wachsam blieb. Er musterte die drei Männer.
    Eigentlich waren es nur zwei, der dritte schien eher ein Halbwüchsiger. Einer war schon älter, kaum größer als Alanna und vierschrötig. Harte Jahre hatten das gerötete Gesicht gegerbt, nur die Augen wiesen Ähnlichkeit auf mit denen seiner Tochter, wenngleich sie heller waren. Das Haar, schütter und rotblond, wurde sichtbar, als er die Mütze abnahm.
    Der ältere Sohn glich dem Vater, war aber größer und schlanker von Statur. In dem Gesicht zeichneten sich innere Ruhe und Geduld ab, - Eigenschaften, die Mr.
    Murphy wohl fehlten. Der Jüngste war das ganze Ebenbild es Bruders, nur die glatten Wangen verrieten den Knaben. Haar und Augen leuchteten in denselben Farben wie bei der Schwester.
    „Unser Gast ist endlich aufgewacht", verkündete Alanna, und drei Augenpaare wurden ihm zugewandt. „Ian MacGregor, dies ist mein Vater Cyrus Murphy mit meinen Brüdern John und Brian."

    „MacGregor", wiederholte der alte Murphy mit polternder Stimme, „ein ungewöhnlicher, etwas seltsamer Name."
    Trotz der Schmerzen straffte Ian MacGregor die Schultern und zwang sich dazu, so gerade wie möglich zu sitzen. „Ich bin stolz, ihn zu tragen."
    „Ein Mann sollte auch auf seinen Namen stolz sein", pflichtete ihm Cyrus Murphy bei, „es ist immerhin alles, was er mitbekommt, wenn er geboren wird. Ich bin übrigens heilfroh, daß Sie sich zum Weiterleben entschlossen haben, denn der Boden ist gefroren, und wir hätten Sie nicht vor dem Frühling begraben können."
    „Ich muß gestehen, daß ich auch erleichtert bin, daß es nicht so gekommen ist."
    Die Antwort fiel zu Murphys Zufriedenheit aus, denn er nickte. „Wir wollen uns die Hände waschen und dann zu Tisch gehen."
    Johnny!" Alanna legte ihrem Bruder die Hand auf den Arm und hielt ihn zurück.
    „Könntest du vorher noch Mr. MacGregor helfen, sich ans Fenster zu setzen?"
    John schaute zu Ian hinüber und grinste. „Sie sind ein Kerl wie eine Eiche, MacGregor. Wir hatten alle Mühe, Sie ins Haus zu schleppen. Brian, faß mit an!"
    „Danke." Ian MacGregor unterdrückte mit zusammengebissenen Zähnen ein Ächzen, als die beiden Burschen ihn packten. Er verwünschte die Schwäche in seinen Beinen und schwor sich, am folgenden Tag aufzustehen und gehen zu üben, koste es, was es wolle. Schließlich setzten ihn die Brüder beim Fenster in den Sessel.
    „Sie halten sich gut, wenn man bedenkt, daß Sie um ein Haar das Zeitliche gesegnet hätten", sagte Johnny. Er konnte dem Verwundeten seine unausgesprochene Enttäuschung nachfühlen, sich nicht ohne fremde Hilfe fortbewegen zu können.
    „Ich komme mir vor, als hätte ich allein ein ganzes Faß Rum geleert und wäre danach bei rauher See hinausgesegelt in ein Unwetter."
    „Nur Geduld." Johnny klopfte ihm freundschaftlich auf die gesunde Schulter.
    „Alanna wird Sie schon wieder auf die Füße bringen." Damit ging auch er hinaus und schnupperte den Duft der mit allerlei Kräutern gewürzten Fleischpastete.
    „Mr. MacGregor?" Vor ihm stand der junge Brian, in den Augen Scheu und eine drängende Frage zugleich. „Nicht wahr, Sie sind noch zu jung, um 1745 mitgekämpft zu haben?" Als er sah, wie Ian MacGregor erstaunt aufblickte, sprach Brian hastig weiter: „Ich habe viel gelesen über den Aufstand des Stuart-Prinzen Charles und über die Schlachten. Aber damals waren Sie sicher noch nicht alt genug, um dabei zu sein."
    „Ich wurde erst 1746 geboren", erzählte ihm Ian, „während der Niederlage von Culloden. Mein Vater focht auf Seiten der Aufständischen, mein Großvater fiel damals."
    Brian schaute ihn mit weit geöffneten Augen eindringlich an. „Dann können Sie mir gewiß mehr sagen, als in den Büchern geschrieben steht."
    „Sicherlich." Ian lächelte ein wenig. „Das könnte ich."
    „Brian!" Alannas Stimme klang ermahnend. „Mr. MacGregor braucht Ruhe."
    Der Junge wich zurück, ohne den Blick von MacGregor zu wenden. „Könnten wir nach dem Abendessen weiterreden, wenn Sie nicht zu erschöpft sind?"

    Ian übersah Alannas unheilverkündende Miene und lächelte Brian an. „Das täte ich sehr gern."
    Alanna wartete, bis Brian außer Hörweite war. Der kaum gebändigte Zorn in ihrer Stimme als sie zu sprechen begann,

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