Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Historical Weihnachtsband 1993

Historical Weihnachtsband 1993

Titel: Historical Weihnachtsband 1993 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PATRICIA POTTER , Nora Roberts , RUTH LANGAN
Vom Netzwerk:
wollen, können Sie ja auch gleich etwas essen.
    Ich werde Ihnen die Brühe holen." Sie ließ ihn allein und wandte sich zur Küche. Ihre Absätze klapperten leicht auf dem Bohlenboden.
    Nachdem sie gegangen war, lag Ian MacGregor ganz still und ließ die Blicke durch den Raum schweifen. Dieser Vater von Alanna Flynn schien ein begüterter Mann zu sein. Die Fenster waren verglast, die Wände getüncht. Der Strohsack, auf dem Ian lag, befand sich in der Nähe des Feuers. Der offene Kamin war aus einem Stein gemauert, der hier in der Gegend gebrochen wurde, der Kessel über der Feuerstelle blitzblank. Kerzen standen in hübschen Leuchtern neben zwei bemalten Porzellangefäßen. Über dem Sims hingen Jagdszenen und eine prächtige Flinte. Den Webstuhl hatte man unter das Fenster gerückt, und in der Ecke sah er ein Spinnrad.
    Die Möbel waren sorgfältig abgestaubt. Einige bestickte Kissen gaben dem Ganzen die wohnliche Note. Über allem hing der Duft von Bratäpfeln und Gewürzen. Ein behagliches Heim, dachte Ian MacGregor, der Wildnis abgetrotzt. Und ein Mann, der sich dergleichen geschaffen hatte, war aller Achtung wert. Doch einer, der sich etwas aufgebaut hatte, mußte es auch bewahren, wenn nötig, mit der Waffe in der Hand.
    O ja, es gab noch Dinge, um deretwillen es sich zu kämpfen lohnte und sogar zu sterben! Die Heimat etwa oder die eigene Frau und vor allem die Freiheit. Dafür hätte Ian jederzeit den Degen gezogen. Als er versuchte, sich aufzusetzen, drehte sich der gemütliche Raum beängstigend im Kreise.
    „Das ist nun wieder typisch Mann. "Alanna war mit einer Schüssel Suppe eingetreten. „Macht man so meine Arbeit zunichte? Bleiben Sie still liegen, immerhin sind Sie noch schwach wie ein kleines Kind, aber doppelt so anstrengend."
    „Mrs. Flynn ..."
    „Erst essen Sie, reden können Sie später immer noch!"
    Außerstande, sich dem Befehl zu widersetzten, schluckte Ian MacGregor den ersten Löffel voll, den sie ihm in den Mund schob. „Die Brühe schmeckt wunderbar, Mrs.
    Flynn, aber ich kann selber essen."
    „Um mir die Suppe dabei über die sauberen Decken zu schütten? Vielen Dank, Sie werden Ihre Kraft noch brauchen!" beschwichtigte ihn Alanna, als wäre er einer ihrer Brüder. „Sie haben eine Menge Blut verloren, ehe Sie zu uns kamen, und noch mehr, als die Kugel entfernt wurde." Sie sprach ganz ruhig, während sie ihn Löffel für Löffel fütterte, und ihre Hand zitterte nicht dabei, doch ihr Herz klopfte ein wenig stärker als sonst.
    Ein zarter Duft nach Lavendel ging von ihr aus, und Ian fand nun, daß es eigentlich ganz angenehm war, sich von ihr die Brühe einflößen zu lassen.
    „Wäre es nicht so kalt gewesen", fuhr Alanna fort, „hätte die Schußwunde noch mehr geblutet, und Sie wären im Wald gestorben."
    „Dann habe ich wohl dem Wetter genausoviel zu verdanken wie Ihnen?"
    Sie streifte ihn mit einem strengen Blick. „Die Wege des Herrn sind unerforschlich.
    Offensichtlich hielt er es für angebracht, Sie am Leben zu erhalten, nachdem Sie das Ihre getan hatten, um zu sterben."
    „Und deshalb gab er mich in die Hand des Nächsten." Wieder lächelte Ian MacGregor unwiderstehlich. „Ich bin noch nie in Irland gewesen, aber es heißt, es sei wunderschön."
    „Das sagt auch mein Vater. Ich selbst bin hier geboren."
    „Trotzdem hört man Ihnen die Irin an."
    „Und Ihnen den Schotten."
    „Es ist schon fünf Jahre her, seitdem ich Schottland zuletzt gesehen habe." Ein Schatten huschte über Ians Gesicht. „Ich habe einige Zeit in Boston gelebt, bin dort erzogen worden und habe auch Freunde in der Gegend."
    „Erzogen?" Es war ihr bereits an seiner Art zu sprechen aufgefallen, daß er gute Schulen besucht haben mußte, und sie hatte ihn deshalb schon im stillen beneidet.
    „In Harvard." Er schmunzelte.
    „Ich verstehe."Nun beneidete ihn Alannanoch mehr. Wenn ihre Mutter länger gelebt hätte ... Aber sie war gestorben, und es war nicht mehr als ein oder das andere Buch geblieben, nach dem Alanna lesen und schreiben lernen konnte. „Hier sind Sie etwa einen Tagesritt von Boston entfernt. Gibt es dort in der Stadt vielleicht Verwandte oder Freunde, die sich schon um Sie Sorgen machen werden?"

    „Nein, niemanden." Er verspürte den Wunsch, sie zu berühren. Natürlich war das ungehörig und widersprach seiner Ehre als Gentleman. Trotzdem drängte es Ian zu fühlen, ob ihre Wange so seidenweich war, wie sie aussah, das Haar so dicht und schwer und der Mund so frisch.
    Sie

Weitere Kostenlose Bücher