Historical Weihnachtsband 1993
indem er auf sie zutrat und ihr beide Hände sanft auf die Schultern legte.
„Nicht, warte." Die ungewohnte Zärtlichkeit verschlug Alanna die Sprache.
Sanft ergriff er ihre kalten Hände - auch sie war ohne Handschuhe gegangen - und wärmte sie in den seinen. Dann faßte er in die Westentasche und zog ein kleines Etui heraus. „Ich habe einen Burschen aus dem Dorf nach Boston in mein Haus geschickt." Er drückte ihr das Schächtelchen in die Rechte. „Öffne es!"
Der Verstand mahnte, es nicht anzunehmen, aber das Herz, das Herz ließ das nicht zu. Alanna gehorchte und sah einen herrlichen
Ring darin liegen. Mit einem unterdrückten Laut preßte sie die Lippen fest aufeinander. Der Reif war aus Gold und zeigte ein gekröntes Löwenhaupt.
„Dies ist unser Clansemblem. Mein Großvater, dessen Namen ich trage, hatte den Schmuck für seine Frau anfertigen lassen. Bevor sie starb, gab sie ihn an meinen Vater weiter, daß dieser den Ring für mich aufbewahrte. Erst als ich Schottland verließ, ließ er mich wissen, wie sehr er hoffte, ich möge eine Frau finden, die stark, klug und treu genug sei, dieses Juwel zu tragen."
Alanna war die Kehle so zugeschnürt, daß jedes Wort schmerzte, das sie hervorpreßte. „Oh Ian, nein, ich kann nicht, ich . . ."
„Keine andere Frau soll diesen Ring jemals besitzen, solange ich lebe." Er nahm ihn aus dem Etui und steckte ihn an ihren Finger. Als sei das Schmuckstück für sie gemacht, paßte es. In diesem Augenblick war es Ian MacGregor, als gehöre ihm die ganze Welt. „Es wird niemals eine andere Frau geben, die ich lieben könnte." Damit hob er ihre Rechte mit dem Juwel an die Lippen und küßte sie. Dabei ließ sein Blick sie nicht los. „So schenke ich dir mein Herz, heute und für immer."
„Ich liebe dich", flüsterte sie.
„Und auch ich werde dich immer lieben." Als Alanna seinen Mund auf dem ihren spürte, wußte sie, daß die Zeit kommen würde, in der Reue und Schmerz sie erfassen würden. Jetzt aber, in den kurzen Stunden, die ihnen noch gemeinsam gehörten, wollte auch sie ihm ein anderes, ein bleibendes Geschenk geben.
Behutsam streifte sie Ian den Überrock ab, begann die Weste aufzuknöpfen und erwiderte seinen Kuß mit leidenschaftlichem Verlangen.
Ihm bebten leicht die Hände, als er die ihren festhielt. "Alanna . . ."
Sie schüttelte den Kopf und legte ihm einen Finger mahnend auf den Mund. „Ich bin kein unerfahrenes junges Mädchen, sondern eine Frau, und ich bitte dich, mich als solche zu behandeln. Du mußt mich nehmen, ich brauche dich und deine Liebe, Ian.
Bitte, nimm mich, heute, jetzt, in dieser Weihnachtsnacht!" Nun war sie es, die seine Hände umschloß und an die Lippen zog. Sie wußte, daß es verboten war, was sie tat, aber auch, daß es sein mußte. „Ich will dir gehören."
Nie zuvor hatte sich Ian MacGregor so unbeholfen gefühlt. Die Hände schienen auf einmal viel zu groß, zu rauh, sein Verlangen
zu tief und zu drängend. Er schwor sich, selbst wenn es ihm in seinem ganzen weiteren Leben nicht mehr gelingen sollte, in dieser Nacht würde er Alanna ganz sacht und zärtlich lieben, um ihr zu verstehen zu geben, was sein Herz für sie empfand.
Behutsam ließ er sie ins Heu niedergleiten. Zwar war dies nicht das breite, weiche Bett, das er sich für sie beide erträumt hatte, doch Alanna legte ihm bereitwillig die Arme um den Hals und lächelte, als sie ihm ihre Lippen darbot.
Sie hätte nie erwartet, daß es so beglückend sein könnte, die Hände des geliebten Mannes im Haar zu fühlen und auf ihrem Gesicht. Er küßte sie so sanft, so geduldig, daß ihre Sorgen und Befürchtungen aus dem Herzen weggeschwemmt wurden. Ian knöpfte ihr Kleid auf und streifte es ihr von den Schultern. Dann bedeckte er ihren Körper mit Küssen, streichelte die weiche Haut und flüsterte Alanna tausend törichte Dinge ins Ohr, so daß sie lächelte und gleichzeitig weinen mußte.
Dann spürte er, wie sie ihm energisch und schnell das Hemd öffnete, nachdem sie die Weste beiseitegeschoben hatte, und seine Brust liebkoste. Nun entkleidete sie ihn ganz, hielt immer wieder inne, ließ die Finger verweilen, entzückt und entzückend. Mit jeder Berührung, jedem Kuß steigerte sich Alannas Erregung. Auch Ian fühlte, wie seine Leidenschaft immer stärker wurde, dann drang er in sie und überließ sich der Wonne, die Alannas Leib ihm gewährte.
Feiner Lavendelduft mischte sich mit dem Geruch des Heues. In dem gedämpften Schein der Laterne
Weitere Kostenlose Bücher