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Historical Weihnachtsband 1993

Historical Weihnachtsband 1993

Titel: Historical Weihnachtsband 1993 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PATRICIA POTTER , Nora Roberts , RUTH LANGAN
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diese Frau keine Gedanken machte, überzeugt davon, sie sich im Leben redlich verdient zu haben.
    Ian stand auf und verneigte sich vor seiner Tante, doch ihr Gatte blieb seelenruhig am Kaminsims lehnen. Serena fand, daß ihr Mann immer noch überaus gut aussah, vielleicht sogar besser als in seiner Jugend. Mit dem Silberhaar und dem von der südlichen Sonne tiefgebräunten Gesicht erinnerte er sie oft an eine Eiche. Sein Körper war schlank und muskulös wie damals vor beinahe drei Jahrzehnten. Sie lächelte, während ihr der älteste Sohn, Daniel, einen Brandy eingoß und sie küßte.
    „Wir sind immer entzückt, wenn du uns Gesellschaft leistest, Mama, das weißt du."
    „Galant wie dein Vater." Serena war froh, daß er auch dessen Aussehen geerbt hatte, nicht nur seine Art zu sprechen. „Natürlich wünscht ihr mich heimlich zum Teufel. Aber ich möchte dich daran erinnern, daß ich schon einmal in einer Rebellion mitgekämpft habe, du . . . Engländer!" Mit dem letzten Wort wandte sie sich an ihren Mann.
    Brigham grinste. Seit dem ersten Kennenlernen hatte sie, die Schottin, ihn
    .Engländer' genannt, was in ihrer Heimat eher sehr wenig schmeichelhaft klang.
    „Und habe ich jemals den Versuch gemacht, dich ändern zu wollen?"
    „Du bist viel zu klug, um etwas zu tun, das von vornherein zum Scheitern verurteilt wäre." Sie küßte ihn auf die Wangen. „Ian", sagte sie zu dem Neffen, „du hast abgenommen." Ihrer Meinung nach hatte sie ihm Zeit genug gelassen, über etwas nachzugrübeln, das ihn offensichtlich quälte. Da seine Mutter jenseits des Meeres lebte, würde eben sie, seine Tante, sich um den Jungen kümmern. „Zufrieden mit dem Koch?"
    „Man speist bei dir nach wie vor ausgezeichnet, Tante Serena."
    „Das höre ich gern." Sie nippte an ihrem Glas. „Deine Cousine Fiona beklagt sich bei mir, daß du immer noch nicht mit ihr ausgeritten seiest." Die Rede war von der jüngsten Tochter des Paares. „Ich hoffe nur, sie fällt dir nicht zur Last mit ihrem Wunsch."
    „Keineswegs." Ian wußte nicht recht, was er so schnell antworten sollte. „Ich war einfach ein wenig . . . zerstreut. Aber ich werde das Versäumte in den nächsten Tagen nachholen."
    „Gut." Sie lächelte, entschlossen, mit der entscheidenden Aussprache zu warten, bis sie mit Ian allein wäre. „Brigham, Amanda möchte, daß du sie berätst bei der Auswahl eines geeigneten Ponys für den jungen Colin. Ich war zwar immer der Meinung, ich hätte meine älteste Tochter gut erzogen, aber offensichtlich traut sie dir mehr Pferdeverstand zu als ihrer Mutter. Und was dich angeht, Daniel, so wartet dein Bruder bei den Stallungen auf dich und hat mich gebeten, dich zu ihm zu schicken."
    „Der Junge hat nichts im Kopf als Pferde", bemerkte der Vater, „ganz wie Malcolm."
    „Darf ich dich erinnern, daß mein jüngerer Bruder sich mit Pferden äußerst gut bewährt hat?"
    Brigham Längsten, Earl of Ashton, hob das Glas.
    „Nicht nötig, ich weiß es ohnehin."
    „Dann will ich erst einmal gehen." Daniel stellte den Cognacbecher nieder. „Wenn ich Kit richtig einschätze, wälzt er gerade wieder verwegene Pläne, sich der Pferdezucht zuzuwenden."
    „Oh, da fällt mir ein, Brigham", fuhr Serena fort. „Parkins ist in hellem Aufruhr über irgend etwas, ich glaube, wegen deines Reitanzuges. Er ist oben im Ankleidezimmer."
    „Parkins regt sich dauernd auf, murmelte Langston ungerührt. Er kannte seinen langjährigen Kammerdiener. Doch dann dämmerte dem Earl, was seine Frau eigentlich gemeint haben mochte, als ihn ihr Blick streifte. „Na, dann werde ich eben nachsehen, was Parkins wieder mal hat."
    „Wenigstens du bleibst doch bei mir, Ian, nicht wahr?" Sie breitete ihre Reifröcke aus und setzte sich, zufrieden, daß es ihr so schnell gelungen war, alle anderen hinauszuschicken. „Wir haben noch kaum Zeit gefunden, miteinander zu plaudern, seitdem du zu Besuch gekommen bist. Nimm dir einen zweiten Brandy und leiste mir noch eine Weile Gesellschaft." Wieder lächelte sie entwaffnend. Sie hatte früh begriffen, daß man damit besser an jedes Ziel kam als mit ungeschicktem Drängen.
    „Erzähle mir von deinen Erlebnissen in Boston!"
    Obwohl Ian keineswegs in besonders guter Laune war, mußte er doch das Lächeln seiner Tante erwidern. „Tante Serena, du bist sehr schön."
    „Versuche mich nicht abzulenken." Sie schüttelte den Kopf, und das rote Haar, das sich niemals wirklich in eine Frisur zwingen ließ, floß über die Schultern.

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