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Historical Weihnachtsband 1993

Historical Weihnachtsband 1993

Titel: Historical Weihnachtsband 1993 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PATRICIA POTTER , Nora Roberts , RUTH LANGAN
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sogar eine Livree. Die Längstens hatten Alanna den Wagen mit Kutscher und Zofe geschickt, damit die Reise über Land möglichst bequem verlaufen sollte. Denn nur die Strecke von Boston bis Richmond hatte sie mit dem Schiff zurückgelegt, natürlich in Begleitung einer Bediensteten der Längstens. Den Rest des weiten Weges würde man mit der Kutsche fahren. Die Plantage hieß Glenroe nach einer Waldlandschaft in Schottland.
    Es war schrecklich aufregend gewesen mitanzusehen, wie der Wind die Segel füllte, eine eigene Kabine zur Verfügung zu haben und sich von einer aufmerksamen Zofe bedienen zu lassen, wenigstens, bis die Ärmste wegen des Schlingerns und Stampfens des Schiffes seekrank geworden war. Danach mußte das bedauernswerte Mädchen von Alanna umsorgt werden. Und es hatte ihr kein bißchen ausgemacht.
    Während das dankbare Mädchen schlief, konnte Alanna an Deck Spazierengehen und über das Meer schauen, wobei gelegentlich ferne Küstenstreifen auftauchten.
    Sie bewunderte die Schönheit und riesige Weite des Landes.
    Es war großartig. Obwohl sie die väterliche Farm liebte, die Wälder und Felsen Massachusetts', wo sie geboren war, so fand sie jetzt freilich die Landschaft Virginias in ihrer Vielfalt noch beeindruckender. Bei der Abreise hatte daheim noch Schnee gelegen, und die ersten warmen Tage hatten Eiszapfen an Dachtraufen und den kahlen Ästen der Bäume glitzern lassen. Hier im Süden dagegen grünte es, und Alanna knöpfte den Reisemantel nicht zu, sondern genoß die milde Luft, die durch das Wagenfenster hereinströmte.
    Junge Tiere weideten auf den Wiesen, Kälber und Fohlen tollten in ausgelassenen Sprüngen umher oder saugten bei den Muttertieren. Auf den Plantagen waren zahllose schwarze Feldarbeiter bereits dabei, die Frühlingspflanzung vorzunehmen.
    Dabei war es erst März.
    Erst März, dachte sie. Vor drei Monaten hatte sie Ian fortgeschickt. Wie oft in den vergangenen Wochen machte sie eine unwillkürliche Bewegung nach dem Ring, den sie an einer Kordel heimlich unter dem Reisekleid um den Hals trug. Natürlich würde sie ihn bei der nächsten Gelegenheit zurückgeben müssen, vermutlich seiner Tante, denn Ian selbst befand sich gewiß nicht auf Glenroe. Das war ganz und gar unmöglich. Bei dem Gedanken empfand sie eine sonderbare Mischung aus Erleichterung und Sehnsucht. Mit einer Entschuldigung wollte Alanna den Schmuck Lady Längsten überreichen. Immerhin handelte es sich ja um ein Familienerbstück.
    Und sie mußte der Dame nicht die ganze Wahrheit erzählen, wie das Juwel in ihren, Alannas, Besitz gekommen war. Denn das wäre doch zu demütigend und schmerzlich gewesen.
    Jetzt nicht daran denken, mahnte sie sich selbst und legte die Hände in den Schoß, während sie hinausschaute. Die sanft ansteigenden Hügel waren in diesem milden Vorfrühling Virginias bereits grün überhaucht. Sie wollte diese Reise und den Besuch als ein rechtes Abenteuer betrachten, wie sie es wohl kaum jemals wieder erleben würde. Außerdem mußte sie nach der Rückkehr natürlich haarklein darüber berichten, vor allem Brian, diesem wißbegierigen Jungen. Alanna seufzte leise. Ja, sie würde sich ganz genau an alles erinnern - und das nicht nur seinetwegen. Hier handelte es sich um Ian MacGregors Familie, um Menschen, die ihn als Kind gekannt hatten und aisjungen Burschen. Während der kurzen Wochen auf der Plantage in Gesellschaft seiner Verwandten konnte sie sich ihm noch einmal nahe fühlen, zum allerletzten Male, das schwor sie sich. Dann wollte sie auf die Farm zu den Ihren zurückkehren und sich bescheiden. Es gab keine andere Möglichkeit. Doch als der Wagen gerade schwankte, umklammerte sie doch weiter den Ring und wünschte sich, es gäbe doch noch einen anderen Weg.
    Die Kutsche rollte zwischen zwei hochaufragenden Steinpfeilern hindurch. Zwischen ihnen befand sich ein schmiedeeisernes Schild, auf dem 'Glenroe' zu lesen stand. Die Zofe, mehr mitgenommen von der Reise als Alanna, rutschte auf dem Sitz gegenüber hin und her.
    „Bald schon werden Sie das Herrenhaus sehen, Madam." Offensichtlich heilfroh, daß die anstrengenden Wochen nun beinahe vorüber waren, hielt sich das Mädchen nur mit Mühe zurück, den Kopf aus dem Wagenfenster zu stecken. „Es ist das schönste Herrenhaus in ganz Virginia."
    Mit stürmisch pochendem Herzen strich Alanna immer wieder die schwarze Borte glatt, mit der das taubengraue Reisekleid besetzt war, an dem sie drei Wochen genäht hatte. Dann spielte sie

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