Historical Weihnachtsband 1993
in den Wangen.
„Kit und Fiona werden Sie bei jeder Gelegenheit zu den Pferden schleppen", warnte Lady Serena. „Und meine Tochter Amanda wird heute abend mit ihrer Familie zum Dinner kommen. Sie leben auf einer Plantage in der Umgebung." Sie goß Wein in einen Becher ein und reichte ihn Alanna. „Wir wollen nicht erst auf Brigham, meinen Mann, und die anderen warten. Sie inspizieren das Auspflanzen der Sämlinge und werden weiß Gott wann zurückkehren."
„Mama hat uns erzählt, daß Sie auf einer Farm in Massachusetts zu Hause sind", begann jetzt Fiona.
„So ist es." Alanna lächelte und fühlte sich ein wenig gelöster als bisher. „Und dort lag noch Schnee, als ich abreiste. Bei uns ist die Zeitspanne zum Auspflanzen viel kürzer als bei Ihnen."
Das Gespräch plätscherte mit Leichtigkeit dahin, als die Zwillinge wiederkamen, diesmal offensichtlich ein Herz und eine Seele, die Arme einander um die Schultern gelegt. Mit einem Lächeln, das die beiden nun völlig gleich machte, liefen sie zur Mutter und küßten sie auf die Wangen.
„Zu spät", sagte sie zu ihnen. „Ich habe das mit der Vase schon erfahren." Sie füllte zwei Tassen mit heißer Schokolade. „Wie gut, daß es eine häßliche war. Nun setzt euch hin und versucht, nicht gleich alles auf den Teppich zu kleckern!"
Alanna hatte ihre Befangenheit überwunden und genoß gerade einen zweiten Becher Wein, als lautes Männerlachen von der Halle hereinschallte.
„Papa!" brüllten die Zwillinge, sprangen blitzschnell auf und rannten zur Tür. Lady Serena schaute auf die Schokoladenflecken, die nun doch auf dem Teppich prangten, und seufzte.
Brigham Langston betrat den Salon und zauste zärtlich beide Jungen, die ihm zur Seite hüpften. „Nun, was habt ihr wohl heute
wieder angestellt?" Dabei ließ er den Blick zuerst zu seiner Frau schweifen, wie Alanna feststellte. Belustigung war darin zu lesen, aber auch etwas viel Tieferes, Aufrichtiges. Dann erst schaute der Earl den Gast an, schob die Kinder liebevoll von sich und schritt quer durch den Raum auf Alanna zu.
„Dies ist mein Mann, Brigham, liebe Alanna", begann Serena.
„Ich freue mich sehr, Sie endlich kennenzulernen." Mit beiden Händen ergriff Brigham Langston ihre Rechte. „Wir stehen so sehr in Ihrer Schuld."
Alanna errötete sanft. Er hätte zwar dem Alter nach beinahe ihr Vater sein können, trotzdem ging etwas von ihm aus wie ein magnetischer Strom, und er konnte einer Frau durchaus Herzklopfen verursachen. „Ich habe Ihnen für Ihre Gastfreundschaft zu danken, Lord Langston."
„Nicht doch! Sie sollen sich bei uns nichts als wohlfühlen." Er warf seiner Frau einen sonderbaren und, wie es Alanna schien, ziemlich erbosten Blick zu. „Ich kann nur hoffen, daß nichts Ihr Wohlbefinden und das Vergnügen Ihres Aufenthaltes stören möge."
„Wie könnte das geschehen? Sie haben ein großartiges Haus und eine wundervolle Familie."
Er wollte noch etwas sagen, doch seine Gattin kam ihm zuvor. „Wein, Brigham?" Sie hatte bereits einen Becher gefüllt und bot ihn ihm mit einem warnenden Augenausdruck an. Die Auseinandersetzung über Lady Serenas Versuch, eine Ehe zu stiften, war noch nicht ausgestanden. „Du mußt durstig sein nach all der Anstrengung. Wo sind die anderen?"
„Sie sind mit mir gekommen, aber noch in der Bibliothek zurückgeblieben." Kaum hatte er die letzten Worte gesprochen, da betraten zwei Herren den Salon.
Den hochgewachsenen, dunkelhaarigen Jüngeren sah Alanna nur flüchtig. Er schien ein Ebenbild Brigham Langstons. Denn sie schaute wie gebannt auf Ian MacGregor.
Dabei entging es ihr ganz, daß sie aufgesprungen und der Raum plötzlich ganz still geworden war. Ihr Blick hing an Ian. Er trug elegante Reitkleidung, das Haar hatte der Wind ein wenig zerzaust. Auch Ian schien völlig überrascht zu sein, doch sein Mienenspiel wechselte schneller als das ihre. Er lächelte, es wirkte aber gezwungen und förmlich, so daß es ihr ins Herz schnitt.
„Ah, Mrs. Flynn! Welch ungewöhnliche Überraschung!"
„Ich . . ., ich . . ." Sie tastete nach einem Halt und sah sich verzweifelt nach einem Fluchtweg um, doch Lady Serena war bereits aufgestanden und ergriff Alannas Hand, drückte sie kurz und ermutigend. "Alanna war so freundlich, meine Einladung anzunehmen. Wir alle wollten ihr persönlich dafür danken, daß sie sich um dich gekümmert und dich am Leben erhalten hat, damit du uns noch mehr Scherereien machen kannst."
„Ich verstehe." Mit Mühe wandte
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