Historical Weihnachtsband 2010
Prügel.“ Zu seiner Zeit war er tatsächlich ein gefährlicher Schwertkämpfer gewesen.
„Ich versuche mal, ob ich etwas hören kann.“ Rosemary wich seiner Hand aus, die sie zurückhalten wollte, und erhob sich. „Ich werde vorsichtig sein.“ Sie kroch bis zu Malcolms aufgestapelten Stühlen hinunter. Sie waren jetzt mit Holzsplittern übersät.
Die Tür hatte in der Mitte einen deutlichen Riss und ließ einen schmalen, schimmernden Streifen Licht erkennen sowie die glänzende Spitze einer Axt. Der nächste Schlag würde die Tür zersplittern lassen. Doch alles war seltsam still.
Was war geschehen? Wohin waren die Räuber verschwunden?
„Rosemary! Bist du da drinnen?“, rief eine tiefe Stimme.
Sicher einer der Banditen. „Geh weg!“, schrie sie.
„Rosemary! Öffne sofort diese Tür, verdammt noch mal, oder ich schlage sie ein.“ Etwas Schweres schlug gegen die Tür und ließ sie erzittern. „Öffne, sage ich!“
Entsetzt, aber zu allem entschlossen, rannte Rosemary die Treppe hinauf. Sie hatte nicht vor aufzugeben. Sie würde Onkel Percys großes Bett vor die Kammertür schieben, damit sie nicht geöffnet werden konnte. Und dann würde sie sich aus dem Fenster hängen und nach Hilfe schreien, bis jemand kam.
5. KAPITEL
Rosemary rannte zurück in die Kammer. „Schnell, Onkel, steh auf, wenn du kannst. Ich will das Bett vor die Tür rücken.“
In dem Moment flog die Kammertür erneut auf und krachte so hart gegen die Wand, dass deren Verputz sich löste und als feine, weiße Wolke niedersank.
Rosemary riss das Messer aus ihrem Gürtel und schrie: „Keinen Schritt weiter! Ich werde – Lord William?“ Erst jetzt erkannte sie den Mann, der da in die Kammer stürzte.
„Rosemary!“ Mit zwei Schritten war er bei ihr, hob sie hoch und riss sie in seine Arme. „Geht es dir gut?“
„Mmmpf“, war alles, was sie antworten konnte, weil er sie so fest an seine Brust drückte.
„Rosemary! Bist du verletzt?“ Er hatte einen Arm um ihre Taille gelegt. Mit der freien Hand tastete und klopfte er aufgeregt ihren Rücken ab. „Sag mir doch, wo du verletzt bist“, verlangte er zu wissen. Rosemary, deren Ohr an seiner Brust lag, konnte den wilden, dröhnenden Schlag seines Herzens vernehmen. Sie hob den Kopf und sah in sein besorgtes Gesicht. „Mir geht es gut.“
„Gut? Bist du sicher?“ Als sie nickte, wich die Angst langsam aus seinem Blick.
„Ich bin nur ein wenig durcheinander.“ In Wahrheit war Lord Williams Gefühlsausbruch der fast größere Schock für sie als der ganze Überfall. Warum war er nur so außer sich? „Ihr seid zur rechten Zeit gekommen, um uns zu retten.“
„Gott sei Dank.“ Erleichtert stieß er die Luft aus. „Als Arnald die Nachricht überbrachte, jemand wäre im Begriff, hier einzubrechen, fürchtete ich …“ Wieder verdüsterte sich sein Blick. „Ich fürchtete, wir würden nicht rechtzeitig hier sein. Jesus, wenn etwas geschehen wäre … wenn es mir wieder nicht gelungen wäre, zu retten …“ Sichtlich unangenehm berührt brach er ab.
„Wie Ihr seht, geht es mir gut.“ Rosemary bemühte sich, ihn freundlich anzulächeln, während sich die Gedanken in ihrem Kopf überschlugen. Was oder wen hatte er zu retten versäumt?
Erleichtert stöhnte William auf und ließ sie los. Seine Arme hingen schlaff herunter, und er wandte sich steif von ihr ab. „Nun, das ist schön.“
Was ist das nur für ein irrsinniges Benehmen?, dachte Rosemary. Erst die wahnsinnige Sorge um ihr Wohlergehen und jetzt dieses kalte, abweisende Verhalten.
„Ich bin Percy Bainbridge“, sagte ihr Onkel in die angespannte Stille hinein. Er saß in seinem Bett und strahlte. Seine neugierigen Blicke schossen zwischen Rosemary und Lord William hin und her. „Seid Ihr zufällig der gleiche Lord William, der meine Rose gestern Abend nach Hause begleitete?“
„Aye. Die Straßen sind weniger sicher als sonst. Das liegt an all den herumlungernden, betrunkenen Spielleuten“, brummte William. Es ärgerte ihn sichtlich, dass der Onkel ihnen stillschweigend eine gewisse Vertrautheit unterstellte.
„Onkel Percy hörte Eure Stimme und fürchtete, es wäre ein Eindringling“, sagte Rosemary hastig. „Ich erklärte ihm, dass … dass …“
„Aye. Sie sagte, Ihr wäret ein alter Bekannter von ihr, der um ihr Wohlergehen besorgt sei.“ Percy kicherte. „Ich erwartete einen Mann meines Alters oder einen im Alter des armen George. Aber das macht nichts. Wie es scheint, bin ich Euch
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