Historical Weihnachtsband 2010
Geschichte“, meinte Rosemary voll atemloser Ungeduld.
„Nun, ich fand meine Gnade unter dem Sternenlicht.“ Während er sie noch enger an sich zog, erzählte er ihr, was er gesehen hatte, oder was er empfunden hatte, als hätte er es tatsächlich gesehen. „Ich weiß nicht, ob es Wirklichkeit oder Einbildung war“, fügte er hinzu. „Doch in dem Augenblick, als ihr Bild verblasste, verspürte ich einen großen Frieden.“ Er errötete. „Meine Wangen waren nass von Tränen, deren ich mir gar nicht bewusst gewesen war, aber der Friede …“
Rosemary lächelte unter Tränen. „Ich bin so froh.“
„Ich eilte aus der Kabine, befahl, das Schiff zu wenden, und segelte schnell zu dir zurück. Als ich in der Apotheke ankam, fand ich alle in heller Aufregung vor. Dein Onkel war aus Malcolms wirren Reden nicht klug geworden und wusste nicht, wohin er sich wenden sollte. Als ich den Jungen Baldassares Namen nennen hörte, war mir klar, wo du sein musstest. Auch das war wohl Teil des Wunders der Dreikönigsnacht, denn ich kam gerade noch rechtzeitig, um dich vor Lady Chandre zu retten.“
„Aye.“ Rosemary wagte kaum zu atmen. „Hast du nun deinen Frieden mit Ellas Tod gemacht?“
„Ja, das habe ich.“ Er strich ihr das wirre Haar aus dem Gesicht. „Ich werde sie immer vermissen, denn sie war meine erste Liebe, die Freundin meiner Kinderzeit. Aber ich bin jetzt frei von Schuld und Reue. Frei, mein Leben weiterzuführen. Und ich möchte dieses Leben mit dir gemeinsam führen, Rosemary.“
„Oh William.“ Eine einzelne Träne rann über ihre Wange. Doch dieses Mal weinte sie vor Glück.
Er wischte sie fort. „Genug geweint. Das ist ein Festtag. Ich habe deinen Onkel bereits um die Erlaubnis gefragt, dir einen Antrag zu machen.“ Er grinste sie reumütig an und sah dabei um Jahre jünger aus und tausendmal glücklicher, als sie ihn je gesehen hatte.
Ein Klopfen an der Tür ließ sie beide schuldbewusst aufspringen.
„Mylord“, rief Walter, der Verwalter. „Eure Gäste sind angekommen und fragen sich, wann Ihr und die junge Dame wohl unten erscheinen werdet.“
„Gäste?“, flüsterte Rosemary.
„Wir kommen gleich“, antwortete William. „Aber zuerst gebe ich meiner Frau noch das Verlobungsgeschenk.“
William hatte tatsächlich ein Geschenk für sie. Es war ein Perlenhalsband, das einst Lady Catherine Sommerville, seiner Großmutter, gehörte.
Rosemary folgte William die Stufen des Turms hinunter, während sie immer noch verblüfft die Perlen an ihrem Hals betastete. „Deine Familie ist vielleicht nicht erfreut, wenn sie erfährt, dass du eine Apothekerin heiraten willst.“
Er blickte sie über die Schulter an, und sein Lächeln machte sie schwindlig. „Sie werden hingerissen sein. Und das nicht nur, weil du äußerlich und innerlich eine schöne Frau bist, sondern auch, weil ich jetzt in England bleibe. Außer, ich nehme dich vielleicht eines Tages mit und segle mit dir zu fremden Häfen. Würde dir das gefallen?“
„Aye“, sagte Rosemary prompt. „Ich glaube, das würde es.“
„Und Percy auch, wenn er dazu imstande ist.“
Rosemary sprang leichtfüßig ans Ende der Treppe. Dann hielt sie inne und sog prüfend die Luft ein. „Ist das etwa Tannenduft, was ich da rieche?“
Dieses Mal zauberte sein Lächeln ein Grübchen auf seine linke Wange. „Aye. Und auch Zimt, schätze ich. Die Bediensteten waren fleißig und haben eine kleine Überraschung für dich vorbereitet. Komm“, drängte er.
Rosemary folgte ihm. Seine gute Laune verwirrte sie. Im Eingang zum großen Saal blieb sie wieder stehen. „Kleine Überraschung?“, sagte sie leise.
Die Verwandlung des Saales war kaum weniger aufsehenerregend als Williams Verwandlung. Zweige von Tanne, Stechpalme und Efeu wanden sich um die Deckenbalken. In den Wandhalterungen brannten Hunderte von Fackeln, und über die Tische waren elfenbeinfarbene Tischdecken gebreitet. Wenn man von einem Raum sagen konnte, dass er leuchtete, so war es dieser.
„Oh William“, murmelte Rosemary. „Es ist wundervoll, aber …“
„Ella bat, mich ihrer zu erinnern, indem ich das Leben feiere, ihres und unser neues, gemeinsames Leben.“ Er hob ihre Hände an die Lippen und küsste sie.
„Da sind sie!“, rief jemand.
Die Menge fröhlich gekleideter Menschen drehte sich wie ein Mann um und stürmte auf sie zu. Ihre Glückwünsche und Hochrufe hallten von den geschmückten Balken wider.
Durch einen Schleier von Freudentränen erkannte
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