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Hitzetod

Hitzetod

Titel: Hitzetod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Pearson
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einführte.
    Delaney hatte sich rechtzeitig abgewandt. Draußen versuchte er das Schiebefenster am Ende des Gangs zu öffnen, fluchte, als es verkantete, und öffnete es schließlich unter lautem Ächzen mit Gewalt. Er steckte sich die Zigarette wieder in den Mund und nahm, nachdem er sie mit einem Streichholz angezündet hatte, einen langen, beißenden Lungenzug. Dann ließ er den Rauch mit einem langgezogenen Seufzer durch die gespannten Lippen wieder ausströmen. Bonner kam kopfschüttelnd näher.
    »Was ist das zwischen Ihnen und ihr?«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Machen Sie mir nichts vor, Cowboy. Sie können die Frau nicht ausstehen und umgekehrt. Aber warum? Hat sie Sie bei der letzten Gartenparty abblitzen lassen?«
    »Ich mag nicht, wofür sie steht.«
    »Und das wäre?«
    »Das Establishment.«
    Bonner zückte seinen Dienstausweis. »Da kann ich Sie beruhigen, Chef: Sie sind ebenfalls voll bezahltes Mitglied.«
    »Und Sie ein voll bezahlter Scheißkerl.«
    »Ich tu mein Bestes.«
    Delaney zuckte die Schultern, während Bonner seinen Dienstausweis wieder einsteckte. »Sie und ich, wir leben in verschiedenen Welten, Eddie, alter Freund. Das ist eine Lizenz, Ratten zu fangen, sonst nichts. Die Knie zu heben, die Ellbogen rauszustrecken und nach der Pfeife von Leuten wie ihrem verdammten Onkel zu tanzen.«
    Bei Bonner fiel der Groschen. »Also kein besonderer Fan vom Superintendent?«
    »Irgendwann wird doch noch ein großer Detective aus Ihnen. « Delaney warf seine Zigarette aus dem Fenster und ging in den vorderen Raum zurück, wo er den Leuten von der Spurensicherung dabei zusah, wie sie ein Schränkchen einstäubten, das neben dem Sofa stand. Er wandte sich wieder Bonner zu.
    »Irgendwas Neues von Jackies Sohn … Andy?«
    Bonner schüttelte den Kopf. »Er lebte seit ein paar Monaten nicht mehr bei ihr.«
    »Wohnt er bei seinem Onkel?«
    »Ja, nach Aussage der Nachbarn. Er ist verreist.«
    »Das ist doch schon mal was.«
    Die Team von der Spurensicherung bewegte sich in Richtung Schlafzimmer, und Delaney ging hinüber und öffnete die Schublade des kleinen Schränkchens. Er nahm den gesamten Inhalt heraus und legte ihn obendrauf. Kondome. Eine ausgequetschte Tube Gleitmittel. Karten mit einer Telefonnummer und der Cartoondarstellung einer gummibekleideten Domina. »Ohne Fleiß kein Preis.« Ein Päckchen Gummiringe. Eine Schachtel Reißzwecken. Ganz hinten in der Schublade lag ein kleines schwarzes Notizbuch. Delaney holte es heraus und blätterte es durch. Ein Tagebuch. In Jackie Malones krakeliger Handschrift notierte Namen, Zahlen. Er schlug den letzten Eintrag auf. Sein eigener Name, DELANEY, mit seiner Dienstnummer darunter.
    »Was Interessantes?«, rief Bonner herüber.
    Delaney hielt das Tagebuch so, dass der Sergeant es nicht sehen konnte, und schaute ihn an. »Sie sagten, sie hätte mich sprechen wollen?«
    »Mehrmals.«
    »Und?«
    Bonner zuckte die Schultern. »Nichts. Sie wollte nur mit Ihnen sprechen. Die Kollegen haben angenommen, es sei etwas Persönliches.« Er hielt inne, leckte sich mit der Zungenspitze ganz leicht die Oberlippe. »Sie verstehen?«
    Delaney hielt seinem Blick stand. »Nein.«
    »Sie haben also keine Ahnung, was sie wollte?«
    »Wie sollte ich? Ich habe ja nicht mit ihr gesprochen.«
    »Vielleicht hat sie sich wegen irgendwas Sorgen gemacht?«
    »Wie’s aussieht, hatte sie guten Grund dazu.« Delaney warf einen Blick durch die offene Tür und sah zu, wie Kate Jackies Kopf leicht auf eine Seite neigte, um das geronnene Blut zu untersuchen, das zäh aus beiden Nasenlöchern gelaufen war. Vorsichtig legte sie den Kopf wieder ab, nahm ein Diktiergerät zur Hand und stellte es auf Aufnahme.
    Delaney wandte sich ab und ging zu dem offenen Fenster hinüber. Ohne die unausgesprochene Kritik zu beachten, als er sich eine weitere Zigarette anzündete, blies er den trägen Rauch in die heiße Nacht, während das Nikotin sich in sein Blut mischte und Bilder in seinem Kopf aufsteigen ließ.
    Eine Frau Anfang dreißig ausgestreckt auf dem harten Fußboden einer Tankstelle. Ihr dunkles Haar blutverklebt. Aus beiden Nasenlöchern tropft Blut. Das Krachen einer Schrotflinte, die die Fensterscheibe zerschmettert. Als Bonner sprach, fuhr Delaney zusammen.
    »Diese Dinger können Sie umbringen, wissen Sie das?«
    Delaney nahm einen langen Zug und atmete aus. »Gut.« Er schnippte den Zigarettenstummel durchs Fenster und sah zu, wie er nach unten trudelte und in einem kleinen Funkenregen

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