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Hitzetod

Hitzetod

Titel: Hitzetod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Pearson
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sich auf das offene Notizbuch vor sich, um das ganze Grauen nicht ansehen zu müssen.
    »Sie haben mit den Nachbarn gesprochen?«
    »Ja, Sir.«
    »Und?«
    »Nichts. Die Wohnung gegenüber steht leer, und unten wohnt ein altes Ehepaar. Die beiden bleiben für sich.«
    »Man sagt ja, so etwas wie die Gesellschaft gibt es nicht.«
    »Das war Margaret Thatcher, aber ihr Vater war schließlich auch Lebensmittelhändler. Die alten Leutchen unten wissen, dass sie eine Prostituierte war. Sie hatten sich daran gewöhnt, dass zu jeder Tages- und Nachtzeit Leute rauf- und runtergingen. Sie haben einfach weggeschaut.«
    »Und weggehört.«
    »Anscheinend lassen sie ihre Hörgeräte ausgeschaltet, außer wenn EastEnders kommt.«
    Delaney brummte. Sie hatten das falsch angepackt. Er deutete mit einem Finger auf die junge Polizistin. »Ich möchte trotzdem eine komplette Aussage. Die Leute sehen etwas. Sie wollen vielleicht nichts damit zu tun haben, aber sie sehen etwas.« Er senkte den Blick auf Jackie Malone. »Selbst wenn sie es nicht wollen. Oder gar nicht wissen, dass sie es getan haben, die Leute sehen was.«
    »Chef.«
    Delaney trat einen Schritt zur Seite, als der Tatortfotograf eintrat, um Fotos von dem Leichnam zu machen. Über dem Bett stäubte ein Beamter der Spurensicherung einen großen Gummiphallus ein. Bonner nickte Delaney zu.
    »Meinen Sie, das könnte die Mordwaffe sein?«
    Delaney starrte ihn mit ausdruckslosem Blick an, und Bonner grinste unverfroren.
    »Wie heißt es doch gleich? Wenn man das Unmögliche ausgeschlossen hat, ist das, was übrig bleibt, und sei es auch noch so unwahrscheinlich, dasjenige welches. Dieses Ding da sieht mir verdammt unwahrscheinlich aus, und ich bin auf einem Bauernhof groß geworden.«
    Delaney wandte sich an Sally Cartwright.
    »Warum ist sie nicht zugedeckt worden?«
    »Wir warten noch auf die Rechtsmedizin, Sir.«
    »Wo zum Teufel bleibt der Bursche denn?«
    »Sie, Sir. Dr. Walker ist bereits da.«
    Delaney verzog das Gesicht. »Und woran hängt’s dann? Wartet sie, bis der zweite Akt von Rigoletto zu Ende ist?«
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie Opernfan sind, Detective.«
    Delaney drehte sich um, während Kate Walker näher kam. Eine hochgewachsene schlanke Frau Anfang dreißig, eher für ein feines Abendessen als für die Rechtsmedizin gekleidet. Pechschwarzes Haar und ein raubkatzenartiges Grün in den Augen. Die überhaupt nicht belustigt blickten.
    »O ja. Opern und Darmspiegelungen. Meine Favoriten.«
    Bonner grinste. »Ach ja, Ring des Nibelungen.«
    »Halten Sie die Klappe, Bonner.« Er wandte sich wieder Kate Walker zu. »Ich störe nur ungern Ihre Abendgesellschaft, aber hier ist eine Frau, die unsere Hilfe braucht.«
    Kate sah kurz auf Jackie Malones toten Körper. »Ich würde sagen, darüber ist sie längst hinaus.«
    Delaney begegnete ihrem verärgerten Blick mit demselben Funkeln. »Ich glaube, wir können davon ausgehen, dass das kein Selbstmord war. Ich möchte wissen, was passiert ist.«
    Kate schenkte ihm ein entwaffnendes Lächeln. »Ich kann Ihnen sagen, wann sie gestorben ist. Ich kann Ihnen sagen, wie sie gestorben ist, und ich kann Ihnen sagen, was sie zu Abend gegessen hat. Wissen Sie, warum?«
    »Warum?«
    »Weil das mein verdammter Job ist. Und jetzt lassen Sie mich mit Ihrer Feindseligkeit in Ruhe, damit ich ihn erledigen kann.«
    Delaney wühlte in seiner Tasche, fischte ein Päckchen Zigaretten heraus und schnippte sich eine in den Mund.
    »Sie haben wirklich großen Respekt vor den Toten, Lady.«
    »Was soll das, Delaney? Mögen Sie es nicht, wenn eine Frau die Arbeit eines Mannes macht? Oder mögen Sie nur keine Frauen?«
    Einen Moment lang erwiderte Delaney ihren Blick und nahm die Zigarette aus dem Mund.
    »Ich mag nur Sie nicht, Dr. Walker.«
    Bonner warf Kate ein mitfühlendes Lächeln zu, das jedoch an ihr abperlte wie Regentropfen an einem Gummistiefel. Sie betrachtete die Leiche auf dem Boden und zog dabei kaum merklich eine Augenbraue hoch. Delaney bemerkte es. »Ist irgendwas?«
    Kate zuckte die Schultern. »Irgendwas stimmt nicht.«
    »Das ist jetzt eine Expertenmeinung, was?«
    Kate ignorierte ihn und streifte, während sie sich bückte, um die Leiche zu untersuchen, ein Paar Gummihandschuhe über. »Mal sehen, ob die Glaskörperflüssigkeit uns einen ungefähren Todeszeitpunkt liefern kann.« Sie zog eine Spritze heraus und steckte eine feine Kanüle darauf, die sie dann vorsichtig in Jackie Malones lebloses, rechtes Auge

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