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Hitzetod

Hitzetod

Titel: Hitzetod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Pearson
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    »Jetzt machen Sie aber mal einen Punkt, Inspector. Sie glauben doch nicht, dass wir nicht miteinander reden? Meinen Sie, ich wüsste nicht, was da vor sich gegangen ist?«
    »Ich habe auf sie aufgepasst, das ist alles.«
    Stella ließ seine Behauptung für einen Moment im Raum stehen, bevor sie ihn anlächelte. »Und das haben Sie wirklich prima gemacht.«
    Sally schaute verwirrt zu Delaney hinüber. »Chef?«
    Delaney schüttelte den Kopf. »Das hat nichts mit dem hier zu tun.«
    Stella nickte. »Wie gesagt, wenn die Polizei einem Schutz verspricht, ist das doch mehr oder weniger für die Katz. Sie sind genauso lange auf der Straße wie ich, man lernt das ziemlich schnell.«
    »Falls Sie etwas darüber wissen, wo Candy Morgan sich aufhält, Stella, dann tun Sie verdammt gut daran, es mir zu sagen.«
    Stella erwiderte seinen beinahe freundlichen Blick. »Ich weiß, dass sie vorhatte, sich an ihrer Familie zu rächen.«
    »Wie zu rächen?«
    »Ich weiß es nicht. Sie hat mir nicht alles erzählt. Es war etwas, was sie vorhatte. Sonst hat sie nichts gesagt. Sie wollte sich in großem Stil an ihnen rächen. Sie auf die schlimmste nur mögliche Weise verletzen.«
    Delaney sah sie scharf an, worauf sie weder zuckte noch seinem Blick auswich. »Sobald sie Kontakt mit Ihnen aufnimmt, geben Sie mir Bescheid, okay?«
    Stella nickte kaum merklich, und Delaney gab Sally ein Zeichen, sich ihm anzuschließen. Im Hinausgehen drehte er sich noch einmal zu Stella um. »Sie täten gut daran, sich zu erinnern, dass es nicht nur der Verlust Ihrer Bewährung ist, den Sie zu befürchten haben.«
     

16
     
    Mit einer heftigen Bewegung zog Delaney sich den Sicherheitsgurt über die Schulter und ließ ihn einschnappen.
    »Wovon hat sie geredet, Chef?«
    »Vergessen Sie’s einfach, Sally.«
    »Ich wollte gerade sagen, falls Jackie Malone eine Freundin von Ihnen war, tut es mir leid. Und wenn ich helfen kann …«
    Delaney schaute sie an und schüttelte seufzend den Kopf.
    »Ich möchte nur, dass Sie wissen, dass ich hinter Ihnen stehe.«
    »Das ist nett von Ihnen.« Delaney drehte das Radio an. Eine Boygroup sang a capella. Und obwohl es sich anhörte wie Englisch, verstand Delaney kein Wort. Er suchte einen anderen Sender und Johnny Cash tönte aus dem Lautsprecher: »I walk the line« – offenbar war er im Begriff, sich gut zu benehmen. Etwas, was Delaney schon lange nicht mehr tat.
     
Kate setzte sich wieder an ihren Schreibtisch. Begann die Hochglanzfotos von Jackie Malone vor und nach der Obduktion einzusammeln. Zweidimensional sahen die Wunden irgendwie noch schlimmer aus. Kate wusste, dass sie der Frau erst nach ihrem Tod beigebracht worden waren, aber wie sie so auf ihrem Schreibtisch verteilt lagen, kamen sie ihr zu grafisch, zu konstruiert vor. Jemand verwandelte Verstümmelung in eine Kunstform, indem er aus den Schlitzen und Schnitten in Jackie Malones nacktem Körper eine Aussage machte, ähnlich den Symbolen einer grotesken neuen Sprache. Was versuchen sie zu vermitteln?, fragte sie sich.
    Ihre Aufgabe bestand darin, die Art des Todes, nicht seine Bedeutung herauszufiltern, und doch ertappte sie sich, als sie die Schwarzweißfotos betrachtete, bei dem Gedanken, dass sie die Unterschrift des Mörders identifizieren könnte, wenn sie nur die Sprache verstünde, die er benutzte. Im Kopf konnte sie beinahe Delaneys spöttische Stimme hören. Beherrschte sie nun ihren verdammten Job oder nicht?
    Trotz der Hitze zitternd raffte sie die Fotos zusammen, steckte sie in einen großen weißen Umschlag und legte sie in ihre Schreibtischschublade, die sie laut zuknallte. Zur Hölle mit dem Mann! Schnurstracks zur irischen Hölle mit ihm!
    Während sie sich mit dem Handrücken über die Stirn fuhr, schluckte sie; ihre Kehle war plötzlich trocken geworden. Sie schaute auf ihre Uhr und beschloss, eine Mittagspause zu machen. Das tat sie selten; normalerweise aß sie nur ein Sandwich am Schreibtisch. Aber jetzt brauchte sie frische Luft. Sie musste nach draußen.
    Als sie aus dem Gebäude trat, blieb sie kurz stehen, um die heiße, trockene Luft einzuatmen, bevor sie das Leichenschauhaus verließ und davonging. Sie verspürte ein leichtes Kribbeln im Rücken und schaute über die Schulter zurück; es war niemand da, doch während sie weiterging, wurde sie das Gefühl von Unruhe nicht los. Sie versuchte, diese Gedanken wieder abzuschütteln. Wer immer Jackie Malone das angetan hatte, hatte es nicht getan, um Kate Walker damit eine

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