Hitzetod
Ort dafür als den Dojo. Als Ärztin konnte sie eine gewisse komische Ironie in Gewalt als Therapie sehen, aber es war kontrollierte Gewalt, und als solche befürwortete Kate sie von ganzem Herzen.
Jane hielt Kate ein Glas Orangensaft hin, als diese sich an der Bar des Sportclubs zu ihr gesellte, ihre Sporttasche auf den Boden fallen ließ und dankbar das Glas entgegennahm.
»Ich dachte schon, du wärst in der Dusche ertrunken.«
»Habe ich lange gebraucht?«
»Du brauchst immer lange, Kate. Aber heute hast du einen neuen Rekord aufgestellt.«
»Tut mir leid.« Kate stieß klirrend mit Jane an und trank mit einem kräftigen Zug ihr Glas halb leer.
»Was ist denn nun los?«
Kate setzte sich auf den Barhocker neben ihr und stellte ihr Glas auf den Marmortresen. »Was meinst du damit?«
»Du kamst mir vorhin etwas verstört vor.«
»Verstört?«
»Angespannt. Besorgt. Normalerweise schlägst du mich nicht grün und blau. Blau vielleicht; aber nicht grün und blau.«
»Nur die Arbeit.«
»Ach?«
Kate schüttelte wegwerfend den Kopf. »Nichts Besonderes, nur ein paar Fälle.«
»Sieht dir gar nicht ähnlich, deine Arbeit aus dem Büro mitzubringen.«
»Es ist ziemlich unangenehm. Eine Prostituierte. Sie wurde richtig übel zerschnitten.«
Jane blickte sie scharf an, während sie einen kräftigen Schluck trank.
»Weißt du, was du meiner Meinung nach tun solltest?«
Kate lachte. »Zu dir kommen und bei dir arbeiten, nehme ich an?«
»Ich weiß, dass dein Job dir nicht gut tut.«
»Ich bewirke etwas, Jane.«
»Du hast den hippokratischen Eid abgelegt, wolltest Leben retten. Inwiefern erreichst du das mit dem Aufschneiden von Toten?«
»Wenn ich dazu beitrage, dass ein Mörder gefasst und eingesperrt wird, hält ihn das davon ab, wieder zu morden.«
Jane war nicht überzeugt. »Wieder zu morden? Wie viele der Opfer, mit denen du zu tun hast, wurden denn von einem Serienkiller umgebracht?«
Kate antwortete nicht, und Jane nickte süffisant lächelnd. »Genau. Du weißt so gut wie ich, dass neunundneunzig Komma so viel aller Morde von Familienmitgliedern oder Freunden oder deren Komplizen begangen werden. Außerhalb amerikanischer Filme und Romane ist der Serienmörder praktisch ein Mythos.«
»Stimmt nicht. Serienmorde haben in Amerika enorm zugenommen. Und was es in Amerika gibt, landet früher oder später auch bei uns.«
»Ja. McDonalds vielleicht. Und Kegelbahnen und FKK-Beachvolleyball. Aber die Fred Wests und Nilsens und Shipmans, die sind selten. Sie haben nichts mit irgendeiner Mode aus Amerika zu tun. Sie machen einen Bruchteil deiner Arbeit aus, und das weißt du auch.«
Kate schüttelte lachend den Kopf. »Es ist immer dieselbe Geschichte, Jane. Ich werde mich nicht ändern. Ich liebe das, was ich tue. Die Toten verdienen ebenso Gerechtigkeit wie die Lebenden.«
»Gerechtigkeit? Du bist Ärztin, Kate, nicht Rechtsanwältin. «
»So oder so, ich werde meinen Beruf nicht wechseln. Ich liebe das, was ich tue.«
Jane lachte ironisch. »Ich hoffe, deine gerichtsmedizinischen Fähigkeiten sind besser als deine schauspielerischen.«
»Warum wechseln wir nicht das Thema?«
Jane sah sie eindringlich an. »Gut. Was macht das Liebesleben? «
»Was für ein Liebesleben?«
»Irgendetwas sorgt dafür, dass du dich zusammenrollst wie eine Rohrkatze, die in einer Badewanne mit Seifenlauge steckt, und wenn es nicht die Arbeit ist … muss es ein Mann sein.«
Kate schüttelte den Kopf. »Wie heißt es doch gleich? Eine Frau braucht einen Mann wie ein Fisch ein Fahrrad.«
Jane beugte sich zu ihr hinüber und schaute ihr in die Augen. »Ja. Eindeutig ein Mann. Erzählst du mir davon?«
Kate stand auf und trank ihr Glas leer. »Ich muss zurück zur Arbeit.«
Jane rief ihr hinterher: »Sag mir nur, dass es nicht einer von deinen Kunden ist.«
Elaine Simmons war Anfang fünfzig. Trotz der Hitze konservativ mit einem dicken Wollrock und Jacke bekleidet. Delaney war es gewohnt, Menschen nach ihrem Äußeren zu beurteilen, und er wusste, dass Mrs. Simmons sich dessen bewusst war. Schließlich spielten sie beide dieselbe Art Spiel. Delaney pflegte Menschen zu studieren, um dazu beizutragen, dass sie hinter Gitter kamen. Mrs. Simmons pflegte Menschen zu studieren, um sie davor zu bewahren. Wenn man ihn fragte, welche Rolle Therapeuten dabei spielten, die Kriminalstatistik niedrig zu halten, war er für gewöhnlich nicht besonders höflich.
»Es ist ja nun so, Mrs. Simmons, dass Sie Candy Morgan zur
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