Hitzetod
ängstlich erregtem Gesicht erkennen. Seine Hand ballte sich unwillkürlich zur Faust, und unter dem gedehnten Stoff seines Hemdärmels spannten sich die Bizepsmuskeln an. Er drehte sich zu seinem Bruder um. »Warte hier, Jake.«
»Was ist los?«
»Du wartest einfach hier.« Er angelte den Autoschlüssel aus der Tasche seines Overalls und hastete hinter Delaney her.
Wie Odins Hammer landete Delaneys Faust auf Stellas Eingangstür. Stella machte ihnen auf, die grünen Augen vor Schreck geweitet.
»Was wollen Sie?« Ihre Stimme war ein nervöses Stottern, vor seinem brutalen Gesichtsausdruck löste ihre bisherige Arroganz sich auf.
Delaney schob sie ins Zimmer zurück und trat ein, dicht gefolgt von Sally, die die Tür hinter sich schloss.
»Was soll das, verdammt noch mal?«
Ohne sie weiter zu beachten, riss Delaney die Schlafzimmertür auf und sah sich darin um. Es war niemand da. Falls Candy Morgan sich nicht im Küchenschrank versteckte, hatten sie sie verpasst. Vielleicht nur um Minuten.
Delaney drehte sich um und funkelte Stella Trant an, die ihre dünnen Arme abwehrend vor der Brust verschränkte.
»Ich habe Ihnen gesagt, dass ich sie nicht gesehen habe. Was zum Teufel machen Sie da? Dazu haben Sie kein Recht.«
Wieder ignorierte Delaney sie und zog eine Schublade eines kleinen Büfetts auf.
»Wo sind Ihre Dienstausweise?«
»Klappe«, blaffte Delaney sie an. Nachdem er die Schublade auf dem Fußboden ausgeleert hatte, warf er sie so zur Seite, dass sie an die Wand krachte.
»Chef!«
Delaney blitzte Sally an, worauf sie den Blick abwandte.
Stella lachte trocken. »Was ist das? Guter Polizist, böser Polizist, oder was?«
Mit einem Lächeln öffnete Delaney die nächste Schublade. »Wie würde es Ihnen gefallen, wieder die Gemeinschaftsdusche zu benutzen, Stella? Der Direktor hat uns erzählt, dass Sie bei den Kampflesben beliebt waren.«
Unbeeindruckt schüttelte Stella den Kopf. »Ich bezweifle, dass er so etwas gesagt hat, aber ich war bei allen beliebt.« Sie lächelte. »Auch beim Direktor. Warum, glauben Sie, interessiert er sich so besonders für Mädchen wie uns?«
Delaney fuhr fort, die Schublade zu durchstöbern.
»Haben Sie gedacht, es sei nur sein gutes Herz?« Sie fuhr sich mit ihrer gewölbten rechten Hand in den Schritt. »In Wirklichkeit war das hier im Knast genauso nützlich wie draußen.« Sie zwinkerte Sally zu. »Sie wissen, was ich meine?«
Delaney warf die zweite Schublade zur Seite und öffnete die dritte. Mit einem säuerlichen Lächeln zog er ein durchsichtiges Plastiktütchen heraus. »Was haben wir denn da?«
»Das gehört nicht mir.«
»Wem denn sonst? Candy Morgan?«
»Nein.«
»Dann gehört es also Ihnen.«
Stella zuckte die Achseln und verschränkte erneut die Arme. »Ein bisschen Kokain. Was ja inzwischen legal ist, stimmt’s? Da können Sie nichts machen.«
»Nein, es ist nicht legal. Das heißt, Sie haben gegen die Bewährungsauflagen verstoßen.«
Verunsichert schüttelte Stella den Kopf. »Ich habe nichts Unrechtes getan.«
»Dann sagen Sie uns, wo sie ist.«
Statt zu antworten, nickte Stella leicht, fast unmerklich, mit dem Kopf. Die meisten Leute hätten es gar nicht wahrgenommen, aber Delaney war Pokerspieler; er wusste, wie eine verräterische Geste aussah.
Er drehte sich um und gab Sally ein Zeichen. »Warten Sie im Auto auf mich.«
»Wie bitte?«
»Tun Sie’s einfach, Constable.«
Sally schaute ihren Vorgesetzten an, widersprach aber nicht. Sie zog die Eingangstür hinter sich zu, und Delaney konzentrierte sich wieder ganz auf Stella Trant. »Wir können es auch auf die harte Tour machen, wenn Ihnen das lieber ist.«
»Jackie Malone hat immer gesagt, Sie wären ein halbwegs anständiger Bulle. Vielleicht hat sie sich doch getäuscht.«
Delaney beugte sich vor und legte seine große Hand fest um ihre Kehle.
»Vielleicht ja.«
Stellas Augen füllten sich, blank vor Angst. »Tun Sie mir nicht weh.«
»Falls Sie irgendwas über Jackie wissen, rücken Sie jetzt raus damit!«
Stella schüttelte den Kopf. »Ich weiß überhaupt nichts. Wir hatten eine Zelle zusammen. Wir haben gesprochen, das ist alles.«
»Haben Sie über mich gesprochen?«
»Sie. Ich habe nur zugehört.«
»Und was hat sie gesagt?«
»Nichts. Nur, dass sie Sie mochte, sonst nichts. Ich glaube, sie hatte eine Schwäche für Sie.«
»Schwören Sie, dass da sonst nichts war? Dass sie Ihnen sonst nichts erzählt hat?«
»Was zum Beispiel?«
Delaney ließ die
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