Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hitzetod

Hitzetod

Titel: Hitzetod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Pearson
Vom Netzwerk:
Sie sich, Jake.«
    Sein Blick schnellte immer wieder nervös zur Tür.
    »Sie wird Ihnen nichts tun. Das verspreche ich.«
    »Sie hat Howard verletzt. Hat ihn mit dem Dampfstrahler verbrannt.«
    »Das hat sie, aber Ihnen wird sie nichts tun. Sie war krank, und jetzt geht es ihr besser. Verstehen Sie das?«
    Langsam schüttelte Jake den Kopf. Im Augenblick ergab für ihn gar nichts einen Sinn.
    Sally sprach mit leiser Stimme weiter. »Das mit Howard und dem Dampfstrahler hat sie gemacht, weil sie krank war. Jetzt geht es ihr aber besser. Sie wird niemandem etwas tun. Ihnen nicht und Jenny erst recht nicht. Sie möchte Jenny helfen. Das verstehen Sie doch, oder?«
    Jake nickte. »Jenny ist ein liebes Mädchen.«
    »Das ist sie, und wir müssen sie finden.« Sally warf einen Blick zu Delaney hinüber, der verärgert Rechnungen und Quittungen durchsah, bevor er sie beiseitewarf.
    »Ich weiß nicht, wo sie ist.«
    Sally setzte sich neben Jake und tätschelte ihm beruhigend das Knie. »Ich weiß, dass Sie sie genauso dringend finden möchten wie wir. Deshalb denken Sie nach. Gibt es irgendeinen Ort, an den Sie gerne zusammen gefahren sind? Sie, Howard und Jenny?«
    »Wir sind an viele Orte gefahren.«
    »Wie zum Beispiel?«
    »Aufs Land.«
    »Und wo da?«
    »Kühe anschauen. Manchmal Pferde.«
    »Können Sie sich erinnern, wo das war, Jake?«
    Jake nickte begeistert und lächelte. »Auf den Feldern.«
    »London Fields?«
    Als Delaney den Blick hob, zuckte Jake gerade die Achseln. »Einfach Felder, mit Kühen drauf und Pferden.«
    Delaney schaute Sally stirnrunzelnd an, bevor er sich wieder der Durchsicht der Papiere widmete. Die junge Frau bedachte Jake erneut mit einem beruhigenden Lächeln. »Sie können sich an keinen Namen erinnern?«
    Jake schüttelte den Kopf. »Es war einfach auf dem Land. Jenny hat gesagt: Lasst uns aufs Land fahren, und Howard hat uns alle hingefahren.«
    »Zu den Feldern mit den Kühen und Pferden?«
    Jake nickte begeistert. »Und zum Fluss.«
    »Zum Fluss?«
    »Ja, den sind wir rauf- und runtergefahren. Lange Touren.«
    »Auf dem Fluss?«
    »Ja, auf dem großen Fluss, mit seinem Boot.«
    Jetzt kam Delaney herüber. »Er hat ein Boot?«
    Jake lächelte breit. »Er hat ein Hausboot.«
    Delaney fluchte leise und warf Sally einen vielsagenden Blick zu. »Ein Hausboot ist seetüchtig.«
     

21
     
    Mit leisem Plätschern schaukelte das sanft wogende Wasser der Themse das Boot leicht hin und her. Es war eine beruhigende Bewegung, die Jenny zu jedem anderen Zeitpunkt in der heißen, unbewegten, dicken Luft des Sommerabends in einen gnädigen Schlaf gewiegt hätte. Doch sie schlief nicht, sie saß zusammengekauert auf einer Bank im Inneren des Bootes, die Füße unter den Tisch geklemmt, der an einer Wand stand. Den Blick auf das immer noch strahlende Sonnenlicht geheftet, das wie eine Million zerbrochene Sterne auf dem Wasser vor dem Fenster glitzerte.
    Das Hausboot schien sich tiefer ins Wasser zu senken, und sie hörte die Schritte von schweren Arbeitsschuhen auf den Holzplanken. Als sie aufblickte, schaute sie in das vernarbte Gesicht ihres Vaters, worauf sie sich noch etwas weiter in das rissige Leder der Bank zu drücken schien.
    In Howard Morgans Gesicht zeigte sich ein Lächeln, doch seine ängstlichen unruhigen Augen ließen keinen Humor erkennen, und Jenny war nicht beruhigt. Sie war verwirrt und verängstigt.
    »Wohin fahren wir?«
    »Ich hab dir gesagt, wenn du alt genug bist, bring ich dich weg, stimmt’s?«
    Jenny nickte. »Ja.«
    »Jetzt bist du alt genug.«
    »Bin ich das?«
    »Du bist jetzt ein großes Mädchen. Deshalb bring ich dich weg, wie ich’s versprochen hab.«
    Er legte seine Hand über Jennys kleine, zerbrechliche Finger, worauf sie sie fest zusammenballte, denn die Berührung der heißen, verschwitzten Hand ihres Vaters bereitete ihr Unbehagen.
    »Was ist mit Tante Candy?«
    Während Morgan seine Hand wegzog, blitzte Zorn in seinem Gesicht auf. »Von der will ich nichts hören!«
    »Kann sie nicht mit uns kommen?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Morgan schlug mit seiner fleischigen Faust auf den Tisch. »Weil ich es gesagt habe.« Als Jenny zusammenzuckte, fing Morgan sich wieder und lächelte seine Tochter an. »Tut mir leid, ich hätte nicht schreien dürfen, Liebes. Ich war wütend. Aber nicht auf dich. Auf sie.«
    »Warum bist du wütend auf sie?«
    »Weil sie dich von uns weggeholt hat. Ohne zu fragen. Sie hat dich weggeholt, und dir hätte was passieren

Weitere Kostenlose Bücher