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Hitzetod

Hitzetod

Titel: Hitzetod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Pearson
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können.«
    »Aber mir ist nichts passiert. Sie hat gesagt, sie würde mich beschützen.«
    »Wovor beschützen?«
    Jenny drückte sich wieder ans Fenster. »Sie hat nur gesagt, sie würde auf mich aufpassen.«
    »Jetzt bin ich ja da. Und Daddy passt doch am allerbesten auf dich auf, oder?«
    Für einen Moment schwieg Jenny, und als sie die Düsternis sah, die sich in den Augenwinkeln ihres Vaters sammelte, nickte sie.
    »Braves Mädchen.«
     
Delaney zog ein Stück Papier aus einem mit einer Büroklammer zusammengehaltenen Stapel Quittungen und winkte Sally Cartwright damit zu.
    »Was haben Sie da?«
    Er nahm sein Handy, und während er eine Schnellwahltaste drückte, grinste er ihr kurz zu. »Eine Rechnung. Liegegebühren. «
    »Prima, Chef.«
    »Es sei denn, wir haben ihn schon verpasst.« Delaney wandte sich wieder seinem Handy zu. »Bonner. Delaney hier.«
     
Flussabwärts, wo die Villen an den Ufern die Reichen, die Berühmten und die durch Verbrechen zu Wohlstand Gelangten beherbergten, erzeugte die ansteigende Flut Strudel und Strömungen, die Schlamm vom Boden des Flussbetts nach oben wirbelten und sanft an Schilf und Ufergras zupften. Schilf und Ufergras, in dem alle möglichen Tiere lebten. Fische, die Schutz vor dem harten, unbarmherzigen Hämmern der Sommersonne gefunden hatten, kamen näher an die Wasseroberfläche, angezogen von den Insekten, die dort krabbelten und in der Luft tanzten und zuckten. Und darunter, mit Haaren, die sich in fettigen Ringellocken schlängelten, und Augen, die so milchig waren wie die eines toten Kabeljaus, hatte sich der Kopf von Billy Martin in den tiefen Wurzeln der Rohrkolben und den an ihnen haftenden Flussgräsern verfangen. Als die steigende Flut versuchte, ihn aus deren enger Umarmung herauszuziehen, hielten die Gräser ihn zurück, als wäre sein aufgedunsener Körper ein Schatz, den sie nur ungern verlieren wollten, und die Fische und Krabbeltiere labten sich an den verwesten Stellen seines bloßliegenden Fleisches.
     
Delaney stieg aus seinem Auto und ging, von Candy und Sally flankiert, den Uferpfad hinunter zu der Stelle, wo Bonner und eine Horde uniformierter Polizisten sich versammelt hatten.
    Bonner nickte ihm zu. »Hallo Chef.«
    »Wie sieht’s aus?«
    Bonner deutete mit dem Kopf auf das Hausboot, das sich weiter hob, denn die Flut spülte Wasser aus der Nordsee zurück in die Themsemündung. »Immer noch hier. Aber in zwanzig Minuten wäre er mit dem ablaufenden Wasser weg gewesen.«
    »Auf dem Wasser hätten wir ihn gekriegt.«
    »Vielleicht. Nur gut, dass Sie die Liegeplatzquittung gefunden haben.«
    Delaney machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das haben wir nur unserer DC Cartwright zu verdanken. Sie hat Jake zum Reden gebracht, wo wir gescheitert sind.«
    Bonner lächelte Sally zu. »Die sanfte Tour. So nennt man das doch?«
    Sally fand das nicht witzig. »Eher die menschliche, Sergeant. «
    Delaney blickte hinüber zu dem Hausboot, die Hand über den Augen, um sie vor den blendenden Sonnenstrahlen zu schützen, die silbern auf dem Wasser der Themse glitzerten. »Warum haben wir noch nichts unternommen?«
    »Müssen erst mal sicherstellen, dass er nicht bewaffnet ist. Mit dem Mädchen da drin wollten wir nichts riskieren.«
    »Und wo sind die Leute von der SO19?«
    »Schon unterwegs. Außerdem die Küstenwache und die Flusspatrouille.«
    Delaney sah Bewegung auf dem Schiff und nahm Bonner das Fernglas aus der Hand.
    »Das ist Morgan.«
    Er konnte ihn deutlich erkennen. Konnte die Spannung sehen, die ihm ins Gesicht geschrieben stand, und er sah, was der Mann tat. Mit einem leisen Fluchen gab er Bonner das Fernglas zurück.
    »Er übergießt das ganze Boot mit Benzin.«
    »Scheiße.«
    Candy fasste Delaney am Arm und drehte ihn mit einem Schwung zu sich herum. »Sie müssen mich gehen und sie holen lassen.«
    Delaney schüttelte den Kopf. »Kommt nicht in Frage, Candy.«
    »Sie können Sie doch nicht da drin lassen.«
    »Das habe ich auch nicht vor.«
    Bonner schob sich vor Candy. »Was machen wir jetzt, Jack?«
    Delaney richtete den Blick wieder auf das Hausboot, wo Morgan immer noch den Benzinkanister schwenkte. »Vermute, jemand muss gehen und mit ihm reden.«
    Sally schüttelte den Kopf. »Wir sollten hier warten, Chef. Auf das Sondereinsatzkommando und die Verhandlungsspezialisten. «
    »Dafür haben wir keine Zeit. Ich geh jetzt rüber.« Den Blick fest auf Morgan gerichtet, begann er zum Boot zu gehen.
    »Er hat seinen Vater umgebracht,

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