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Hitzetod

Hitzetod

Titel: Hitzetod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Pearson
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zu Ende. Ist mir egal, wenn Sie ihn vor mir schnappen. Im Gefängnis ist er auch nicht sicher. Nicht vor mir.«
    Angesichts der ungezähmten Wut, die Delaney in ihren Augen erblickte, hegte er daran keinen Zweifel. »Wie schon gesagt, hier fällt niemand irgendwelche Urteile.«
    Candy schlug mit der Hand auf den Tisch. »Ich fälle ein Urteil!«
    »Candy.«
    »Mein Vater hat ihn und Jake missbraucht. Und deswegen fand Howard es wohl in Ordnung, mich zu missbrauchen. Alte Familientradition.« Sie richtete ihren Blick auf Sally. »Meine Mutter ist bei einem Autounfall gestorben; die Bremsen hätten versagt, hat man mir erzählt. Ich war zwölf und Howard vierundzwanzig, und am Abend ihrer Beerdigung hat es angefangen.«
    »Der Missbrauch?«
    »Küssen und liebkosen und kleine Spielchen …« Sie brach ab, um den Ekel, der in ihrer Kehle hochstieg, hinunterzuschlucken.
    Sally sprach in beruhigendem Ton. »Alles ist gut, Candy. Sie müssen nichts mehr sagen. Jetzt nicht.«
    »Doch, muss ich.«
    Sie warteten.
    »Küssen und liebkosen, genau wie er nach Jennys Beschreibung bei ihr angefangen hatte. Und am Ende …« Sie sah zu Delaney auf und lächelte eisig. »Und am Ende fing er an, mich zu vögeln. Er hat mich geschwängert.«
    »Was haben Sie dann gemacht?«
    »Was wohl?«
    Delaney zuckte die Achseln, wieder hatte er keine Antwort für sie.
    »Howard hatte Freunde. Eine ältere Frau. Eine Prostituierte. « Bei der Erinnerung daran schüttelte sie den Kopf. »Sie hat einen Drahtbügel benutzt. Für Howard war es nichts anderes als das Reinigen eines Vergasers.«
    »Meinen Sie, er würde Jenny körperlichen Schaden zufügen? «
    Candy schaute ihn mit aufgerissenen Augen an. »Haben Sie denn überhaupt nichts von dem kapiert, was ich Ihnen eben gesagt habe?«
    »Wir müssen wissen, wozu er imstande ist.«
    Candy schaute ihm einen Herzschlag lang in die Augen. »Ich habe Ihnen gesagt, sein Vater hat ihn missbraucht.«
    Mit einem Nicken bat Delaney sie, fortzufahren. »Es war aber nicht nur Howard, auch unsere Mutter und Jake. Nicht nur sexueller Missbrauch. Regelrechte körperliche Misshandlung; ich meine, er hat sie richtig verletzt. Sie alle. Mich nicht. Ich war wahrscheinlich zu jung, aber ich habe es gesehen und ich erinnere mich. Und es hörte erst auf, als ich fünf war.«
    »Was hat dazu geführt, dass es aufhörte?«
    »Howard hat dazu geführt.«
    »Das heißt?«
    »Ich glaube, er war siebzehn, seit drei Jahren aus der Schule, was niemanden so recht kümmerte, und arbeitete bei Dad in der Werkstatt.«
    »Und?«
    »Die Polizei hielt es für einen Unfall. Der Wagenheber rutschte, und das Auto stürzte auf seine Brust, brach ihm die Rippen und quetschte ihn langsam zu Tode.«
    »War es denn kein Unfall?«
    »Er hat mich reingeholt, damit ich sehen sollte, was er tun würde.«
    »Howard?«
    Candy nickte. »Er hat gesagt, ich sollte mich nicht aus der Ecke rühren, dann hat er Dad etwas zugerufen. Als der unter dem Auto rauskam, hat Howard den Wagenheber weggetreten, so dass das Auto runterkrachte und Dad wie einen halb zerquetschten Käfer festnagelte. Er heulte und schrie um Hilfe, aber Howard hat ihn bloß ausgelacht.«
    Sally betrachtete sie. »Das tut mir leid, Candy.«
    »Es dauerte über zwei Stunden, bis er tot war, und Howard saß die ganze Zeit nur daneben und hat ihn beobachtet.«
    »Und Sie haben niemandem davon erzählt?«
    »Ich wusste, was passieren würde, wenn ich es täte.«
    »Hat denn niemand was gesagt?«
    »Wer hätte denn was hören sollen? Und als dann Mum gestorben ist, war ich an der Reihe. Er hat nichts Falsches darin gesehen und tut es bis heute nicht. Verstehen Sie jetzt, warum ich Jenny da wegholen musste?«
    »Sie hätten zu uns kommen sollen.«
    »Und Sie hätten mir geholfen, was?«
    »Ja.«
    »Stella hat mir erzählt, dass Jackie Malone ermordet worden ist. Ihr haben Sie nicht geholfen, oder?«
    Verärgert beugte Delaney sich vor. »Was wissen Sie denn darüber?«
    »Nutten in London. Das ist ein bisschen wie bei den Freimaurern, stimmt’s? Beide müssen Leder tragen, und alle erfahren wir von der Arbeit der anderen.«
    Sally warf einen Blick zu Delaney. »Wovon redet sie?«
    Delaney schüttelte wegwerfend den Kopf. »Sie verstoßen gegen das Gesetz, tun nichts, um sich zu schützen, aber wenn eine von ihnen was abkriegt, liegt es am System, sie selbst sind nie schuld.«
    »Es war also Jackie Malones Schuld, dass sie gefesselt und getötet wurde, ja? Vermutlich hat sie sich das sogar

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