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Hitzetod

Hitzetod

Titel: Hitzetod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Pearson
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schließlich gegen vier Uhr morgens aufgehört hatte, war er vom Rausschmeißer des Greyhound, eines Pubs am Queen’s Park, der berühmt dafür war, dass er ebenso regelmäßig bis spät in die Nacht geöffnet hatte wie er Schauplatz von Schlägereien war, auf den Rücksitz eines Taxis verfrachtet worden.
    Nachdem er sich Frühstücksflocken in ein Schüsselchen gekippt hatte, öffnete Delaney die Kühlschranktür, die er jedoch mit resignierter Miene gleich wieder schloss: Auch ohne die Flasche herauszuholen, wusste er, dass die Milch sauer geworden war. Als er sich sein Jackett vom Sofa schnappte, rutschte die DVD, die er von Morgans Hausboot mitgenommen hatte, heraus und fiel scheppernd zu Boden. Er hob sie auf und legte sie nach einem kurzen Blick auf das Cover in eine Sideboardschublade. Kaum hatte er sich zum Gehen gewandt, drehte er sich noch einmal um und zog die Schublade wieder auf, um ein kleines Tütchen mit weißem Pulver herauszunehmen. Er feuchtete einen Finger an, steckte ihn hinein und rieb sich das Pulver mit der Fingerspitze ins Zahnfleisch. Das würde es vorübergehend taub machen, aber immerhin würde es sein Gehirn etwas auf Touren bringen, und Delaney hatte das Gefühl, dass er heute alle Sinne beisammen haben musste. Er nahm noch eine Prise, gerade so viel, dass er klar denken konnte, bevor er das Kokain wieder in der Schublade verstaute.
    Im Hinausgehen schaltete er sein Handy an, und nur wenige Sekunden später, als er gerade seine Wohnungstür abschloss, klingelte es. Er meldete sich, zuckte im nächsten Augenblick zusammen und hielt das Handy vom Ohr weg, denn Campbells Stimme bellte ihn daraus an.
     
Anderthalb Stunden später trommelte Delaney ungeduldig mit den Fingern auf den Tisch, den Blick auf das ausdruckslose Gesicht von Detective Inspector Richard Hadden gerichtet und nicht besonders angetan von dem, was er da sah. Über eine halbe Stunde saß er jetzt schon in Haddens kahlem, fensterlosem Büro, wurde von dem Mann über Jenny und Howard Morgan befragt und konnte seinen Anblick allmählich nicht mehr ertragen. Hadden war gut einssiebzig groß, hatte blondes, schütter werdendes Haar, eine schicke Brille und die Art von selbstgefälliger Miene, die bei Delaney den Wunsch aufkommen ließ, ihm den Kaffee ins Gesicht zu schütten. Das Dumme war nur, dass Tätlichkeiten gegenüber Polizeikollegen genau in Haddens Ermittlungsbereich fielen.
    Stattdessen unterdrückte Delaney seinen Impuls zur Gewaltanwendung und brachte ein müdes Lächeln zustande. »Wie gesagt, Richard, ich habe so gehandelt, wie ich gehandelt habe, um das Leben eines kleinen Mädchens zu retten.«
    »Genauso gut hätten Sie das Leben dieses Mädchens in Gefahr bringen können. Himmel noch mal, Inspector Delaney. Ich weiß, Sie nennen sich Cowboy, aber das hier ist nicht der Wilde Westen. Sie können das Gesetz nicht selbst in die Hand nehmen.«
    »Ich nenne mich weder Cowboy noch sonst wie. Was ich getan habe, habe ich getan, weil ich eine Entscheidung treffen musste. Und es war die richtige Entscheidung.«
    »Das wird die Untersuchung zeigen. Nicht ohne Grund haben wir Protokolle, Detective Inspector.«
    Solange Hadden in aller Ruhe etwas in sein Notizbuch schrieb, behandelte er Delaney wie Luft, um dann mit einem kalten Lächeln wieder zu ihm aufzublicken.
    »Es ist gerade mal eine gute Woche her, dass wir Sie wegen anderer Verstöße gegen die Vorschriften vernehmen mussten, hab ich recht?«
    »Das war genauso ein Schwachsinn, das wissen Sie ganz genau.«
    Wieder lächelte sein Gegenüber, und wieder hätte Delaney ihm am liebsten eine saftige Zahnarztrechnung verschafft. Hadden warf einen Blick auf seine Notizen und zuckte die Schultern. »Ein Kilogramm. Ganz schön viel Schnee, der in der Asservatenkammer nach wie vor vermisst wird.«
    Delaney konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. »Schnee? Was ist los, Richard, hat man Sie in einen Kurs für Drogenjargon geschickt? Sie haben doch nicht etwa vor, richtige Polizeiarbeit zu leisten? Den einschlägigen Slang zu lernen, damit Sie mit den Verbrechern quatschen können?«
    »Ein solches Verhalten dient Ihrer Sache ganz und gar nicht.«
    »Was wollen Sie denn machen? Mir zur Last legen, dass ich das Leben des Mädchens gerettet habe?«
    Hadden klappte sein Notizbuch zu und starrte Delaney lange mit herablassender Miene an. »Wenn wir uns entschieden haben, werden Sie schon erfahren, was wir Ihnen zur Last legen.«
    »Was immer Sie heiß macht, Richard.«
    Delaney

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