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Hitzetod

Hitzetod

Titel: Hitzetod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Pearson
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zur Tür ging. Sie bewegte sich unübersehbar mit einer animalischen Geschmeidigkeit, einer Sinnlichkeit, die ihn ebenso wenig kalt ließ wie den jungen Mann hinterm Tresen, der ihr mit unverhohlener Bewunderung nachschaute. Delaney warf ihm einen finsteren Blick zu, worauf er sich rasch wieder dem Abtrocknen von Biergläsern widmete. Der Inspector nahm noch einen Schluck von seinem Whisky und musste sich eingestehen, dass er gar nicht so schlecht war. Ein Tag voller Überraschungen.
    Bonner beugte sich vor und riss ihn aus seinen Gedanken. »Was meinen Sie zu Billy Martin, Chef?«
    Delaney zuckte die Schultern. »Der wird keine Schönheitswettbewerbe mehr gewinnen.«
    »Er war ein übler Kerl. So viel ist sicher. Diesmal hat er, scheint’s, die falschen Leute geärgert.«
    »Ich möchte, dass Sie zu Jackie Malones Wohnung fahren. Klappern Sie noch mal ihre Nachbarn ab und finden Sie raus, ob er an dem Tag, an dem sie ermordet wurde, dort war.«
    »Glauben Sie, sie wurde seinetwegen umgebracht?«
    »Manche Leute stehen einfach im Weg, stimmt’s? Sind zur falschen Zeit am falschen Ort.«
    Delaney beobachtete durch das Fenster des Pubs, wie Kate in ihr BMW-Cabrio einstieg. Die Musik wechselte, jetzt sangen die Cowboy Junkies »Blue Moon«, und er war wieder an einem anderen Ort, in einer anderen Zeit.
     
Sinead drehte mit gespielter Verärgerung am Sendersuchknopf herum.
    »Wie oft hab ich dir schon gesagt, du sollst nicht am Radio rumfummeln?«
    Delaneys Frau lachte; es war ein melodisches Lachen, sonnig und heiter. »Dass du diesen Blödsinn magst, heißt ja noch lange nicht, dass der Rest der Welt leiden muss.«
    »Hüten Sie Ihre Zunge, junges Fräulein!«
    Mit einer großen Drehung des Lenkrads fuhr Delaney auf den Vorhof einer Tankstelle. Die Werbung war vorbei und die Cowboy Junkies begannen zu spielen. »Blue Moon«. Einer von Delaneys Lieblingstiteln. »Du kannst mir nicht weismachen, dass das keine richtige Musik ist.«
    Wieder lachte seine Frau. »Dir kann ich gar nichts weismachen, Jack. So viel habe ich inzwischen gelernt.«
    Delaney stieg aus, öffnete den Tankdeckel und griff gerade nach dem Einfüllstutzen, als das Schaufenster des Ladens zerbarst. Delaney hob instinktiv den Arm, um seine Augen vor dem Splitterhagel zu schützen. Die Schreie seiner Frau übertönten den Schusslärm der Schrotflinten, als zwei Männer aus dem Laden herausstürzten. Untersetzt, schwarz gekleidet und mit Sturmhauben über dem Kopf hielten sie ihre Gewehre in Hüfthöhe und bestrichen damit das Tankstellengelände.
    Die Flinten auf Delaney gerichtet, riefen sie ihm etwas zu, aber er konnte sie nicht hören, und einen Moment lang starrte er sie wie gelähmt an, bis seine Frau ihn anschrie und er ihre Worte endlich wahrnahm.
    »Herrgott, Jack, steig ein!«
    Und das tat er, den Blick auf einen Kleintransporter gerichtet, der mit offenen Hecktüren den Tankstellenvorhof überquerte. Einer der Männer sprang hinein, der andere versuchte, den Wagen einzuholen. Delaney drehte den Zündschlüssel um, ließ den Motor aufheulen, legte den Gang ein und fuhr mit quietschenden Reifen hinter ihnen her, ohne auf das zu hören, was Sinead ihm zurief; einem Auto, das in die Tankstelle einbog, konnte er gerade noch ausweichen.
    Der zweite Mann sprang in den Lieferwagen, fiel durch die Vorwärtsbewegung des Fahrzeugs ein Stück nach hinten und landete mit einem Krachen auf den Knien, doch nachdem der Mann mit einer Hand an der Innenwand des Lieferwagens Halt gefunden hatte, drehte er sich mit seinem Gewehr um und schoss auf das Verfolgerauto. Wieder schrie Sinead, und dieses Geräusch bohrte sich ihm wie ein eiskalter Wasserstrahl ins Bewusstsein. Doch da war es zu spät. Das Gewehr entlud sich, und Delaneys Windschutzscheibe zersprang, der Wagen geriet ins Schleudern, während die Schreie sich mit dem Quietschen der Bremsen und dem Geräusch von zerknautschendem Metall mischten … und ein Vorhang aus Blut und Schwärze sich über Delaneys Augen, über sein Leben, senkte.
     
Es war Nacht, als Delaney in seiner Wohnung aus dem Schlaf aufschreckte. Vier Jahre war das jetzt her, und seitdem verging nicht eine Nacht, ohne dass er aus demselben Alptraum erwachte. Diesmal allerdings war es anders. Als er sich diesmal auf das melodische Lachen seiner Frau hin umdrehte, waren es nicht ihre Augen, die ihn anstrahlten, sondern die von Kate Walker. Kate Walkers schlanker Alabasterhals, ihr ebenholzschwarzes Haar, das Blutrot ihrer Lippen und der

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