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Hitzetod

Hitzetod

Titel: Hitzetod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Pearson
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Mahagoniholz des Schreibtischs, während sich bei der Lektüre des Berichts, den die junge Kriminalbeamtin gerade abgegeben hatte, sein Blick verhärtete.
     
Jasper Harrington war Anfang dreißig. So glatt wie der Kiefernholzschreibtisch, hinter dem er saß. Das heißt, wenn man ein Taschenmesser genommen und ein wenig an der Oberfläche gekratzt hätte, hätte man darunter auch nicht viel Charakter gefunden. In Wahrheit sah Harrington Richard Hadden ziemlich ähnlich, und wenn er Delaney vor ihrer ersten Begegnung noch nicht unsympathisch gewesen war, so war das spätestens jetzt der Fall.
    »Dreißigtausend Pfund ist ganz schön viel Geld, um es in bar mit sich herumzutragen.«
    »Das geht schon in Ordnung. Ich habe eine Polizeieskorte. «
    Harrington lächelte herablassend. »Könnten Sie mir vielleicht sagen, wofür Sie so viel Bargeld brauchen? Ich bin überzeugt, dass es für Sie und Ihr Kapital viel sicherer wäre, wenn die Bank sich darum kümmern würde.«
    Delaney deutete auf die gebündelten Zwanzigpfundscheine, die sich vor Harrington auf dem Schreibtisch stapelten. »Gehört das Geld der Bank?«
    »Eigentlich nicht. Dennoch haben wir eine Sorgfaltspflicht. «
    Delaney hielt die Hand hin. »Eine Pflicht, der Sie nachgekommen sind. Indem Sie das Geld herausgeholt und mir zurückgegeben haben.«
    Der Bankdirektor zögerte immer noch. »Heutzutage kann man so etwas viel sicherer auf elektronischem Weg erledigen. «
    »Hier geht es aber nicht um einen Kredit, oder?«
    »Nein, Sir.«
    Delaney stand auf und öffnete eine kleine Reisetasche, die er mitgebracht hatte. Sein Blick ließ Jasper Harrington, verglichen mit seinem normalen, selbstsicheren Auftreten, etwas zu abrupt in seinem Sessel zurückfahren.
    »Bei einem Kredit wäre es Ihr gutes Recht, mich hier stundenlang Formulare ausfüllen und endlos Fragen beantworten zu lassen«, sagte Delaney, während er anfing, die Tasche mit den Geldbündeln zu füllen.
    »Natürlich müssen wir bestimme Maßnahmen ergreifen …«
    »Aber das hier ist nicht Ihr Geld, sondern meins. Und was ich damit mache, ist allein meine Angelegenheit. Nicht Ihre, nicht die der Bank. Meine. Haben wir uns jetzt verstanden?«
    Harrington nickte und schluckte nervös. Seine Kehle war mit einem Mal sehr trocken geworden. Als Bankdirektor kannte er sich im Umgang mit gefährlichen, gewalttätigen Männern nicht aus, aber ihm war sonnenklar, dass er es im Augenblick genau mit einem solchen zu tun hatte.
    Delaney verließ den Raum und schloss leise die Tür hinter sich.
    Harrington brauchte einen Moment, um die Fassung wiederzugewinnen, bevor er den Telefonhörer in die Hand nahm und rasch ein paar Zahlen eintippte.
     
Delaney ging zu seinem Auto, wo Bonner fingerschnipsend dem rhythmischen Rappen eines weißen englischen Teenagers lauschte, der davon sang, wie er seinen Bitches immer mal wieder eine knallte. Delaney beugte sich durchs Fenster hinein und schaltete das Radio aus.
    »Was habe ich Ihnen über mein Radio gesagt?«
    »Herrgott, Cowboy, noch ein einziger Song über einen einsamen Trucker, der sein Schätzchen Mary-Jane-Jo-Bob-by vermisst, und ich hätte mir die Pulsadern aufgeschnitten.«
    »Wenn Sie es noch einmal anfassen, brauchen Sie sich die Mühe nicht zu machen.«
    »Während Sie sich da drin um Ihre Rente gekümmert haben, habe ich ein paar Anrufe erledigt.«
    »Schön für Sie.«
    »Wollen Sie die guten oder die schlechten Nachrichten?«
    »So was wie gute Nachrichten gibt es nicht, Bonner.«
    »Wir haben Billy Martin gefunden.«
    Delaney schob sich auf den Beifahrersitz und warf dem Sergeant einen wissenden Blick zu. »Sehen Sie.«
    »Draußen in der Nähe von Henley.«
    »Nur wird er uns nichts mehr verraten, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Jemand ist uns zuvorgekommen, um das sicherzustellen.«
    »Was ist das, irische Intuition?«
    »Nennen Sie es einen Schuss ins Blaue.« Er beugte sich zum Radio hinüber und drückte die Voreinstellungstaste, worauf Kenny Rogers’ weiche Stimme wie ein zwanzig Jahre alter Single Malt herausströmte.
    »Dann fahren wir also nach Henley?«
    »Zuerst in die Wigmore Street.«
    »Was gibt’s da?«
    »Nichts, was Sie wissen müssten.« Delaney hielt die Tasche fest vor seiner Brust, während Bonner sich in den fließenden Verkehr einfädelte.
     

23
     
    Derselbe Fluss, der ihn zuvor mitten in der Nacht in seine kalten Tiefen hinabgezogen hatte, hatte Billy nun ausgespuckt. Möglicherweise war er seiner Gesellschaft überdrüssig

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