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Hitzetod

Hitzetod

Titel: Hitzetod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Pearson
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während er den Zündschlüssel umdrehte, noch ein paar Mal an seiner Zigarette.
     

26
     
    Alexander Moffetts Zunge ragte dick aus seinem Mund heraus. Unter Schmerzen traten seine Augen hervor, in denen, während er sich heftig wand, kleine Blutgefäße platzten. Die Adern und Muskeln an seinem Hals waren von der Anstrengung geschwollen, so als würden sich unter seiner Haut Seile oder Schlangen kringeln. Er ächzte vor Verzweiflung. Vor rasender Wut. Sein Kopf schaukelte nach hinten, und die Haut an seinem Hals brannte und riss. Seine Beine streckten sich nach unten, doch seine Zehen spürten keinen Boden. Das Strampeln zog die Schlinge noch enger, und mit einem letzten fürchterlichen Gurgeln tat er seinen letzten Atemzug. Seine Augen traten noch stärker hervor, und aus den Augenwinkeln liefen rote Tränen, seine Zunge war jetzt so geschwollen, dass sie den ganzen Mund ausfüllte und die Atmung blockiert hätte, selbst wenn er noch hätte Luft holen können. Er zuckte noch ein, zwei Mal, dann war er still. Seine Augen rollten zurück, und sein Körper wiegte sich wie eine betrunkene, groteske Ballerina lautlos an dem Seil im Kreis.
    Hinter ihm auf einem großen Flachbildfernseher schrie Billy Martin gerade tonlos, während Kevin Norrell ihn hochhob und, Hände und Füße mit Bügeldraht gefesselt, in das kalte Wasser der nächtlichen Themse warf.
    Eine Hand fuhr nach unten, drückte auf die Auswurf-Taste des DVD-Players und schaltete den Fernseher aus. Das dazugehörige Gesicht spiegelte sich in Alexander Moffetts weiten, starren Pupillen, doch als der Mann den Raum verließ, ging sein Gesicht mit ihm.
     
Ein paar Türen von Moffetts Haus in Paddington entfernt saß Delaney in seinem geparkten Auto, zerdrückte seine Zigarette im bereits vollen Aschenbecher und steckte sich automatisch die nächste in den Mund. Während er sich ein Streichholz anzündete, sah er zu, wie Kriminaltechniker in blauen Overalls an Autos mit Blaulicht vorbei in das Haus rannten und uniformierte Beamte den Bereich davor mit gelb-schwarzem Band gegen neugierige Passanten absperrten. Hier gab es nichts zu sehen. Nicht mehr, dachte Delaney.
    Drinnen nickte Chief Inspector Diane Campbell dem uniformierten Constable, der neben der Tür zu Moffetts Arbeitszimmer stand, mit säuerlicher Miene zu. Leise fluchend betrat sie den Raum. Er war feudal eingerichtet. Ein Herrenarbeitszimmer aus einer anderen Epoche. Die Wände voller Bücherregale. Auf dem Fußboden ein hochfloriger Teppich. Ein großer Globus aus einer Zeit, in der ein Großteil der abgebildeten Welt hellrot eingefärbt war. Ein Sideboard mit Glaskaraffe und Kristallgläsern. Ein wuchtiger Mahagonischreibtisch mit grüner Ledereinlage. Ein mit den feinsten Zigarren aus Kuba bestückter Humidor. Die einzigen modernen Gegenstände waren der Flachbildschirm und das Telefon. Es war das Zimmer eines Mannes. Eines toten Mannes.
    Moffetts Leiche war heruntergelassen, das Seil von den dreihundert Jahre alten Deckenbalken abgeschnitten worden. Bonner stand daneben, als ein Kriminaltechniker die letzten Fotos von dem Toten machte. Moffetts Gesicht war durch das Blut, das sich in der schlaffen Haut angesammelt hatte, dunkelrot gefleckt. Seine Augen waren stumpf, und die herausstehende Zunge hatte etwas von einer obszönen Geste. Campbell verscheuchte mit einer ärgerlichen Handbewegung eine vorbeischwirrende Fliege, bevor sie sich Bonner zuwandte.
    »Wo ist Dr. Walker?«
    »Auf dem Weg, Ma’am.«
    Seufzend schaute sie auf die Uhr, dann starrte sie Bonner zornig an. »Und was noch wichtiger ist, wo steckt dieser verdammte Jack Delaney?«
    Bonner zuckte die Achseln, als Campbells Handy anging. Sie klappte es auf. »Campbell?«
    Sie hörte zu, während ihre Lippen sich vor Wut zusammenzogen. »Bringen Sie es rein. Alles.« Sie klappte das Handy zu und bedachte Delaney, der gerade den Raum betrat, mit einem finsteren Blick. »Sie hatten wohl Ihr Handy ausgeschaltet, wie?«
    Delaney schüttelte den Kopf. »Muss im Funkloch gewesen sein. Ich bin im Revier vorbeigegangen; Dave Patterson hat mir Bescheid gesagt …«
    »Offensichtlich. Sonst wären Sie ja wohl nicht hier, oder?«
    Delaney bemerkte ihren Ton. »Was soll das heißen?«
    Campbell wies mit dem Kopf auf den Toten, der vor ihnen lag. »Alexander Moffett. Was wissen Sie über ihn?«
    »Nur das, was Hering mir erzählt hat.« Wieder zuckte Delaney die Schultern. »Fernsehproduzent. Religiöse Sendungen. Sonntagmorgen, singende Kinder, das

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