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Hitzetod

Hitzetod

Titel: Hitzetod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Pearson
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das geschwollene, im Todeskampf verzerrte Gesicht. »Er hat eine besonders unangenehme Art des Abgangs gewählt.«
    Campbell nickte. »Ich habe da eine Hypothese.«
    »Nur zu.«
    »Jemand befiehlt einem Mann – sagen wir, mithilfe einer gezogenen Waffe oder einer anderen Drohgebärde –, auf einen niedrigen Hocker zu steigen. Der Strick ist schon befestigt, die Schlinge geknotet. Er fordert den Mann auf, sich die Schlinge um den Hals zu legen. Der sieht eine Waffe auf sich gerichtet, weshalb er es aller Wahrscheinlichkeit nach tut. Dann wird der Hocker weggetreten und der Mann stranguliert.«
    »Wie lautet die Frage?«
    »Gibt es irgendetwas, woran man erkennen könnte, dass es Mord und kein Selbstmord war?«
    Kate schüttelte den Kopf. »Unter diesen Umständen vermutlich nicht. Hätte ein Kampf stattgefunden, könnten wir Anzeichen dafür finden – Hautpartikel unter seinen Fingernägeln, solche Sachen. Andernfalls ist es sehr schwer zu beweisen. «
    »Was ist mit Fingerabdrücken auf dem Strick?«
    Wieder schüttelte Kate den Kopf. »Keine Chance. Wir werden ihn auf Fasern untersuchen, aber die Oberfläche ist zu rau für Fingerabdrücke.«
    Kate bog den Kopf des Mannes zur Seite und schaute sich die Blutergüsse um seinen Hals herum an.
    »Eins kann ich Ihnen sagen.«
    »Nämlich?«
    »Das war kein schneller Tod. Es dürfte eine Weile gedauert haben, bis er eintrat. Um so etwas zu tun, muss Moffett sich abgrundtief gehasst haben.«
    »Es sei denn, jemand hätte nachgeholfen.«
    Kate senkte ihren Blick wieder auf den Toten.
    »Ja. Es sei denn, jemand hätte nachgeholfen.«
     
Auf dem Rücksitz von Bonners Auto dehnte Delaney seine Handgelenke, während er die Handschellen betrachtete, mit denen er gefesselt war. Sie abzustreifen war unmöglich, dafür hatte der Sergeant gesorgt. Delaney rutschte etwas zur Seite und sah Bonner im Rückspiegel an.
    »Macht es Ihnen Spaß, mich zum Verhör zu bringen, Eddie? «
    »Irgendjemand musste es machen, Chef. Dafür zahlen die Leute ihre Steuern.« Er zuckte die Achseln. »Nichts Persönliches. «
    »Von hier hinten fühlt es sich irgendwie schon so an.«
    »Wie sagen wir doch immer? Wenn Sie nichts Unrechtes getan haben, haben Sie nichts zu befürchten.«
    »Obwohl wir wissen, wie’s in Wirklichkeit läuft, stimmt’s?«
    Bonner nickte verschmitzt lächelnd. »Ich würde lügen, wenn ich das Gegenteil behaupten wollte.«
    »Es ist eine Falle. Ich weiß nicht, warum, aber irgendjemand hat sie mir gestellt. Denken Sie mal nach.«
    Jetzt schüttelte Bonner den Kopf. »Nicht mein Job, Cowboy. Ich bin bloß Polizist, noch dazu nur Sergeant. Ich werde nicht fürs Denken bezahlt.«
    Delaney knurrte. »Danke, Kumpel.«
    »Ich bin nicht Ihr Kumpel, Delaney. Nie gewesen. Ich arbeite mit Ihnen. Sonst nichts.« Ihre Blicke trafen sich im Spiegel. »Das heißt, ich habe mit Ihnen gearbeitet.«
    Damit wandte Bonner seine Aufmerksamkeit wieder dem Verkehr zu, und Delaney sank in der Ecke der Rückbank zusammen. Er hoffte, dass Kate Walker sich gut überlegte, mit wem sie sprach. Einer seiner Kollegen hatte ihm eine Falle gestellt. Es war schon mehr als ein Mord geschehen, und Delaney war vollkommen klar, dass man vor einem weiteren nicht zurückschrecken würde.
     
Siobhan schrie. Schrill und angstvoll. Und gleich noch einmal, während Wendy lachend die Schaukel höher schubste. »Nicht aufhören!« Siobhan liebte es, so hoch zu schaukeln wie sie konnte. Sie liebte es und hatte gleichzeitig Angst. Sie erinnerte sich, wie ihr Vater letztes Jahr mit ihr in einen Vergnügungspark gegangen war. Von manchen der Attraktionen hatte sie gar nicht genug kriegen können: von denen, die hoch in die Luft stiegen, um dann abzustürzen, oder denen, die wie gigantische Quirle rotierten, wirbelnd und trudelnd, schwenkend und sinkend. Sie hatte gelacht und sich heiser geschrien an diesem Tag. Wieder und wieder hatte ihr Vater ihr Fahrten spendiert, ohne selbst je einzusteigen, obwohl sie und Wendy ihn erbarmungslos aufgezogen hatten. Er hatte von einem Problem mit dem Innenohr gesprochen, das es ihm verbot, in Karussells zu fahren. Siobhan lachte, als sie sich daran erinnerte.
    Auf der anderen Seite des Spielplatzes saß ein großer Mann im dunklen Regenmantel auf einer Bank und sah zu, wie ihre Tante das Mädchen höher und höher schubste. Der Mann nahm eine lange, dünne Zigarre aus einer Kiste und zündete sie an, wobei die Flamme aus dem silbernen Feuerzeug seine Pupillen wie Nadelstiche

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