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Hitzetod

Hitzetod

Titel: Hitzetod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Pearson
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noch dem Abschalten der Maschinen zuzustimmen.
    Der zuständige Arzt zeigte Mitgefühl. »Wenn auch nur die geringste Hoffnung bestünde, würde ich selbstverständlich davon abraten, aber der Schaden, den der Hirnstamm erlitten hat, ist zu groß. Eigentlich ist sie bereits tot.«
    Delaney sah ihn eine ganze Weile an; er traute sich nicht, die Frage zu stellen, musste aber die Antwort wissen. »Und das Baby?«
    Traurig schüttelte der Arzt den Kopf. »Es tut mir leid.«
    Indem er den Kopf senkte, gab Delaney sein Einverständnis. Jetzt konnte er die Tränen nicht mehr zurückhalten. Als das obszöne Geräusch der Pumpen verstummte und die Herzkurve zu einer geraden Linie wurde, fiel Dunkelheit über seine Welt.
    Die kleine Krankenschwester ging mit teilnahmsvollem Blick an ihm vorbei, und er hätte am liebsten die Hand ausgestreckt und sie festgehalten. Sie gebeten, dasselbe für ihn zu tun. Seinen Stecker zu ziehen, denn er konnte es nicht ertragen. Mit dem Tod seiner Frau konnte er nicht leben, und was noch wichtiger war, er wollte es nicht. Aber er tat nichts. Er war kraftlos. Ohnmächtig. Am Ende. Er konnte nur noch dastehen und schluchzen.
     
Zusammengerollt, fast wie ein Embryo, lag Delaney auf dem Sofa, der Kopf zuckend, während er in seinen Träumen noch einmal in das Gesicht seiner Frau blickte. Fast konnte er hören, wie ihr Herzschlag sich verlangsamte und dann aussetzte, der Blutfluss in ihren Adern versiegte, die Atmung mit einem Seufzer erlosch, und wieder rannen ihm die Tränen übers Gesicht.
    Kate setzte sich leise neben ihn, schlang ihre Arme um ihn und wiegte ihn wie ein Kind. Delaney erwachte, seine Erinnerungen hingen an ihm wie ein dickes Spinnennetz aus Schmerz. Kate murmelte etwas Beruhigendes, und Delaney klammerte sich an sie, als fürchte er, ein Wirbelsturm könnte ihn von ihr wegblasen. Kate sah ihm in die Augen und legte ganz sacht einen Finger auf seine Lippen.
    »Komm ins Bett.« Sie nahm seine Hand und stand auf, und ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, ließ Jack sich von ihr aus dem Zimmer führen.
     

29
     
    Kate stand unter der Dusche. Sie hatte das Wasser ganz aufgedreht, aber die Temperatur hatte sie nicht so heiß gestellt wie sonst. Genau genommen war bei ihr an diesem Morgen einiges nicht so wie sonst. Sie lächelte still in sich hinein, und als sie ihren Körper mit einem Schwamm einseifte, war es mehr eine Liebkosung als ein Schrubben. Während sie dann das Shampoo in die dicken Locken einarbeitete, begann sie zu summen.
    Und als sie sich den Schaum abwusch, sang sie sogar. Es war seit langem das erste Mal, dass sie unter der Dusche sang. Mit einem leichten Schuldgefühl biss sie sich auf die Unterlippe, als Erinnerungsfetzen in ihrem Kopf aufblitzten.
    »Sag es mir, Jack. Sprich mit mir.« Leise, atemlos, heiser.
    »Bohr deine Fingernägel rein. Ich will Blut schmecken.«
    »Lust und Schmerz, Detective Inspector. Sehr katholisch.«
    Delaney lachte und schaute ihr in die Augen, aus denen ihm der Schalk entgegenfunkelte. »Ich möchte mich an diesen Moment erinnern.«
    Und Kate bohrte ihm die Fingernägel in die Pobacken, zog ihn tiefer in sich hinein. »Und ob du dich erinnern wirst. Dafür werde ich schon sorgen.«
    Und sie machte sich daran, ihr Versprechen einzulösen.
    Als Kate sich genau unter den Strahl stellte und die Luft anhielt, bildete das Wasser zu ihren Füßen eine Lache. Allein die Erinnerung an die vergangene Nacht erregte sie. Erregte sie auf die denkbar angenehmste Art, und Kate musste über sich selbst den Kopf schütteln. Delaney war auf der Flucht. Er wurde gesucht, wegen Mordes. Das war sicher nicht der richtige Zeitpunkt, um mit jemandem etwas anzufangen, und er nicht der richtige Mann dafür.
    Sie wickelte ihren Morgenmantel um sich, während sie in die Küche ging und den großen Emaillekessel auf den Eisenherd stellte; dann streifte sie mit einem schelmischen Lächeln den Morgenmantel wieder ab und ging in ihr Schlafzimmer.
    »Zeit, zur Arbeit zu gehen, Jack.«
    Was Delaney bereits getan hatte.
    Kate seufzte; sie hätte es besser wissen müssen.
     
DC Sally Cartwright hatte einen schlechten Sonntagvormittag. Jack Delaney auf der Flucht, das bedeutete, dass so bald niemand einen Tag frei bekommen würde. Mit brummendem Kopf saß sie an ihrem Schreibtisch im Büro des CID. Sie konnte nicht glauben, dass Delaney festgenommen worden war und jetzt irgendwo frei herumlief. Vielleicht war sie noch nicht lange genug bei der Polizei, um das

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