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Hitzetod

Hitzetod

Titel: Hitzetod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Pearson
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Trauernde? Ein Verwalter?«
    »Ich weiß es nicht, Kate. Ich war wirklich nicht in der Verfassung, viel mitzukriegen.«
    »Sie haben also kein Alibi?«
    »Nein.«
    »Und keine Ahnung, wer Jackie Malone oder Billy Martin oder Alexander Moffett tatsächlich ermordet haben könnte?«
    »Nicht die geringste.«
    Kate nippte an ihrem Glas und blickte ihn mitfühlend an. »Dann stecken Sie wirklich ganz schön in der Scheiße, Jack.«
    Delaney trank sein zweites Glas aus. »Bis zum Hals.«
     
Chief Inspector Diane Campbell beugte sich vor, um sich den Film anzuschauen, der in Kleinformat auf dem Bildschirm ihres Laptops lief. Ein viktorianisches Wohnzimmer. Dicke Vorhänge, die über Spitzengardinen zugezogen waren, nur durch einen schmalen Spalt fiel ein goldener Strahl diffusen Sonnenlichts in den Raum. Ein Klavier mit alten Fotos in silbernen Rahmen obendrauf; der Fußboden aus dunklen, aber glänzend polierten Massivholzdielen. Dunkle Möbel im Hintergrund, eine Vitrine auf dünnen, gedrechselten Füßen, ein Sideboard mit Türen im gotischen Stil. Ein Blumenständer mit einem weißen Keramikübertopf darauf, aber ohne Blumen.
    Und Musik. »Pie Jesu«. Campbell leckte sich über ihre trockenen Lippen, als ein Mädchen ins Bild kam. Sie war ungefähr neun Jahre alt, und man sah ihr an, dass sie Angst hatte. In einem schlichten weißen Kleid und mit Bändern in ihrem langen dunklen Haar ging sie langsam auf die Kamera zu. Sie blieb stehen und kniete sich dann wie zum Gebet hin, wobei sie den Mund zu einem Oval formte. Eine Gestalt im dunklen Anzug schob sich vor sie und gab jemandem außerhalb des Bildes ein Zeichen. Ein Junge, knapp über zehn, wenn überhaupt, erschien auf dem Bildschirm. Ein hübscher Junge mit langem, dunklem, lockigem Haar, dunklen Augen und roten Lippen.
    Das Mädchen und der Junge sahen einander an, während der Mann wie ein Baptistenprediger die Arme ausbreitete und mit der Stimme eines Toten sprach.
    »Es ist Zeit, wundervolle Musik zu machen, Kinder.« Alexander Moffetts Stimme.
    Es klopfte an der Tür, und Campbell schlug das Herz bis zum Hals. Rasch klappte sie ihren Laptop zu und rief: »Herein. «
    Bonner trat ein. Campbell sah ihn missmutig an. »Haben Sie gute Nachrichten für mich, Sergeant Bonner?«
    »Leider nein, Ma’am.«
    Campbell spürte, wie die Wut in ihr hochstieg, während sie ihn anschrie: »Dann finden Sie ihn, Herrgott noch mal! Bringen Sie ihn her, Eddie. Wie und in welchem Zustand ist mir egal. Haben wir uns verstanden?«
    »Jawohl, Ma’am.«
    Campbell fixierte ihn mit einem langen, kalten Blick. »Das wird nicht nur mir den Hals brechen, Sergeant. Wenn ich gehe, gehen Sie mit. Sie haben diesen Mist verbockt, jetzt bringen Sie ihn gefälligst in Ordnung. Haben Sie das gehört?«
    »Laut und deutlich.«
    »Dann verschwinden Sie gefälligst aus meinem Büro.«
    Bonner ging und zog die Tür fest hinter sich zu. Campbell betrachtete ihren Laptop und ballte die Hand fest zur Faust.
     
Kate goss noch einen Schluck Whisky in Delaneys Glas und einen letzten Schuss in ihr eigenes. Mit einem Lächeln um die Mundwinkel und einer Verschmitztheit, die nicht zu übersehen war, blickte sie Delaney an. Ihre Sprache wurde etwas undeutlich.
    »Was hat Sie glauben gemacht, dass Sie mir trauen können? Und hierherkommen?«
    Delaney, dem die Anspannung in die müden Augen geschrieben stand, der aber dennoch ihre Gesellschaft genoss, erwiderte ihr Lächeln.
    »Weibliche Intuition.«
    Kate lachte, ein melodisches Lachen. »Ah ja. Ihre?«
    »Ihre.«
    »Sie sind sich Ihrer Sache ganz schön sicher.«
    »Außerdem werden sie hier nicht nach mir suchen, stimmt’s?«
    »Wieso nicht?«
    »Weil alle Welt weiß, dass wir uns nicht ausstehen können. «
    »Menschen ändern sich.«
    »Das können Sie laut sagen.«
    Jetzt war das Lächeln auch in seinen Augen. Delaney beugte sich vor, und Kate hob das Kinn, die Lippen warm und leicht geöffnet. Und sie küssten sich.
    Delaney verlor sich in der Wärme, dem Whiskygeschmack auf ihren Lippen, der Offenheit in ihren großen, schönen Augen. Augen, in denen er ertrinken konnte. Als ihm klar wurde, was er da tat, richtete er sich auf.
    »Tut mir leid.«
    Kate schüttelte den Kopf. »Es gibt nichts, was dir leid tun müsste.« Sie nahm sein Gesicht zwischen die Hände, zog es wieder zu sich her und zwickte ihn mit den Zähnen in die Unterlippe. Hungrig jetzt. Leidenschaftlich.
    Sie standen auf, Delaney schüttelte sein Jackett ab und schlang seine starken

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