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Hitzetod

Hitzetod

Titel: Hitzetod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Pearson
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…«
    »Ich heiße nicht Jackie Malone, weißt du.«
    »Ich wollte nicht, dass jemand dir wehtut.«
    Kate schnaubte unwillig. »Gut gemacht!«
    »Es geht um deine Karriere. Du kannst es dir nicht leisten, mit mir in Verbindung gebracht zu werden. Jedenfalls nicht im Moment. Ich wollte nur das Richtige tun.«
    »Dann bevormunde mich nicht, Jack. Ich möchte helfen.« Darauf folgte eine lange Pause und Kate konnte hören, wie Delaney atmete, nachdachte.
    »Okay.«
    »Okay? Wirklich?«
    »Ja, okay.«
    Kate lächelte. Dieser verdammte Kerl.
     
Eine halbe Stunde später blickte Kate aus einem holzgerahmten Fenster auf das Idealbild englischer Beschaulichkeit: saftiges grünes Gras und behäbige Weiden, die ordentliche, gepflegte Kieswege säumten. Irgendwo plätscherte ein Springbrunnen, und Kate konnte sich vorstellen, wie das kühle Wasser durch die Luft rieselte und ein wenig Erholung von der unbarmherzigen Sonne brachte. In der Mitte des Parks lag ein kleiner See mit einem Halbkreis aus Bäumen dahinter, und auf dem Wasser planschte eine Moorhuhnfamilie. Hier kann man gut die Ewigkeit verbringen, dachte sie.
    Sie wandte sich wieder dem Mann zu, der sich um den Friedhof kümmerte. »Das ist ein angenehmer Ort, Mr. Hoskins. «
    Der Verwalter nickte. »Ich versuche, ihn in Ordnung zu halten.«
    »Das machen Sie sehr gut.«
    »Im Leben werden die Leute nicht mit dem Respekt behandelt, den sie verdienen, oder?«
    Kate schüttelte zustimmend den Kopf. »Jedenfalls nicht oft. Nicht in dieser Welt.«
    »Deshalb stelle ich mir gerne vor, dass ihnen allen, wenn sie sterben und hierherkommen, Respekt entgegengebracht wird. Von mir auf alle Fälle.«
    »Und Jack Delaney ist dankbar dafür?«
    »Er bringt immer frische Blumen. Steckt jedes Mal eine Kleinigkeit in die Spendendose. Er glaubt, dass niemand es sieht, aber ich sehe es. Ich sehe alles.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Ich gebe es nicht für mich selbst aus. Hin und wieder kaufe ich Blumen für die, deren Grab nie besucht wird.«
    »Das ist nett von Ihnen.«
    Er zog eine Grimasse. »Tja, Fräulein, mein Grab wird keiner mit frischen Blumen versorgen.«
    Kate bedachte ihn mit einem leichten Lächeln. »Und Sie sind sich bei dem Datum ganz sicher?«
    »Absolut. Ich vergesse nie ein Datum. Das gehört zu meinem Job. Hab den ganzen Tag damit verbracht, sie anzuschauen. «
    Kate nickte dankbar. Wenn Delaney den ganzen Tag hier um seine tote Frau getrauert hatte, konnte er nicht in Ladbroke Grove eine Prostituierte umgebracht haben. »Vielleicht brauche ich Sie später für eine Aussage.«
    »Die habe ich doch schon gemacht.«
    Erstaunt sah Kate ihn an. »Wie bitte?«
    »Auf dem Revier. Einer Ihrer Sergeants hat meine schriftliche Aussage.«
    »Welcher?«
    »Kann mich nicht an seinen Namen erinnern, arroganter kleiner Schnösel.«
    Wieder nickte Kate dankbar, ziemlich sicher zu wissen, wen er meinte.
     
Draußen in ihrem Auto zögerte Kate einen Moment, während sie ihr Handy hin und her drehte. Sie sah zu, wie ein junges Pärchen an einem kleinen Gedenkstein einen Blumenstrauß ablegte, dann traf sie eine Entscheidung. Rasch tippte sie die Nummer ein und hörte mit angespannten Gesichtsmuskeln, dass sich am anderen Ende jemand meldete.
    »Superintendent Walker, bitte.«
     
In London gibt es alle möglichen verschwiegenen Orte. Gebäude, die, wenige Minuten von den Hauptverkehrsadern entfernt, in den Labyrinthen alter Stichstraßen und Sackgassen verborgen liegen. Die Kirche Sankt Maria ist ein solcher Ort: eine kleine gotische Kirche mit ihrem von einer Mauer umgebenen Garten, zurückgesetzt am oberen Ende einer Sackgasse, gerade mal einen Steinwurf vom Zentrum der Oxford Street entfernt. Dennoch war es hier nach Beendigung des Morgengottesdienstes so ruhig, wie es in einem Gebäude in London nur sein konnte.
    Die Sonne knallte so unbarmherzig wie schon den ganzen Sommer. Ließ gleißendes Licht auf den Gehweg fallen und den Straßenbelag schmelzen, sodass der Teergeruch in der Luft hing wie moderner Smog. Doch im Inneren der Kirche war es kühl. Kühl wie ein Bergbach oder eine Mentholzigarette. Kühl wie ein Dirty Martini in einer New Yorker Cocktailbar. Dennoch schwitzte Delaney, und es war nicht die Tatsache, dass er seine Lederjacke trug, die seinen Nacken feucht werden und kleine Schweißperlen von seiner breiten Stirn in die Augen und an der Nase hinabrinnen ließ. Es war die Kirche selbst. Er schmeckte die liebliche Salzigkeit seines Schweißes und fuhr sich

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