Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)
kleines Zimmer hinter der Bar, sehen Sie? Dort kommen alle Gespräche an, wenn im Büro niemand drangeht.«
»Und wann genau war das?«
Cindy Felke stieß einen Schwall Luft durch die Zähne. »So gegen elf, Viertel nach elf, würde ich sagen. Jedenfalls nicht viel später.«
»Okay«, versuchte Winnie Heller, Ordnung in ihre wild durcheinanderpurzelnden Gedanken zu bringen. »Sie nahmen
das Gespräch also an, und Frau Portner sagte, dass sie ihren Mann sprechen wolle?«
»Genau.«
»Hat sie zufällig gesagt, weswegen?«
Die junge Barangestellte verneinte. »Aber gleich nachdem sie telefoniert hatten, kam Herr Portner zu mir und sagte, er müsse los.«
» Los oder nach Hause ?«, hakte Winnie nach.
Cindy Felke überlegte eine Weile. »Los, glaube ich«, antwortete sie schließlich. »Aber ich bin nicht sicher.«
Winnie nickte. Die meisten Menschen prägten sich eher den Inhalt einer Bemerkung ein als ihren genauen Wortlaut. Etwas, das ihnen die Arbeit nicht gerade erleichterte …
»Wenn er was von nach Hause gesagt hätte, wäre mir das bestimmt im Gedächtnis geblieben«, sagte Cindy Felke in diesem Augenblick mitten in die Stille, die sich zwischen ihnen breitgemacht hatte.
»Warum?«, wagte Winnie einen Schuss ins Blaue. »Weil eine solche Formulierung eher untypisch für ihn gewesen wäre?«
Suggestive Beeinflussung von Zeugen , knurrte Jakob Fox, einer ihrer Ausbilder, hinter ihrer Stirn. Denken Sie an meine Worte, Heller, Ihr loses Mundwerk bringt Sie noch mal um Kopf und Kragen!
Cindy Felke indessen nickte. »Ja«, sagte sie. »Das wäre es allerdings. «
»Weil Herr Portner grundsätzlich nur selten über Privates sprach?«
Immer besser, Heller! Warum entwerfen Sie nicht einfach schon mal die komplette Aussage und lassen Ihre Zeugin nur noch unterschreiben? Würde Ihnen beiden doch ’ ne Menge Zeit sparen, oder?
»Er war, was das betrifft, eher …« Cindy Felke suchte lange nach einem Wort, das ihr angemessen schien. »… unberechenbar«,
sagte sie schließlich, und Winnie Heller war heilfroh, dass sie darauf verzichtet hatte, das »zugeknöpft«, das ihr auf der Zunge gelegen hatte, laut auszusprechen.
»Unberechenbar?« Sie fixierte die Augen ihres Gegenübers. »Was genau meinen Sie mit unberechenbar?«
»Ach, wissen Sie …« Drucksen. »Hin und wieder erzählte Herr Portner von sich aus alles Mögliche, zum Beispiel, dass sie Gäste gehabt oder eine Party für seine Tennisfreunde ausgerichtet hätten. Oder dass sie drei Wochen auf den Malediven waren. Aber das war alles eher allgemein, verstehen Sie?«
»Und wenn er über seine Frau sprach?«, fing Winnie Heller den Ball, den die junge Barfrau ihr zugespielt hatte, bereitwillig auf. »Sprach er überhaupt über sie?«
»Gelegentlich. Und wenn …«
»Ja?«
»Ich weiß nicht …« Cindy Felke verschränkte die Arme vor der Brust. »Es ist ja nur so ein Eindruck von mir gewesen.«
»Sicher. Kein Problem.«
Die junge Barangestellte öffnete zwar die Lippen, sagte jedoch nichts. Offenbar war sie noch nicht überzeugt.
Winnie Heller lächelte ihr zu. »Glauben Sie mir, wir wissen solche Dinge schon richtig einzuordnen.«
Cindy Felke holte tief Luft. »Für mich klang es immer ein bisschen streng, wenn er über sie sprach.«
»Streng?«
Sie strich sich ein paar schwarz-lila Ponyfransen aus der Stirn. »So als ob sie ihm irgendwie peinlich wäre, wissen Sie.«
Peinlich ist gut, dachte Winnie Heller, indem sie sich das nahezu perfekt ausmodellierte Gesicht der jungen Russin ins Gedächtnis rief. »Kommen wir noch mal auf diesen Anruf zurück«, entschied sie sich dennoch, diesen Punkt zunächst nicht weiterzuverfolgen. »Was hat die Anruferin genau gesagt? «
»Woher soll ich das wissen?«, stöhnte Cindy Felke. »Um diese
Uhrzeit ist hier in der Bar wirklich die Hölle los. Und an diesem ganzen Gespräch war absolut nichts Spektakuläres oder so, verstehen Sie?«
Na schön, war ein Versuch …
»Wie gut kennen Sie Irina Portner?«
»Eigentlich gar nicht. Ich arbeite jetzt seit anderthalb Jahren hier und habe sie in dieser ganzen Zeit vielleicht drei oder vier Mal gesehen.« Sie zupfte gedankenverloren an einem eingerissenen Fingernagel, und Winnie überlegte, ob sie wieder ins Bett gehen würde, wenn sie hier fertig waren.
»Haben Sie sich bei diesen Gelegenheiten mal mit ihr unterhalten? «
»Unterhalten?« Sie lachte, als ob ihre Gesprächspartnerin
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