Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hochgefickt

Titel: Hochgefickt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathalie Bergdoll
Vom Netzwerk:
Minuten Pause für ihn, für mich entkabeln. Er grinste.
    »Respekt, das hat noch keiner gepackt.«
    »Was denn?«
    »Mir live eine gleichwertige Revanche reinzudrücken.« Er war wirklich beeindruckt.
    »Du hast dich aber gut gefangen«, gab ich sein Kompliment zurück.
    »Du auch! Wir werden morgen viel Presse haben, das ist immer prima – aber wem sag ich das, da bist du ja eh ein Profi! Also danke, und lass uns demnächst mal treffen wegen ’nem Song, das meine ich ernst!«
    Die Resonanz am nächsten Tag war tatsächlich beachtlich und nicht nur gute PR für meine neue Sendung, sondern auch für mein Ansehen in der Öffentlichkeit. Dass der rücksichtslos als Kotzbrocken auftretende Tom Kosly durch mich endlich auch mal einen amtlichen Tiefschlag unter die Gürtellinie verpasst bekommen hatte, schenkte mir unerwartet viele Sympathiepunkte, getreu dem Motto: Meines Feindes Feind ist mein Freund.
    In der Bild am Sonntag wurde die gesungene Kabbelei zum Wochenabschluss im Wortlaut abgedruckt und richtig aufgebauscht, mit Stellungnahmen von dreißig Prominenten, die mir zum Gegenschlag aufs Herzlichste gratulierten – allesamt Gestalten, die in den letzten Monaten von Tom mehr oder minder heftig verarscht oder beleidigt worden waren und sich nun freuten, öffentlich noch mal nachzutreten.
    Dass die BamS für diese geballte Schadenfreude und Stimmungsmache vier Seiten zur Verfügung stellte und gleichzeitig eine scheinheilige Diskussion über Sitte und Anstand anregte, ohne dass jemand in diesem Zusammenhang auch mein Gebaren mal kritisch beleuchtete, amüsierte mich schon sehr.
    Die berechnende, böse Luder-Lina war völlig passé, stattdessen war ich nun die humorvolle Wuchtbrumme, die übelste Frechheiten mit einem Lächeln parieren und öffentlich runterspielen konnte: »Ach, das muss man alles nicht überbewerten, das war bei uns in der Eifel immer schon so gewesen: Der eine macht eine derbe Flachserei, der andere keilt zurück, dann ist man quitt, geht zusammen einen trinken und lacht über den ganzen Quatsch!«
    Von der bösen Hexe war ich innerhalb weniger Monate an Ralfs Seite zur sympathischen Moderatorin geworden, die (genau wie Tom Kosly) ihrem Sender auch noch passable Quoten bescherte, mit stetig steigender Tendenz.
    Daher wollte der Sender bereits Ende November, als die erste Staffel noch nicht mal vorbei war, unbedingt schon die Option auf zwei (!) weitere Staffeln ziehen. Dementsprechend euphorisch war meine Stimmung, als ich in die Eifel aufbrach, um unser Familienritual am ersten Advent zu pflegen.
    Ich freute mich sehr darauf, meine Eltern mal wieder in Ruhe zu sehen – zwischendurch hatten wir uns zwar gegenseitig besucht und recht häufig miteinander telefoniert, um uns wenigstens grob auf dem Laufenden zu halten, aber ein ganzes Wochenende lang wieder kleines Mädchen bei Mama und Papa spielen, das war doch noch etwas ganz anderes.
    Außerdem war am Samstag Vorweihnachtsbasar im Feuerwehrheim, und auch das wollte ich nicht verpassen. Renate und Günther waren von 15 bis 16 Uhr für den Kuchenverkauf eingetragen und würden platzen vor Stolz, wenn ich ihnen dabei helfen würde. Im Vorfeld hatte ich ernsthaft überlegt, einen Klatschreporter dahin zu bestellen – das hätte bestimmt supersympathisch gewirkt, nach dem Motto: »Trotz ihres Erfolges ist Lina bodenständig geblieben, pflegt ihre Wurzeln und hält familiäre Werte hoch.« Aber dann hatte ich die Idee wieder verworfen und mich für ein tatsächlich privates Wochenende entschieden.
    Ich kam bereits am frühen Freitagnachmittag in der Eifel an und begann meinen Besuch mit einem ausgedehnten Waldspaziergang mit meinem Vater. Renate hatte noch zwei Kundinnen zu versorgen, und ich mochte diese Spaziergänge immer mehr, je älter ich wurde – denn auch wenn ich es nach wie vor schrecklich fand, dass mein Vater vor gut fünf Jahren die Jagd als Hobby für sich entdeckt hatte, schätzte ich es doch sehr, mit ihm vom Hochsitz aus auf die Lichtung zu glotzen, dabei gemächlich den im Lodenmantel deponierten Flachmann zu leeren und zu reden.
    »Hat immer noch keiner gemerkt, dass du mit deinem Alter gelogen hast und noch gar keine 23 Jahre bist?«, begann er seine Befragung.
    Ich schüttelte grinsend den Kopf: »Selbst Ralf weiß nicht, dass ich erst zwanzig bin! Ich hab das zwar mal erwähnt, als er im Krankenhaus lag, aber er hat gedacht, das wäre ein Witz – und ich hielt das für eine ganz gute Idee, ihn in dem Glauben zu

Weitere Kostenlose Bücher