Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)
die Runde. »Fakt ist, dass wir die Mutter dazu nicht befragen können. Bestimmt hat sie am Wochenende versucht, ihre Tochter anzurufen.«
»Das können wir leicht über einen Verbindungsnachweis des Netzbetreibers herausfinden«, sagte Markus Ackermann, den Franziska trotz seines Urlaubs auf die Dienststelle beordert hatte. Seine Stimme klang ruhig und besonnen. »Ich kümmere mich darum.«
Kepplinger nickte dankbar und fuhr in seinen Überlegungen fort. »Angenommen, Manuela befindet sich in der Gewalt eines Entführers, dann könnten wir sie mit einem Anruf gefährden. Ich denke, wir sollten andere Möglichkeiten in Betracht ziehen. In Sachen Elektronik bin ich allerdings ein absoluter Laie.«
Wieder meldete sich Ackermann zu Wort. »Wir können eine Funkortung beantragen. Die rechtlichen Voraussetzungen dürften vorliegen.«
Der Inspektionsleiter nickte.
»Ich gebe zu bedenken, dass wir dabei lediglich herausbekommen, in welcher Funkzelle das Mobiltelefon eingeloggt ist. Vorausgesetzt es ist eingeschaltet und hat Empfang.« Der Kollege, der nun das Wort ergriffen hatte, hatte sich Kepplinger zuvor als Nils Schubart vorgestellt. Er schätzte ihn auf Mitte zwanzig. Dem Dialekt nach kam er aus der Gegend um Leipzig.
»Da muss ich unserem Computerspezialisten recht geben«, sagte Markus Ackermann. »Aber wenn wir Glück haben, können wir auf die Ortungsplattform der Björn-Steiger-Stiftung zurückgreifen. Ich denke, das funktioniert im Landkreis Göppingen.«
Nils Schubart nickte. »Dann könnten wir mithilfe sogenannter IMSI -Catcher das Handy ziemlich genau lokalisieren. Dafür brauchen wir allerdings die Unterstützung des Landeskriminalamtes.«
»Bringen wir das Mädchen damit in Gefahr?«, erkundigte sich die einzige Kollegin im Team, die sich bislang eher zurückgehalten hatte. Ihre Stimme und ihre Körperhaltung wirkten verschlossen, als ob sie sich in diesem Kreis nicht richtig wohlfühlen würde. Sie hieß Anja Kober, wie ihm Franziska leise mitteilte.
»Nein. Am Mobilteil tut sich bei so einer Aktion nichts. Voraussetzung ist eben, dass es eingeschaltet ist«, sagte Markus Ackermann.
»Aber wir sollten relativ zeitnah einen Trupp vor Ort bringen«, gab Kepplinger zu bedenken. »Ich meine für den Fall, dass das Mädchen, oder wer auch immer, mit dem Telefon in Bewegung ist.«
Markus Ackermann und Nils Schubart stimmten ihm zu. Kepplinger schlug vor, dass sich die beiden sofort darum kümmerten.
Die nächste Wortmeldung kam von einem gut aussehenden Mann, der seine schulterlangen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. Ein gepflegter Dreitagebart vollendete das typisch südländische Aussehen.
»Maggiore, soll das heißen, wir arbeiten jetzt alle an dem Fall mit dem Kind?« Die Frage galt dem Inspektionsleiter. Auf den ersten Eindruck wirkte der Kollege arrogant. Kepplinger hoffte, dass sich dieses Gefühl nicht bestätigen würde, angesichts der Tatsache, dass es sich um niemand anderen als seinen neuen Büropartner handeln konnte.
»Ja, selbstverständlich, Salvatore. Das hat jetzt Vorrang vor allem anderen. Wir müssen doch rauskriegen, was mit dem Mädchen los ist«, antwortete Brandstätter prompt. »Aber ich möchte nicht, dass es an die große Glocke gehängt wird. Ihr wisst, wie heikel es gerade ist, wenn ein Kind vermisst wird. Kepplinger …«, wieder klopfte ihm der Vorgesetzte auf die Schultern, »… leitet bis auf weiteres die Ermittlungen.«
Damit hatte Moritz nicht gerechnet. Zum einen war er froh, dass Brandstätter ihm bereits am ersten Arbeitstag zutraute, eine Ermittlungsgruppe zu leiten. Andererseits zweifelte er daran, ob die weitaus erfahreneren Kollegen diese Entscheidung für eine gute Idee halten würden. Kepplinger hatte keine Ahnung vom Betriebsklima innerhalb der Inspektion, wusste nichts von den Eigenarten der neuen Kollegen und wie das jeweilige Verhältnis zum Chef war.
»Ist das für euch in Ordnung?«, fragte er in die Runde und beobachtete gespannt die Reaktionen. »Schließlich bin ich ganz neu hier.«
Als Resonanz erhielt er ausschließlich Zustimmung, lediglich Herder brummte irgendetwas Unverständliches, nickte aber, als Kepplinger ihm direkt in die Augen blickte.
Sie sprachen das weitere Vorgehen ab und vereinbarten eine Besprechung am frühen Abend. Rasch wurden die nötigen Routinearbeiten an die Kollegen verteilt. Am Ende der Besprechung blickte Kepplinger besorgt auf die Uhr. Eine weitere Stunde war vergangen. Er zweifelte daran, ob es
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