Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)
hatte keine Lust auf große Erklärungen und hielt dem kleinen, stämmigen Mann seinen Dienstausweis vor die Nase.
»Sind Sie der Hausmeister?«
»Ja, Josef Steiner mein Name.«
»Nun, Herr Steiner, wir würden gerne in die Wohnung von Frau Jessen.«
»Ja, jetzt sagen Sie mir doch, was los ist. Ist doch nicht normal, dass die Polizei mitten am Tag in eine Wohnung will.«
Jetzt mischte sich Falcone in das Gespräch ein.
»Das dürfen wir Ihnen leider nicht sagen. Nur so viel, Frau Jessen liegt derzeit im Krankenhaus.«
»Ja und das Kind?«, fragte der Hausmeister hartnäckig.
»Darum kümmern wir uns, Herr Steiner«, sagte Kepplinger genervt und wandte sich in Richtung Eingang. »Also, gehen wir!«
Der Alte verkniff sich weitere Fragen und ging der Gruppe voraus in das Wohngebäude.
Während er einige Treppenabsätze später die Wohnungstür aufschloss, versuchte er erneut, seine Neugierde zu befriedi gen. »Sagen Sie mal, hat der Exmann von der Jessen wieder was angestellt?«, gab er sich aufgeklärt.
»Was meinen Sie?«, interessierte sich Kepplinger.
»Na, das mit den Ruhestörungen, und dass er sie immer wieder mal verprügelt hat.«
»Das wissen wir alles, und jetzt lassen Sie uns bitte in Ruhe arbeiten«, sagte Falcone und wies den Hausmeister mit einer Kopfbewegung unmissverständlich darauf hin, dass er im Treppenhaus warten sollte.
Ein warmer Luftzug durchströmte die leere Wohnung. Durch die geöffneten Fenster drangen die Verkehrsgeräusche der umliegenden Straßen. Überall brannte Licht. Die Zimmer wirkten aufgeräumt. Außer einem Rest Pizza auf dem Wohnzimmertisch und einer mit Kinderkleidung gepackten Sporttasche im Flur gab es auf den ersten Blick nichts Auffälliges zu sehen.
»Sieht so aus, als ob Frau Jessen die Wohnung ziemlich eilig verlassen hat«, stellte Salvatore fest.
»War das schon so, als ihr hier gewesen seid?«
Lea hatte befürchtet, dass Moritz ihr die Frage stellen würde.
»Wir haben nur ein paarmal geklingelt und sind wieder weggefahren«, antwortete sie betreten. Ihr Gefühl hatte ihr bereits am Morgen signalisiert, dass das ein Fehler gewesen war. Sie und ihre Kollegen hatten dem Anruf der Mutter viel zu wenig Bedeutung beigemessen. Nicht zuletzt wegen des schweren Unfalls in der Nacht. Jetzt, angesichts der Entwicklung des Falles, zeigte sich diese Nachlässigkeit als möglicherweise große Dummheit, wenn es darum ging, lückenlos zu recherchieren.
Die beiden Männer sahen ihr den Ärger über dieses Missgeschick an.
»Tranquillo – kein Grund sich aufzuregen«, versuchte Salvatore sie zu beruhigen. »Wann war das genau?«, wollte Kepplinger wissen.
»Gegen halb fünf«, antwortete Lea.
Kepplinger schloss die geöffneten Fenster und löschte das Licht.
»Hier kommen wir nicht weiter«, sagte er. »Bis die Techniker so weit sind, sollten wir damit beginnen, die Freundinnen von Manuela zu befragen. Die Sporttasche nehmen wir mit, ansonsten lassen wir die Wohnung, wie sie ist.«
Lea hatte das Fenster im Kinderzimmer geschlossen und betrachtete die Einrichtung. Als sie in einer Ecke hinter der Tür einen Wäschekorb entdeckte, kam ihr eine Idee.
»Moritz. Salvatore. Kommt mal her.«
Die beiden traten in das Zimmer.
»Was haltet ihr davon, wenn wir ein paar von diesen gebrauchten Kleidern als Geruchsprobe für einen Spürhund mitnehmen?«
Daran hatte Kepplinger nicht gedacht. Wieder zweifelte er daran, den Ermittlungen in diesem Fall gewachsen zu sein, nachdem ihn bereits am Vormittag ein zehnjähriges Kind auf das Mobiltelefon von Manuela hatte hinweisen müssen. Jetzt überraschte ihn die junge Kollegin mit einem ausgezeichneten Einfall. Salvatore kam seiner Antwort zuvor.
»Gute Idee. Wir könnten von der Wohnung und von der Schule aus jeweils einen Versuch starten.«
»Das sollten wir auf jeden Fall tun«, brummte Moritz und griff zum Telefon.
Lea holte einige der Kleider aus dem Wäschekorb und verstaute sie in einem Stoffbeutel.
Als sie aus der Wohnung kamen, tippelte der Hausmeister noch immer vor der Tür auf und ab und sah die drei Beamten fragend an.
»Haben Sie etwas gefunden?«
»Nein, aber ich habe einen Auftrag für Sie«, sagte Kepplinger energisch. »Sie lassen niemanden in die Wohnung, bis wir Ihnen Bescheid sagen. Falls jemand auftaucht, rufen Sie mich an.«
Er notierte seine Handynummer auf einem Zettel und gab sie dem Verwalter. Der nahm die Haltung eines Soldaten ein.
»Alles klar. Niemand in die Wohnung lassen«, wiederholte
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