Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hochzeit in Hardingsholm

Hochzeit in Hardingsholm

Titel: Hochzeit in Hardingsholm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindstroem
Vom Netzwerk:
jetzt?« Kalle, der durch das Fenster beobachtete, wie die Arbeiter Feierabend machten und ihren Zwangsurlaub antraten, drehte sich um und trat mit besorgter Miene neben ihn.
    »Warum nimmt mein Bruder sein Handy nicht mit, wenn er schon abhauen muss?« Erik war gleichermaßen wütend und verzweifelt.
    Kalle zuckte mit den Schultern, seine Miene wirkte so hilflos, wie Erik sich fühlte.
    »Okay«, sagte Erik gedehnt. »Wie war das mit dem Propheten, der nicht zum Berg kommen will?«
    »Was hast du vor?«
    »Wir brauchen dringend einen Anwalt, aber unser Firmenanwalt ist in Urlaub.« Erik verzog das Gesicht zu einem freudlosen Grinsen. »Aber wozu haben wir einen Juristen in der Familie?«
    »Einen Juristen, der offensichtlich gerade nicht erreichbar ist«, erwiderte Kalle.
    »Womit wir wieder beim Propheten wären …« Erik suchte im Speicher seines Handys nach einer Nummer. »Ich weiß, wo Lars ist, und jetzt werde ich ihn persönlich dort abholen.«

– 45 –
    L ara war unterwegs mit einem Kurierauftrag nach Uppsala und noch nicht zurück, als Hellen landete. Sie machte das Flugzeug fest und ging direkt zu dem kleinen Laden etwa einen halben Kilometer von Laras Haus entfernt.
    Sie genoss den Spaziergang, sog tief die salzige Luft ein und ließ ihren Blick über die Umgebung streifen. Zu ihrer Rechten lag der Fjord mit glitzernden, leicht gekräuselten Wellen. Weiße Segelboote mit geblähten Segeln schienen über das Wasser zu fliegen. Der Duft nach Sommer, Sonne und Salz lag in der Luft.
    Links von ihr lagen Wiesen und Felder, ganz hinten am Horizont vereinigten sich vor dem blauen Himmel dichte Wälder zu einer grünen Fläche.
    Sie passierte die wenigen, einzelnen Häuser, die allesamt falunrot gestrichen waren, wie das von Lara, mit weiß abgesetzten Fensterläden und bunten Blumen in den Vorgärten.
    Es war so schön hier! Hellen ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie sich ein Leben in dieser Gegend durchaus vorstellen konnte. Sie liebte die Natur, und hier gab es wirklich alles, was sie sich nur wünschen konnte: Wasser, Wälder, eine traumhafte Landschaft, so weit das Auge reichte, und nette Menschen.
    Natürlich mochte sie Stockholm. Sie hatte sich bereits als junges Mädchen gewünscht, dort zu leben. In der mondänen Hauptstadt, die niemals schlief. Stockholm mit all seinen Sehenswürdigkeiten, den vielen Events, den Wasserstraßen, die die Stadt in vierzehn Inseln teilten, war ihr schon damals als der lebenswerteste Ort der Welt erschienen. Doch jetzt hier, in Norrtälje, stellte sie fest, dass noch eine ganze Menge von dem Kind in ihr steckte, das auf dem Land aufgewachsen war. Vielleicht fühlte sie sich deshalb hier so heimisch. Außerdem war Lara da, mit der sie eine tiefe Freundschaft verband. Und Menschen, in deren Nähe sie sich wohlfühlte, waren Hellen schon immer wichtig gewesen.
    Hellen hatte sich vorgenommen, Lara am Abend mit einem selbst gekochten Essen zu überraschen. Als Dank, weil sie ihr die Stelle hier angeboten hatte, und auch ein bisschen, um ihre Freundin abzulenken.
    Unglücklich wirkte Lara eigentlich nicht, aber sie war anders seit dieser Nacht mit Magnus.
    Hellen wusste nicht genau, wie sie den Zustand ihrer Freundin einzuordnen hatte. Lara wollte ganz offensichtlich nicht darüber reden, sie wich ihr jedes Mal aus, wenn Hellen das Gespräch auf dieses Thema lenkte. Hellen respektierte diesen Wunsch und hakte nicht weiter nach – wenn Lara darüber reden wollte, würde sie schon von sich aus auf sie zukommen.
    Im Laden wurde sie schnell fündig. Gustav, der Ladenbesitzer und nebenbei ein passionierter Angler, bot ihr frische Lachsforellen an. Hellen griff zu, sie hatte ein tolles Rezept für gefüllte Lachsforellen und freute sich schon jetzt aufs Kochen. Zum Nachtisch würde sie Pfannkuchentorte mit Beeren reichen.
    Hellen bezahlte ihre Einkäufe, wechselte noch ein paar nette Worte mit Gustav und machte sich dann fröhlich auf den Heimweg.
    Schon von Weitem sah sie beide Flugzeuge auf dem Wasser schaukeln. Lara war also zurück. Hellen beschleunigte ihre Schritte in Richtung der weit geöffneten Terrassentür.
    »Lara, ich bin wieder da«, rief sie laut. »Ich habe eingekauft und will heute Abend für uns kochen.«
    »Und was wird es geben?«
    Hellen zuckte erschrocken zusammen und blieb sofort stehen. Torsten trat hinter einem Baumstamm hervor und lachte sie an.
    »Torsten, was machst du denn hier?«, rief sie überrascht.
    »Schon mal etwas von Sehnsucht gehört?«,

Weitere Kostenlose Bücher