Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
Sortiment von Dahlien, Chrysanthemen und ein Beet blutroter Salbei dem Sonnenschein Farbe. Mr. Noakes war offenbar ein Gartenfreund oder hatte wenigstens einen guten Gärtner; und das, dachte Harriet, ist von allem, was wir bisher über Mr. Noakes wissen, noch das Beste. Sie erkundete den Werkzeugschuppen, wo sie das Werkzeug in guter Ordnung vorfand, darunter eine Gartenschere, die sie an sich nahm, um sich den zu lang geratenen Weinranken und den starren, bronzefarbenen Chrysanthemen zu widmen. Sie mußte ein wenig grinsen bei dem Gedanken, daß sie dem Haus mit ihrem Tun die vielzitierte »weibliche Note« gab, und als sie aufsah, wurde sie durch den Anblick ihres Gatten belohnt. Er saß zusammengekauert im Morgenmantel auf dem Sims des offenen Fensters, die Times auf den Knien, eine Zigarette zwischen den Lippen, und feilte so hingebungsvoll an seinen Fingernägeln herum, als ob er Zeit und Welt genug zu seiner Verfügung hätte. Am anderen Ende der Fensterbank saß, von Gott weiß woher gekommen, eine große rötliche Katze, damit beschäftigt, ihre eine Vorderpfote gründlich anzulecken, bevor sie sich damit hinterm Ohr bearbeitete. So saßen die beiden geschmeidigen Tiere selbstversunken in mandarinartiger Beschaulichkeit nebeneinander, bis das menschliche von beiden mit der Ruhelosigkeit des Unterlegenen den Blick von seiner Tätigkeit hob, Harriet sah und laut »He!« rief – worauf die Katze sich beleidigt erhob und ins Zimmer sprang.
    »Aha«, sagte Peter, der manchmal die unheimliche Gabe hatte, anderer Leute Gedanken auszusprechen, »ich sehe dich bei artig-damenhaftem Tun.«
    »Ja, nicht?« antwortete Harriet. Sie stand auf einem Bein und begutachtete die ein bis zwei Pfund Gartenerde, die an ihrem derben Schuh hingen. »So ein Garten ist was Schönes, weiß Gott.«
    »Die Füßchen lugten wie die Mäuschen unterm Kleide hervor, als wär’s ihr Häuschen«, erwiderte Seine Lordschaft gemessen. »Kannst du mir sagen, rosenfingrige Aurora, ob die unglückselige Person im Zimmer unter mir langsam abgemurkst wird oder nur einen Anfall hat?«
    »Das frage ich mich allmählich selbst«, antwortete Harriet, denn aus dem Wohnzimmer erklangen seltsame, halberstickte Schreie. »Vielleicht sollte ich mal nachsehen gehen.«
    »Mußt du gehen? Du verschönerst die Landschaft so. Ich liebe Landschaften mit Figuren … Mein Gott! Was für ein schauderhafter Ton – wie Neil Cook unter dem Pflasterstein! Er schien geradewegs in das Zimmer neben mir heraufzukommen. Ich werde noch ein richtiges Nervenbündel.«
    »Das sieht man dir aber nicht an. Du wirkst ekelhaft selbstzufrieden und mit der Welt im reinen.«
    »Das bin ich ja auch. Aber man sollte in seinem Glück nicht nur an sich denken. Ich bin überzeugt, daß irgendwo in diesem Haus ein Mitgeschöpf in Nöten ist.«
    In diesem Augenblick trat Bunter aus der Haustür, schritt rückwärts über den Rasen, den Blick in die Höhe gerichtet, als warte er auf eine himmlische Erleuchtung, und schüttelte wie Lord Burleigh in der Komödie ernst den Kopf.
    »Sind wir noch nicht da?« rief Mrs. Ruddles Stimme aus dem Fenster.
    »Nein«, sagte Bunter, indem er wieder zurückging, »wir scheinen überhaupt nicht vorwärtszukommen.«
    »Mir scheint«, sagte Peter, »wir sehen einem freudigen Ereignis entgegen. Parturiunt montes. Jedenfalls scheint die ganze Schöpfung in heftigen Wehen zu liegen.«
    Harriet verließ das Blumenbeet und kratzte sich mit einem Schaber die Erde von den Schuhen.
    »Ich werde jetzt mal aufhören, die Landschaft zu verschönern, und statt dessen ins Haus gehen und einen Teil der Innenausstattung bilden.«
    Peter stieg gemächlich von der Fensterbank, streifte den Morgenmantel ab und zog seinen Blazer unter der rötlichen Katze hervor.
     
    »Dieser Schornstein, Mr. Bunter«, verkündete Mr. Puffett, »hat nichts als Ruß.« Damit entstieg er dem Kamin gewissermaßen auf demselben Wege, auf dem er hineingekrochen war, und zog seinen Besen heraus, den er in aller Seelenruhe Stück für Stück wieder auseinanderschraubte.
    »So etwas hatten wir bereits vermutet«, antwortete Mr. Bunter mit einem Anflug von Ironie, die jedoch bei Mr. Puffett nicht ankam.
    »Genau«, fuhr Mr. Puffett fort. »Festgebackener Ruß. Da kann ja kein Schornstein ziehen, wenn die Kappe so voll mit festgebackenem Ruß ist wie bei dem hier. Das geht nicht. Das ist einfach zuviel verlangt.«
    »Ich verlange es ja gar nicht«, entgegnete Mr. Bunter.
    »Ich bitte Sie nur,

Weitere Kostenlose Bücher