Hochzeit zu verschenken
Kopf hoch. »Ach, ich musste nur gerade daran denken, dass... die äh... Hochzeit wirklich sensationell wird.«
Was soll ich tun? Sage ich es ihr?
Sage ich es ihr nicht?
Komm schon, Becky. Entscheide dich.
»Also - wollen Sie gern sehen, was ich in meiner Tasche habe?«, fragt Robyn geheimnistuerisch-fröhlich.
»Äh... ja, bitte.«
»Tadaaaaah!« Sie holt eine feste, mit schnörkelreicher Schrift geprägte Karte hervor und reicht sie mir.
Mrs. Elinor Sherman
bittet um die Ehre Ihres Erscheinens
zur Hochzeit ihres Sohnes
Luke Brandon
mit
Rebecca Bloomwood ...
Fasziniert betrachte ich den Text. Mein Herz klopft wie wild.
Das hier ist echt. Es ist wirklich echt. Da steht es, schwarz auf weiß.
Oder sagen wir, bronze auf taupe.
Ich nehme ihr die Karte ab und drehe und wende sie.
»Was meinen Sie?« Robyn strahlt. »Exquisit, oder? Die Karte besteht zu achtzig Prozent aus Leinen.«
»Sie ist... wunderschön.« Ich schlucke. »Aber ist es nicht ein bisschen früh, um jetzt schon Einladungen zu verschicken?«
»Wir verschicken sie ja noch nicht! Aber ich möchte die Einladungen immer gern schön früh fertig haben. Ich sage ja immer, man kann nicht oft genug Korrektur lesen. Wir wollen unsere Gäste doch nicht darum bitten, im >Smoking< zu erscheinen, wie es bei einer Braut passiert ist, deren Namen ich jetzt lieber nicht nennen möchte...« Sie lacht schrill.
»Aha.« Mein Blick wandert zurück auf den Einladungstext.
Samstag, den 22. Juni 2002 um 19 Uhr
im Plaza Hotel
New York City
Das hier ist Ernst. Wenn ich tatsächlich etwas sagen will, dann muss ich es jetzt tun. Wenn ich diese Hochzeit abblasen will, muss ich es jetzt tun. In diesem Augenblick.
Aber mein Mund bleibt zu.
Soll das wirklich heißen, dass ich mich letztendlich doch für das Plaza entscheide? Dass ich mich verkaufe? Dass ich mich für Glitzer und Glamour entscheide? Dass ich Elinor Mum und Dad vorziehe?
»Möchten Sie die Ihrer Mutter schicken?«, sagt Robyn.
Ich reiße den Kopf hoch - doch Robyn sieht mich wie die personifizierte Unschuld an. »Ist ja wirklich schade, dass sie nicht hier ist und bei den Vorbereitungen mitmachen kann. Aber sie wird sich doch bestimmt freuen, die Einladung zu sehen, oder?«
»Ja«, sage ich nach längerem Schweigen. »Ja, sie... wird begeistert sein.«
Ich stecke die Einladung in die Tasche und lasse diese zuschnappen. Mir ist ein klein wenig übel.
Das war´s dann also. Wir heiraten in New York.
Mum wird das bestimmt verstehen. Wenn ich es nur richtig anpacke, ihr davon zu erzählen, wird sie schon nachgeben. Sie muss.
Antoines neue Mandarinen-Lychee-Torten-Kreation ist fantastisch. Und doch ist mir der Appetit irgendwie vergangen.
Nachdem ich nun schon eine ganze Reihe von Geschmacksrichtungen gekostet und mich immer noch nicht entschieden habe, wechseln Antoine und Robyn Blicke und schlagen vor, dass ich mal eine Nacht darüber schlafe. Ich bekomme eine letzte Zuckerrose mit auf den Weg, verabschiede mich und gehe zu Barneys, wo ich sämtliche Kundinnen ausgesucht zuvorkommend bediene - als wenn nichts wäre.
Und doch denke ich ununterbrochen über diesen Anruf nach, den ich tätigen muss. Und darüber, wie ich Mum von meiner Entscheidung berichte. Darüber, wie ich es ihr erkläre.
Ich darf auf keinen Fall mit der Tür ins Haus fallen und sagen, dass ich definitiv im Plaza heiraten möchte. Zumindest nicht am Anfang. Ich werde ihr sagen, dass ich das für eine gute Alternative halte - wenn wir beide das wollen. Das ist der Schlüsselsatz: Wenn wir beide das wollen.
Denn wenn man sich das mal überlegt, habe ich ihr diese Möglichkeit bisher ja nicht auf plausible Art und Weise präsentiert. Und wenn ich ihr das erst mal alles ausführlich erklärt habe, wird sie sich vielleicht förmlich auf diese einmalige Gelegenheit stürzen. Wenn ich ihr erst mal von dem Zauberwald und dem Streichorchester erzählt habe, und von dem Tanzorchester und der 1.000-Dollar-Torte. Eine glanzvolle Luxushochzeit, die uns keinen Cent kostet! Ich meine, wer würde sich nicht darauf stürzen?
Aber als ich die Treppe zu unserer Wohnung hinaufgehe, ist mir ganz übel vor Nervosität. Ich weiß, dass ich mir was in die Tasche lüge. Ich weiß, was Mum wirklich will.
Und ich weiß, dass sie - wenn ich nur genügend darum bettele - alles für mich tun würde.
Ich schließe die Tür hinter mir und atme tief durch. Zwei Sekunden später klingelt es an der Tür, und ich fahre zu Tode erschrocken zusammen. Mann,
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