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Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe

Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe

Titel: Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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Verbindung mit Lord Beverley werde ich unerwähnt lassen – der Name an sich ist ja nicht unüblich.“ Das Thema wechselnd fragte sie lächelnd: „Hatten Sie vor, den Lunch mit mir zu nehmen?“
    „Ich darf heute keinesfalls zu spät zum Tee kommen. Gestern schalt meine Tante mich deswegen. Das an sich würde mir nichts ausmachen, doch meine Tante zahlt mir den Aufenthalt hier und hat mir ein paar hübsche Kleider gekauft. Ich möchte nicht undankbar sein, indem ich ihr Missfallen errege.“
    „Nun, dann essen wir eben nur einen kleinen Happen“, schlug Ellen vor. „Ich würde Ihnen gern eine Stickerei zeigen, an der ich für eine Kundin arbeite. Die junge Dame sah in dem Laden in Bath mehrere meiner Arbeiten und bat mich, die Stickereien für ihre Abendrobe zu übernehmen. Sie wird nächsten Monat achtzehn, sagte sie, und das wird mit einem Ball gefeiert.“
    Jo betrachtete die Arbeit – den vorderen Einsatz einer Ballrobe – und konnte die exquisite Stickerei und das schwierige Muster nur bewundern. Selten hatte sie eine so kunstvoll ausgeführte Arbeit gesehen. „Ach, das ist ganz wunderschön“, rief sie. „Wie geschickt Sie sind, Ellen! Wer hat Sie das gelehrt?“
    „Ich habe es mir im Laufe mehrerer Jahre selbst beigebracht.“ Ellen strahlte vor Freude. „Natürlich lehrte mich meine Gouvernante die Grundzüge des Stickens, und dann bat ich meinen Vater, mir Bücher über diese Kunst zu besorgen, was er nur zu gern tat, weil er fand, dass Nadelarbeit eine damenhafte Beschäftigung ist. Wüsste er, dass ich mir damit nun meinen Unterhalt verdiene, wäre er weniger erfreut.“
    „Es ist eine Schande, dass Sie mit Ihrer Familie entzweit sind. Haben Sie darüber nachgedacht, Ihrer Mutter zu schreiben?“
    „Ja, ich habe ein paar Zeilen aufgesetzt. Nur, dass mein Ehemann gestorben ist, dass ich guter Hoffnung bin und es mir gut geht. Ich werde den Brief heute abschicken, jedoch ohne meine Adresse anzugeben.“
    „Ihre Mutter wird gewiss erleichtert sein, von Ihnen zu hören.“
    „Ja, ich denke auch. Sie müssen wissen, ich war daheim nie besonders glücklich. Mein Vater ist hart und kaltherzig, und Mama fürchtet ständig, sein Missfallen zu erregen. Als Matt in mein Leben trat, änderte sich alles … nie werde ich bedauern, was ich seinetwegen tat, obwohl der Tod uns schon so bald wieder auseinandergerissen hat.“
    „Wie schön, dass Sie ein solches Glück erleben durften“, sagte Jo. „Ich habe nie so recht an die Liebe geglaubt – also diese romantische Liebe, über die man in Büchern liest –, aber Marianne hat ihren Marquis beinahe auf den ersten Blick geliebt, und offensichtlich liebten auch Sie Ihren Gatten innig.“
    „Ich liebe ihn immer noch. In Ihren Augen mag meine Geschichte tragisch sein, doch ich würde dieses eine Jahr mit Matt niemals eintauschen wollen gegen eine lange Ehe mit einem ungeliebten Mann.“
    Jo nickte gedankenvoll. Nach und nach reifte in ihr die Überzeugung, dass einigen wenigen Menschen wirklich das Glück vergönnt war, die wahre Liebe erleben zu dürfen.
    „Ah, da bist du ja, meine Liebe“, sagte Lady Wainwright mit beifälligem Nicken, als Jo am Nachmittag um halb drei den Salon betrat. „Wie gut, dass du zurück bist. Rasch, kleide dich um; zieh ein hübsches Kleid an, und richte dir das Haar.“
    „Ja, Tante“, entgegnete Jo, während sie ihr die Schachtel mit den Trüffelpralinen reichte. „Hier, bitte, sie sind ganz frisch.“
    „Aber eine solche Schachtel!“ Ihre Tante runzelte die Stirn. „Viel zu aufwendig! Eine Papiertüte hätte es auch getan.“
    „Ich habe es für Sie gekauft, Tante, ein Geschenk als Dank für Ihre Großzügigkeit. Und nun gehe ich mich umkleiden.“
    „Trödele nicht. Ich erwarte heute einen Besuch, den du unbedingt kennenlernen sollst.“
    Jo nickte schweigend und ging hinaus, wobei sie bemerkte, dass ihre Tante die Schachtel mit den Trüffeln mit einem merkwürdigen Blick bedachte.
    Während sie ihr Ausgehkleid gegen ein blassgrünes Nachmittagsgewand tauschte, überdachte sie, was Ellen ihr von Hal Beverley erzählt hatte. Er schien ein sehr großherziger Mensch zu sein, wie er ja schon bewiesen hatte, als er sich anbot – wie Jo nun überzeugt war, ganz ohne Hintergedanken –, die Spieldose für Lucy zu kaufen.
    Sie fand, dass ihr schurkischer Earl einen anderen Charakter annahm und sich zum perfekten Gentleman mauserte. Ob sie ihre Geschichte ändern musste?
    Die Überlegung, die Handlung derart radikal

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