Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe
aufprobierte, das Jo gerade fertiggestellt hatte. „Und die Farbe gefällt mir besonders gut. Übrigens duftet es sehr schön … wie eine Damaszenerrose. Hast du ein neues Parfüm?“
„Nein, der Duft muss an dem Stoff haften. Ich erzählte dir doch von dieser Truhe voller nützlicher Schätze, die Lady Beverley gehörte – all ihre Sachen riechen so. Ich wünschte, man könnte dieses Parfüm kaufen.“
„Aber an dir haftet der Duft ebenfalls, zumindest, wenn du diesen wunderbaren Umhang getragen hast. Er steht dir so gut, Jo! Du siehst darin ganz anders aus als sonst, besonders wenn du dein Haar offen trägst.“
Jo lachte amüsiert und küsste ihrer Schwester die Wange. „Ich gehe jetzt ins Dorf, du weißt, zu der Wohltätigkeitsversammlung. Du möchtest wohl nicht mitkommen?“
„Lieber nicht. Ich mag Mr. Browne nicht besonders. Er wirkt so falsch auf mich, und wenn er lacht, lachen seine Augen nicht mit.“
„Deswegen musst du kein schlechtes Gewissen haben. Mama mag ihn auch nicht. Doch ich gehe ja nicht seinetwegen, sondern weil ich an der Sache interessiert bin. Bestimmt würde Papa das billigen.“
„Nun, dann helfe ich eben, wenn ihr Basare oder Ähnliches veranstaltet, nur diesen langweiligen Reden mag ich nicht zuhören.“
„Das brauchst du auch nicht, Liebes“, entgegnete Jo nachsichtig. „Aber nun muss ich gehen, immerhin habe ich es versprochen.“
Nachdem Mr. Browne seine Ansprache beendet und pflichtschuldigen Applaus geerntet hatte, versammelten sich einige der anwesenden Damen um ihn, sichtlich mehr an seiner Person als an dem Zweck, den er verfolgte, interessiert.
Jo wunderte das nicht. Sie hatte seine Rede als wenig anspornend empfunden. Bei ihm klang alles so öde, als müsste man, so beschwerlich man es auch fand, aus reinem Pflichtbewusstsein den Armen helfen, und nicht aus dem Bedürfnis heraus, bessere Lebensumstände zu schaffen. Sie merkte nun, dass ihre Mutter und auch Lucy ihn besser durchschaut hatten als sie selbst, denn sie hatte ihn in dem Licht gesehen, das ihren Vater ausgezeichnet hatte.
Sie konnte sich nur mühsam dazu durchringen, ein paar freundliche Worte mit ihm zu wechseln, ehe sie sich mit der Zusage, seine Sache weiterhin zu unterstützen, verabschiedete.
Eine Stunde nachdem Jo das Haus verlassen hatte, trat die Haushälterin in den Salon und meldete: „Mr. Beverley bittet, von Mrs. Horne empfangen zu werden.“
„Bringen Sie ihn herein“, sagte Lady Edgeworthy, „und sorgen Sie für eine Erfrischung.“
Während sich die Damen noch ein wenig verwundert anschauten, wurde Mr. Beverley hereingeführt und grüßte höflich. „Sie müssen Lady Edgeworthy sein“, fügte er hinzu. „Und Sie Mrs. Horne, nicht wahr? Ihre Tochter hat die gleichen Augen wie Sie.“
Mrs. Horne stand auf und reichte ihm die Hand, über die er sich galant neigte. Mit einem Mal wusste sie, warum Jo manchmal so traurig wirkte. „Ich freue mich über Ihren Besuch, Sir, wie wir alle, glaube ich.“
„Danke, sehr freundlich, Madam“, entgegnete Hal. „Verzeihen Sie mein unangemeldetes Erscheinen, doch ich musste nach dem Weg fragen, und man erklärte mir, dass Sawlebridge Manor näher liegt als der Gasthof, den ich eigentlich zuerst aufsuchen wollte.“ Während er sich in dem freundlich, doch nicht überelegant eingerichteten Raum umsah, fragte er: „Ist Jo nicht daheim?“
„Sie besucht gerade eine karitative Versammlung“, sagte Lucy von der Tür her. Neugierig musterte sie ihn. „Ob Sie wohl der garstige Earl aus Jos Geschichte sind? Obwohl – er wird geläutert und …“
„Lucy!“, mahnte Mrs. Horne. „Was redest du?“
„Es stimmt aber doch! Jo schreibt an einem Roman, und sie lässt mich jedes neue Kapitel lesen. Es ist viel besser als die Märchen, die sie vorher verfasste, finde ich.“
„Ich wünschte, ich dürfte sie auch lesen“, sagte Hal. Lady Edgeworthy bat ihn mit einer Geste, Platz zu nehmen, was er tat, ehe er fortfuhr: „Ich hatte ihr angeboten, mit einem Verleger Kontakt aufzunehmen, doch ehe es dazu kam, reiste sie ab.“
„Ach, sie sollten wirklich gedruckt werden; Jo schreibt so gut!“, rief Lucy und setzte dann verlegen errötend hinzu: „Ich rede zu viel, Sir. Bestimmt möchten Sie Jo besuchen, nicht wahr?“
„Ja. Aber ich habe hier ein Geschenk für Sie, Lucy.“
„Für mich?“, fragte Lucy überrascht. „Wirklich für mich?“
„Ja, bestimmt. Jo sah es in Bath in einer Auslage und meinte, Sie würden großen
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