Hochzeitsnacht in Acapulco
wesentlichen Unterschied ausgemacht hätte.
Gabriel zog sich fertig an und ging zur Tür. Dort wandte er sich noch mal um und warf ihr einen flüchtigen Blick zu. “Ich seh dich dann heute Abend!” Einen Moment später war er draußen und machte die Tür zu.
Joelle brauchte eine Weile, bis sie ihren Mut so weit zusammengenommen hatte, dass sie sich fähig fühlte, nach unten zu gehen und Sadie unter die Augen zu treten. Sie hat bestimmt nichts dagegen, dass ich jetzt mit Gabriel das Zimmer teile, dachte Joelle. Im Gegenteil: Sadie wünschte sich sehnlichst, dass die beiden Eheleute endlich zueinanderfinden würden, aber sie hatte keine Ahnung von Gabriels Beweggründen. Ihm ging es doch nur um Sex.
Aber Joelle wollte mehr. Widerstrebend gestand sie sich ein, dass sie sich rettungslos in ihren Ehemann verliebt hatte. Ihr blieb jedoch nichts anderes übrig, als sich vorerst mit Sex zu begnügen und darauf zu hoffen, dass Liebe eines Tages folgen würde. Solange auch nur ein Funken Hoffnung bestand, konnte sie es ertragen.
Als Joelle schließlich nach unten in die Küche ging, stand Sadie dort am Herd und sang ein altes Volkslied. Nachdem sie von der neuen Zimmerverteilung gehört hatte, versicherte sie Joelle, dass es so das Beste sei.
“Es war nicht meine Idee”, bemerkte Joelle.
“Das ist doch egal”, erwiderte Sadie fröhlich. “Es ist passiert, und das allein zählt.”
“Ach Sadie, Sie verstehen nicht …”, begann Joelle.
“Oh doch!” Eindringlich sah Sadie sie an. “Versuchen Sie nicht, mir zu erzählen, dass Sie meinen Gabriel nicht lieb haben.”
Joelle atmete tief durch und seufzte. “Nein, das werde ich Ihnen nicht zu erzählen versuchen, denn Sie kennen mich schon viel zu gut. Aber Gabriel liebt mich nicht.”
“Doch, das tut er ganz bestimmt, er weiß es nur noch nicht”, erwiderte Sadie unbeirrbar.
“Nein, Sadie, Sie täuschen sich! Er denkt sich nur, dass wir, da wir nun schon mal verheiratet sind, auch die Vorteile nutzen können, die eine Ehe mit sich bringt – wenn Sie verstehen, was ich meine.”
“Ich bin nicht von gestern, Kindchen! Ich weiß genau, was Sie meinen, denn ich war auch mal jung. Eines schönen Tages wird es Gabriel wie Schuppen von den Augen fallen, und er wird den wahren Grund dafür erkennen, warum er Sie bei sich haben will. Glauben Sie mir”, versicherte Sadie eindringlich. “Ich kenne meinen Gabriel.”
“Aber diesmal irren Sie sich”, wiederholte Joelle hartnäckig.
“Wir werden ja sehen, oder?”, hielt Sadie dagegen.
Starr sah Joelle die Ältere an. “Bitte, Sadie, verrennen Sie sich nicht in irgendwelche absurden Ideen. Wie Gabriel empfindet, ist seine Sache. Egal was Sie denken.”
“Wie ich schon sagte, machen Sie sich keine Sorgen!” Sadie lächelte. “Ich kenne mich aus.”
Joelle wandte sich ab und blickte durchs Fenster auf die Zuckerrohrfelder, wo Gabriel in diesem Moment hart arbeitete. “Ich wünschte, ich könnte Ihnen glauben, Sadie. Wirklich!”
Gabriel hatte ihr jedoch unmissverständlich klargemacht, was er von ihr wollte – und es ging ihm nicht um Liebe oder Glück. Sie sehnte sich danach, dass er ihre Gefühle eines Tages erwidern würde, aber noch war es nicht so weit. Und das durfte sie niemals außer Acht lassen.
An dem Abend war Gabriel zu Joelles großer Enttäuschung von der Feldarbeit so erschöpft, dass er innerhalb weniger Minuten einschlief, nachdem sie ins Bett gegangen waren. Diesmal schmiegte sie sich an ihn – und fühlte sich geborgen.
Als sie am folgenden Morgen aufwachte, war Gabriel schon bei der Arbeit. Wieder einmal! Beim Frühstück berichtete Sadie ihr, dass er beabsichtigte, die Arbeit mittags zu unterbrechen, damit er sie zum Arzt begleiten konnte.
Das gab ihr so viel frische Energie, dass sie bereit war, sich den Anforderungen ihres neuen Lebens zu stellen. Als Erstes ließ sie sich eine weitere sogenannte Kochlektion erteilen, denn nun wollte sie so viel wie möglich von Sadie über Haushaltsführung lernen. Seltsam, aber es war ihr plötzlich ebenso wichtig, wie später wieder in den Beruf einzusteigen.
Oh nein, das nun doch nicht, verbesserte Joelle sich rasch. Der Beruf war immer noch das Wichtigste für sie. Oder?
Ja, natürlich! Vielmehr würde er das wieder sein – wenn das Baby geboren und sie mit Triumph in die Geschäftswelt zurückgekehrt war. Im Moment verschaffte es ihr allerdings genug Befriedigung, an das Baby zu denken. Ihr gefiel seit Kurzem der Gedanke, Mutter zu
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