Höchstgebot
Kommandotruppen-Korps genommen. Und davor hat er bei der Special Forces Task Group VIPER in Afghanistan gedient.«
»Was hat er dort gemacht?«
»Im Prinzip unsere eigenen Soldaten beschützt. Offiziell war seine Truppe Teil der Task Force Uruzgan , doch in der Praxis operierten sie ziemlich selbstständig. Sie waren auf Full Spectrum Special Operations spezialisiert, was beinhaltete, dass sie weit weg von der Basis Informationen sammelten und feindliche Aktivitäten störten.«
»Ein knallharter Typ also, der eine ähnliche Aufgabe im zivilen Leben suchte. Wo ist unser Mann jetzt?«
»Da draußen«, antwortete Molendorp und zeigte durch das Fenster. »Ebenfalls in Bereitschaft. Bis er hereingerufen wird, um eine Aussage zu machen.«
Micky und Katja standen auf und sahen hinaus auf die gegenüberliegende Seite des Platzes. Auf einer langen niedrigen Bank saß ein einzelner Mann. In seiner leichten Funktionshose und der Weste mit zahlreichen Taschen glich er eher einem verirrten Touristen als einem erfahrenen Afghanistanveteranen. Nur die Art, in der er den unablässigen Strom von Bahnreisenden beobachtete, verriet professionelle Aufmerksamkeit.
»Noch weiß er von nichts«, erklärte Molendorp. »Er wohnt in der Nähe und glaubt, er solle bei einer Verhandlung aussagen.«
»Die werden sich aber etwas deutlich Besseres einfallen lassen müssen, um diesem Typen das Leben schwer zu machen«, sagte Micky.
Molendorps Handy dudelte die Melodie von Wagners Ritt der Walküren . Er meldete sich und lauschte ein paar Minuten ohne Unterbrechung. Die pompösen Trompetenklänge erwiesen sich als Ouvertüre zu einem Triumph.
»Wir haben etwas deutlich Besseres!«, sagte er, nachdem er das Gespräch beendet hatte. »Die Einzelheiten erfahren wir beim Briefing«, fuhr er ungeduldig fort. »Komm!«
Micky und Katja standen auf.
»Du nicht«, sagte Molendorp zu Micky. »Keine Zivilpersonen.«
Katja packte ihn am Abzeichen auf der Schulter.
»Micky hat auf dem Campingplatz ganz allein für die Verhaftungseinheit die Kastanien aus dem Feuer geholt«, empörte sie sich. »Und vor dem Kasino hat sie mir das Leben gerettet. Kümmere dich darum, dass sie dabei sein darf!«
Die Rijksrecherche hatte sich in Schnelligkeit und Entschlossenheit selbst übertroffen. In einem kleinen Konferenzraum wurden sie von einer Kommissarin empfangen, die sich als Francien Decorte vorstellte. Sie saß in einem Rollstuhl am Konferenztisch und hatte einen Laptop vor sich stehen. Molendorp stellte Micky und Katja kurzerhand als Mitglieder einer grenzübergreifenden Einheit vor.
»Ich teile Ihnen jetzt die inoffizielle Version mit«, erklärte Francien Decorte. »Wir haben unsere Ergebnisse mit den letzten Ermittlungsresultaten der Einheit abgeglichen, die in der Mordsache Carsten Roeder ermittelt.«
»Ich habe noch keine Gelegenheit gehabt, euch darüber zu informieren«, entschuldigte sich Molendorp leise bei Katja und Micky.
Francien Decorte lächelte. »Ich übernehme das für dich, Henk.«
Lächelnd akzeptierte Henk, dass ihm das Heft aus der Hand genommen wurde.
Francien wandte sich an Micky und Katja. »Wir nehmen diese Angelegenheit sehr ernst«, begann sie. »Von einem Krisenteam wie einer Verhaftungseinheit ist absolute Verlässlichkeit zu erwarten. Wir haben sämtliche Mitglieder der Einheit durchleuchtet. Euch übrigens auch, und sogar Henk.«
Molendorp neigte ergeben das Haupt.
»Der Verdacht lautete, dass der Zielort der Operation verraten wurde und die Verdächtigen Patrick Schmidt und Sascha Heidfeld dadurch Leuten zum Opfer fielen, die wesentlich weniger gute Absichten mit ihnen hatten. Mit den bekannten Folgen.«
»Deswegen liegt Patrick noch immer im Koma«, sagte Micky.
»Falsch, er ist heute Morgen wieder zu Bewusstsein gekommen«, berichtigte Molendorp.
»Indirekt haben wir dieser Sache auch das Chaos in Valkenburg zu verdanken«, ergänzte Katja.
»Darum bin ich auch sofort in Aktion getreten«, sagte Molendorp. »Wegen der entstandenen allgemeinen Verunsicherung der Gesellschaft …«
»Spar dir deinen PR-Schmus für deine Fernsehauftritte«, kommentierte Francien, jedoch wieder mit einem so freundlichen Lachen, dass Molendorp entschuldigend die Hände hob.
»Der zweite Verdacht lautete, dass die Verfolgung der Täter absichtlich sabotiert wurde«, fuhr sie fort, »sodass die bereits gewarnten Männer auch noch entkommen konnten.« Francien lehnte sich zurück. »Normalerweise sind solche Indianergeschichten nur
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