Höchstgebot
für den Reißwolf gut«, sagte sie. »Doch in diesem Fall konnten wir den Informationen von Henk entnehmen, dass wir mit relativ geringem Aufwand entweder die Beschuldigungen entkräften konnten oder Alarm schlagen mussten. Letzteres war der Fall.« Sie drehte ihren Laptop und zeigte ihnen ein Foto von Pieter Sticht.
»Sein Pech war, dass der Leiter der Verhaftungseinheit während der Vorbereitungen von der üblichen Vorgehensweise abwich. Sticht hat gegen 17.30 Uhr an jenem Abend den Leiter angerufen, um ihm Bescheid zu sagen, dass er den Stau hinter sich gelassen habe. Sein Vorgesetzter schlug deswegen vor, er solle unmittelbar zur Rezeption des Campingplatzes fahren, um sich dort dem Team anzuschließen. Der Leiter der Verhaftungseinheit glaubt, sich zu erinnern, dass er entgegen den Vorschriften sogar den genauen Einsatzort genannt hat.«
»Die Wanderhütte?«
Francien seufzte.
»Regel Nummer eins lautet, dass während einer Besprechung der Verhaftungseinheit die Handys ausgeschaltet werden müssen. Bei manchen Teams werden sie sogar eingesammelt, um zu verhindern, dass Informationen weitergegeben werden. Die anderen Mitglieder konnten wir also ausschließen. Das waren zwar noch keine harten Beweise, aber immerhin war es eine Spur. Glücklicherweise unterhalten wir gute Kontakte zu unserem Militärischen Abschirmdienst.« Francien schwieg einen Moment, als überlegte sie, ob sie konkreter werden solle.
»Wir haben also gegen Pieter Sticht ermittelt. Alter: sechsundzwanzig Jahre. Unverheiratet. Nach seiner Rückkehr aus Afghanistan konnte er durch ein beschleunigtes Verfahren als Seiteneinsteiger bei der Polizei anfangen und wurde sofort bei der Verhaftungseinheit eingesetzt. Inzwischen ist seine letzte Woche dort angebrochen.«
»Was will er anschließend machen?«, fragte Micky.
»Er will auch als eine Art Freiberufler arbeiten, aber nicht wie du«, antwortete Francien. »Er fängt bei der privaten Sicherheitsfirma Secritor an, ein Unternehmen, das sich auf den Schutz von Personen und Material an gefährlichen Orte wie Afghanistan spezialisiert hat.«
»Er kehrt also an seinen alten Einsatzort zurück?«, fragte Micky.
»Ja, und zwar für das Dreifache seines früheren Solds«, antwortete Francien. »Aber das ist noch nicht das bemerkenswerteste Ergebnis. Er schließt sich damit nämlich auch alten VIPER-Kameraden an. Die Herren Bart Baars und Michiel de Man sind zur gleichen Zeit ausgestiegen wie Sticht. Sie haben Secritor aufgebaut.«
»Aber das sind alles keine verdächtigen Aktivitäten«, gab Katja zu bedenken.
»An sich nicht. Aber Secritor hat sage und schreibe nur einen Auftraggeber«, antwortete Francien. » Limbs bv. Die beiden frischgebackenen Unternehmer sind in den letzten zwei Jahren mindestens acht Mal hin- und hergeflogen, um in Afghanistan Projekte der Firma zu betreuen. Sie sind verantwortlich für die Sicherheit der Roboter, die dort eingesetzt werden. Eine Art Blackwater, nur diesmal für ein niederländisches Unternehmen.« Sie ließ ihren Zuhörern genügend Zeit, um ihre Aussagen zu verarbeiten.
»Aber sie sind nicht nur dort aktiv«, fuhr sie fort. »Ihr Überwachungsauftrag erstreckt sich bis auf die Arbeitsplätze und die Entwicklungsabteilung in Maastricht.«
»Wo sind sie jetzt?«, fragte Micky.
»Nirgendwo«, antwortete Francien. »Will sagen, wir haben keine Adresse von ihnen. Wir wissen nur, dass sie vor drei Wochen auf Schiphol gelandet sind.«
»Und sind sie dann nicht bei der Arbeit erschienen?«
»Dort haben wir sie absichtlich nicht gesucht«, antwortete Francien.
Molendorp beugte sich nach vorne und legte seine Ellenbogen auf den Tisch. »Weil wir keine schlafenden Hunde wecken wollen«, erklärte er. »Wir haben bereits vor ein paar Tagen die Anruflisten aller Handys angefordert, die am Freitagabend zwischen sechs Uhr abends und sechs Uhr morgens in der Nähe der Grube ’t Rooth registriert wurden. Das Roeder – Team hat die Daten analysiert und die Quellen ermittelt. Abgesehen von den Handys von Liebespärchen und anderen Abenteurern sind wir dabei auch auf eine Nummer gestoßen, die auf die Firma Limbs registriert ist.«
Micky schaute skeptisch. »So dumm sind die doch nicht, oder?«
»Natürlich nicht«, erwiderte Molendorp. »Die Nummer gehörte zu einem Mobiltelefon, das Mitarbeitern von außerhalb zur Verfügung gestellt wurde, wenn sie nur für kurze Zeit für die Firma tätig sind.«
»Wie zum Beispiel den Secritor – Direktoren Bart Baars und
Weitere Kostenlose Bücher