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Höchstgebot

Höchstgebot

Titel: Höchstgebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hoeps/Toes
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reden wir mit Carsten Roeder. Und wir müssen auf einen Sprung beim Chef unserer beiden flüchtigen Wachleute vorbei.«
    Micky spürte die vertraute Dynamik des Wir-werden-das- Kind-schon-schaukeln-egal-wie-Gefühls, diesen zusätzlichen Schwung, den ihr ein Briefing immer verlieh.
    »Diese Jungs sind keine Berufskriminellen«, bemerkte Micky. »Die Verfolgungsjagd in Maastricht war absolut unprofessionell. Sie hätten auf der Autobahn Gas geben und sich mit Kusshand von Roberts antiker Karre verabschieden können. Die beiden sind einfach in Panik geraten. Und sie haben kein bisschen vorausgeplant. Auch nicht, als sie ihren Fluchtwagen im Albert-Kanal versenkt haben. Sie hatten nur Glück, dass der Kranführer nicht schon früher die Polizei alarmiert hat. Und warum haben sie sich so lange in dem Hotel in Lüttich aufgehalten? Ich an ihrer Stelle hätte rechtzeitig eine konspirative Wohnung organisiert. Nichts war gründlich vorbereitet.«
    »Vielleicht hatten sie sich mit jemandem verabredet, der nicht erschienen ist«, erwiderte Katja grinsend. »Passiert mir auch gelegentlich.«
    »Aber da wartet man doch nicht tagelang?«
    »Hängt von dem ab, auf den man wartet«, entgegnete Katja. »Ich habe es bisher nicht mal zehn Minuten ausgehalten.«
    »Sollten wir uns nicht auch die Wohnung von Sybille Wenger ansehen?«, schlug Micky vor.
    »Das haben schon die Kollegen von der Brandermittlung erledigt«, antwortete Katja. »Aber es hat wenig gebracht. Und ihr Wagen ist bis jetzt unauffindbar. Ein weißes Golf-Cabriolet.«
    »Welchen Status habe ich eigentlich?«, fragte Micky. »Bin ich deine Leibwächterin?«
    »Alles egal, abgesehen von ›Chef‹. Was hältst du von freiberuflicher Sicherheitsberaterin? Eventuell international tätig. Aber in jedem Fall diskret. Also, falls die Frage auftauchen sollte: Nichts von dem, was du weißt, hast du von mir.«
    Irene Schmidt-Kiesberg wohnte in Aachens nördlichem Stadtteil Haaren, einer Wohnsiedlung auf einem Hügel, die ihre ländliche Ausstrahlung hauptsächlich der Aussicht auf ein paar Weiden verdankte. Frau Schmidt-Kiesberg langweilte sich oder hatte jemanden erwartet, jedenfalls erschien sie trotz der frühen Stunde vollständig geschminkt und bis ins Detail perfekt gekleidet an der Tür.
    Katja zeigte ihren Ausweis. »Oberkommissarin Katja Hellriegel vom Landeskriminalamt, Abteilung Kunstkriminalität.« Sie stellte Micky als Expertin vor, die wegen der internationalen Beziehungen bei den Ermittlungen zurate gezogen wurde.
    »Ach, Sie bringen mir die Hundemarke zurück«, sagte Frau Schmidt-Kiesberg. »Oder muss ich etwas dafür bezahlen? Tja, wenn es Geld zu holen gibt, wird immer gleich eine ganze Delegation geschickt.«
    Micky musste unwillkürlich lachen, was Frau Schmidt zu weiterer Wortklingelei ermunterte.
    »Die Marke stammt von Patricks allererstem Hund, Bonnie. Patrick hat sie heiß und innig geliebt und nie vergessen. Seitdem hat er immer mit Hunden zu tun gehabt. Na ja, zumindest bis sein Vater starb. Dann mussten Patrick und ich umziehen und in einer Mietwohnung kann man schließlich keinen Hund halten. Das kann man so einem Tier nicht antun. Aber bei seiner Arbeit bildet er die Schutzhunde aus. Jeden Samstag ist er auf dem Hundesportplatz und trainiert Fährtensuche, Gehorsam und Geschicklichkeit …«
    »Wir würden uns gerne kurz mit Ihnen unterhalten, dürfen wir reinkommen?«, unterbrach sie Katja. »Es ist dringend.«
    Frau Schmidt hielt die Tür einladend auf. Im Wohnzimmer herrschte strikte Ordnung. Die Familienfotos auf dem Büfett standen in Reih und Glied, die Tischdecke fiel streng symmetrisch über die Tischkante und links und rechts neben dem großen Fenster hingen zwei ordentlich gefältelte und zusammengebundene Übergardinen, als sei das Leben draußen ein Theaterstück.
    »Sie sind die Mutter von Patrick Schmidt?«, fragte Katja so ernst, dass Frau Schmidt mit beiden Händen nach den Revers ihres Boleros griff.
    »Ist was mit Patrick?«
    Katja antwortete mit einer Gegenfrage. »Wo ist er?«
    »Ich weiß nicht, er hat diese Woche Nachtschicht. Dann schläft er meistens bei seinem Freund Sascha. Das ist praktischer für ihn. Patrick hat keinen Führerschein. Mit dem Bus bräuchte er bis zur Arbeit eine Stunde. Und man muss so einem jungen Mann doch auch seine Freiheit gönnen …«
    »Haben Sie zwischendurch noch einmal etwas von Patrick gehört?«, fragte Katja.
    Irene Schmidt zuckte mit den Achseln.
    »Nein, wenn er bei der Arbeit ist, hat

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