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Höchstgebot

Höchstgebot

Titel: Höchstgebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hoeps/Toes
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Besuch schien sich in eine willkommene Abwechslung für eine Frau zu verwandeln, die zum Starren auf Bildschirme verurteilt war.
    Kristel hatte die Kameras jedoch bereits angesteuert. Die Bildqualität war hier viel schlechter, was wohl an der schummrigen Beleuchtung lag. Sie sahen den Eingang zum Aufzug und daneben die Frauenparkplätze, auf denen Micky das Auto von Katja entdeckte. Die Kamera fuhr herum. Aus dem Aufzug trat ein älteres Ehepaar und ging zu seinem Auto. Die Frau redete heftig gestikulierend auf ihren Mann ein. Kristel zoomte heran.
    »Das kann noch richtig Stress geben«, meinte sie grinsend. »Wenn der Mann das Haushaltsgeld verspielt hat, dann gnade ihm Gott.«
    »Bitte such weiter«, bat Katja.
    »Das muss ich von Hand machen«, erklärte Kristel.
    Mit dem Joystick wechselte sie in der Tiefgarage von Kamera zu Kamera. Nichts, nur Bilder eines Liebespaares in Aktion. Kein Sascha, kein Carsten.
    »Jetzt gehen wir aber zur Toilette!«, drängte Katja.
    »Eine Kamera habe ich noch«, bremste sie Kristel. »Vorne an der Eingangstür.«
    Ihre Hände huschten über die Tasten.
    »Später«, winkte Katja ab. »Vielen, vielen Dank! Ich sorge dafür, dass du ein Erinnerungsschild vom Landeskriminalamt bekommst.«
    Sie stand auf und tippte Micky auf die Schulter. »Komm.«
    »Stop!«, sagte Micky.
    Dem Eingang schräg gegenüber stand Carsten unter dem Vordach. Er lehnte an der Tür eines silbernen Mercedes mit deutschem Kennzeichen, am Rand des kleinen Kreisels vor dem Kasino. Sascha saß neben ihm auf der Motorhaube.
    »Da sind sie«, flüsterte sie. »Sie stehen einfach nur draußen.«
    »Zehn Meter von hier«, bestätigte Kristel.
    »Geh näher ran!«, befahl Katja. »Hast du keinen Sound?«
    »Nein, unsere Kameras haben leider keine Ohren«, erwiderte Kristel. »Datenschutz.« Sie drückte auf den Joystick. Carsten schüttelte gerade skeptisch den Kopf, während Sascha auf ihn einzureden schien.
    »Hat Sascha etwas dabei?«, fragte Katja.
    Kristel fuhr das Kameraauge weiter herunter. Saschas Hände waren tief in den Jackentaschen vergraben, während er einen Monolog hielt. Carsten stand breitbeinig gegen die Motorhaube gelehnt daneben und sah sich wachsam um. Als die Kamera näher heranzoomte, erkannten sie, wie Carsten in seine Innentasche griff und einen Umschlag herauszog. Sascha hielt die Hand auf.
    Doch was Carsten übergeben wollte, sollte für immer ein Rätsel bleiben. Er und Sascha drehten sich plötzlich erschrocken um und sahen einige Augenblick lang etwas oder jemanden außerhalb des Sichtbereichs der Kamera an. Carsten sprang in seinen Mercedes. Sascha lief zur Beifahrerseite und versuchte, ebenfalls einzusteigen, aber Carsten hatte die Türen verriegelt. Sascha zerrte am Griff und hämmerte an die Scheibe. Er rannte sogar noch neben dem Mercedes her, als Carsten bereits den Kreisverkehr umrundete.
    »Carsten haut ab!«, sagte Micky aufgeregt. »Sie haben irgendetwas gehört oder gesehen, dahinten … Richte mal die Kamera darauf!«
    »Geht nicht. Datenschutz. Wir können nur bis an die Grenze unseres Grundstücks gehen. Dahinter beginnt die öffentliche Straße.«
    Am Bildrand sahen sie Sascha stürzen. Die Stoßstange eines anderen Autos tauchte auf, das abrupt neben ihm anhielt.
    Katja griff nach Mickys Arm. »Komm!«
    Molendorp stand im Foyer und telefonierte. Verstört blickte er auf, als Katja ihn rief.
    »Sascha ist draußen, hol mein Auto aus der Tiefgarage!«
    Sie kamen gerade rechtzeitig, um mit anzusehen, wie Carstens Mercedes davonraste und Sascha hinten in einen Peugeot 4007 gezerrt wurde. Im Rückwärtsfahren versuchte der Mann am Steuer, um hundertachtzig Grad zu drehen. Micky rannte zum Wagen und erwischte den Griff der hinteren Tür, aber der Fahrer machte einen so scharfen Schwenk, dass sie zwischen den Buchsbaumkugeln der Rabatte landete.
    Der Schuss, den die deutsche Polizistin Katja daraufhin auf niederländischem Boden abgab, hätte einige verfahrenstechnische und vielleicht sogar staatsrechtliche Fragen aufwerfen können. Zu früh geschossen, kein Warnschuss, nicht einmal ein warnender Zuruf, nein, sie zielte und schoss direkt auf die Windschutzscheibe, in die sich nur Hundertstelsekunden später ein großer Stern einzeichnete.
    Der Peugeot machte eine Vollbremsung. Katja rannte auf den Wagen zu und postierte sich ein paar Meter davor, ihre Dienstpistole mit beiden Händen auf die Windschutzscheibe gerichtet. Micky rappelte sich benommen auf und sah, wie die hintere

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