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Höchstgebot

Höchstgebot

Titel: Höchstgebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hoeps/Toes
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Er verfing sich in Satzungetümen, stürzte über unangemessene Vergleiche und peinliche Übertreibungen und kapitulierte endlich.
    »Ihr Männer wollt immer unsere Helden sein, gleichzeitig sollen wir Mitleid mit euch haben. Es geht aber nicht beides. Und ich bestehe auf einem Helden. Los, zeig her.«
    Robert schaute sie einmal mehr verblüfft an und wickelte sorgfältig das Papier auseinander.
    »Fünf Stück, immerhin. Dann wollen wir mal puzzeln«, sagte Anouk nach einer Weile und hielt Farbsplitter für Farbsplitter mit einer feinen Pinzette an die Fehlstellen.
    »Schau dir mal diese Scholle an«, sagte sie und wies auf einen ovalen schwarzen Punkt.
    Robert beugte sich über ihre Schulter und versuchte zu ignorieren, wie gut ihr Haar roch.
    »Sie ist zu groß für die Fehlstellen auf dem Bild«, meinte er. »Und es ist auch eine andere Ölfarbe. Vielleicht hat sie mit unserem Gemälde gar nichts zu tun?«
    Anouk drehte die Scholle um.
    »Ah, da klebt ja doch ein Stück echter Magritte dran«, wunderte sich Robert. »Von der Form her könnte es zu dieser Fehlstelle da gehören«, sagte er und wies auf den schwarzen Mittelschlitz einer silbernen Kugelschelle, die Magritte neben der Scheherazade auf den Boden gemalt hatte.
    »Das sehe ich auch so. Aber wo kommt dieser vordere Farbauftrag her? Ein Hobby-Restaurator?«
    »Lass uns das mal in der Vergrößerung anschauen.«
    »Nebenan steht ein Elektronenmikroskop«, sagte sie.
    Roberts Handy unterbrach sie.
    »Katja«, sagte Robert. »Habt ihr ihn?«
    »So könnte man sagen«, antwortete sie gedrückt.
    »Wie kann man es denn anders sagen?«, fragte er gereizt, weil sie schwieg.
    »Carsten Roeder ist tot. Wir …« Katja stockte.
    »Habt ihr ihn erschossen?«, fragte Robert.
    »Wir haben einen Anruf von der Polizeiwache in Valkenburg bekommen. Er ist gestern Nacht von der Straße abgekommen und in eine Kiesgrube gestürzt. Sie haben den Wagen heute Vormittag entdeckt.«
    »Ein Unfall?«
    »Keine Ahnung. Wir sind auf dem Weg zum Tatort. Ich wollte dir nur Bescheid sagen, ehe du es auf andere Weise erfährst.«
    Robert sank langsam auf einen Hocker. Das war alles ein bisschen zu viel für einen einzelnen Tag, fand er. Und damit meinte er am wenigsten, dass sich Anouk jetzt über ihn beugte und der Abstand zwischen seinen Lippen und den dunkelblauen Spitzenkörbchen ihres BHs so hauchdünn war wie ihre Bluse, während sie ihm über den Kopf strich, obwohl sie doch einen Helden wollte und er den unter anderen Umständen vielleicht sogar gegeben hätte.

21
    Die Grube ’t Rooth, einige Kilometer östlich von Maastricht, ist entstanden, als der nordöstliche Hang des Bundersbergs zur Mergelgewinnung abgegraben wurde. Der Tagebau hinterließ meterhohe Felswände und ein Loch in der Landschaft, so groß wie fünfzehn Fußballfelder. Daher war es nicht weiter verwunderlich, dass sich Ende des vergangenen Jahrhunderts Grubenbetreiber, Naturschützer und die Bewohner des Dorfes ’t Rooth in die Haare gerieten. Die Grubenbetreiber betrachteten sich als unverzichtbare Lieferanten für Kalkdünger, Füllstoff für den Straßen- und Wasserbau sowie Farbstoff für die Keramikindustrie. Die Naturschützer befürchteten, dass die Ebene von Margraten in eine Mondlandschaft verwandelt würde, und die Dorfbewohner stellten zu ihrem Schrecken fest, dass ihre Häuser mit einem Mal buchstäblich am Rande des Abgrunds standen.
    Nach jahrelangen Prozessen wurde die Konzession für die Betreiber auf ein Gebiet von nur noch fünf Hektar beschränkt, dessen Vorkommen sie innerhalb der nächsten zehn Jahre abbauen mussten. Dadurch gingen die industriellen Aktivitäten stark zurück und im Grunde war samstags am meisten los, wenn Amateurarchäologen auf der Suche nach Fossilien Steine zu Staub klopften. Daneben war die Grube für Naturfreunde interessant, weil sie dort die Gelbbauchunke und eine ebenso seltene Variante der Steinbrech-Gattung fanden.
    Der Zufahrtsweg zur Grube führt durch einen dichten Wald und Besucher, die mit dem Auto anreisen, werden gebeten, vor den Gattern zu parken, weil sich das äsende Wild nur gar zu gerne mit diesen blechernen Eindringlingen vergnügt. Katja ignorierte die Warnung und fuhr mit unverminderter Geschwindigkeit über den Waldweg, eine Staubfahne hinter sich herziehend. Erst an der Kreuzung auf dem eigentlichen Abbaugelände bremste sie.
    Man sah sofort, wo Carstens Wagen die Felskante hinuntergestürzt war. Links schlängelte sich ein unbefestigter Weg

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