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Höchstgebot

Höchstgebot

Titel: Höchstgebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hoeps/Toes
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Zähne gelaufen. Sein rechter Arm lag hilflos auf dem Oberschenkel. Micky tat noch einen Schritt zurück, die Hand vor den Mund geschlagen.
    »Das passiert, wenn man ohne Sicherheitsgurt eine Felswand runterstürzt«, sagte einer der Feuerwehrleute. »Ein Wunder, dass er nicht rausgeschleudert wurde.«
    Sein Kollege klopfte mit einem Brecheisen gegen die Airbags, die wie schlaffe Tierhäute herunterhingen. »Die haben ihn aufgehalten.«
    Katja ließ Micky los, winkte Stolpeer und fragte: »Wie geht es jetzt weiter?«
    »Die Leiche wird geborgen und schnellstmöglich zur Autopsie ins Forensische Institut nach Den Haag gebracht«, antwortete Stolpeer. »Und, Treffer?«
    »Es ist Carsten Roeder«, bestätigte Micky. »Was in Gottes Namen hatte er hier zu suchen?«
    Stolpeer zeigte nach oben. Die Spur, die der Mercedes in der Felswand hinterlassen hatte, war leicht zu verfolgen. »Jedenfalls war das hier kein Unfall.«
    »Hunderprozentig?«, fragte Micky.
    Stolpeer nickte. »Keine Bremsspuren, er trug keinen Sicherheitsgurt, sein Handy war ausgeschaltet, er wurde gesucht und war auf der Flucht. Hundert Prozent kann ich nicht garantieren, aber ich glaube, in diesem Fall komme ich dicht dran.«
    Erst als Stolpeer ihr aus seiner Weste ein Päckchen Taschentücher reichte, bemerkte Micky, dass ihr die Tränen über die Wangen liefen.
    Katja legte ihr tröstend die Hand auf die Schulter. »Das hat niemand gewollt. Nur er selbst.«
    »Ich weiß«, antwortete Micky. »Was er auf dem Kerbholz hatte, werden wir schon noch erfahren, aber das hier hat er nicht verdient.«
    Katjas Handy klingelte. Sie nahm das Gespräch an, lauschte eine Weile und steckte das Telefon wieder weg. »Das war Molendorp«, sagte sie. »Wir sollen ins Krankenhaus nach Maastricht kommen. Sascha ist aufgewacht.«
    »Wollt ihr sofort hinfahren?«, fragte Stolpeer.
    »Ja, beschäftigen wir uns lieber mit den Verdächtigen, die lebend davongekommen sind.«
    Sie machten Anstalten, den steilen Weg wieder hinaufzuklettern, aber Stolpeer wies auf einen etwas abseits geparkten Wagen mit Vierradantrieb. »Ich bring euch rauf«, versprach er.
    Während sie den Weg hinaufholperten, zog er einen Flachmann aus der Tasche.
    »Was ist da drin?«, fragte Micky.
    »Selbst gebrannter Marc de Bourgogne«, antwortete Stolpeer. »Ich habe ein Häuschen in Frankreich.«
    Er ließ beide einen Schluck nehmen. Die heiße Glut, die sich von Mickys Kehle aus in ihrem Körper verbreitete, vertrieb für einen Moment das Bild des verstümmelten Carsten. Diesmal stiegen Micky die Tränen aus organischen Gründen in die Augen. »Dieses Zeug hilft gegen alles«, stellte sie fest.
    »Ja, manchmal braucht man das«, sagte Stolpeer. »Man sieht so viel Dreck und Elend und normalerweise holt man anschließend tief Luft und macht weiter. Aber irgendwann kommt dann doch der Moment, in dem man das alles nicht mehr ertragen kann.« Er zückte seine Brieftasche und reichte Micky eine Karte. »Falls du mal reden willst. Egal, wie spät es ist.«
    Micky zögerte kurz, ehe sie seine Karte annahm.
    Sie stiegen aus und blickten noch einmal an den Felsen hinunter. Die Feuerwehrleute hatten das Dach des Mercedes abgesägt und hochgebogen. Sie zogen Carsten heraus und legten ihn in einen orangefarbenen Plastiksarg. Routiniert verschlossen sie die Klemmen. Das sterile Echo des Klickens schallte zu ihnen herauf, als sähen sie einen Film.
    Katja und Micky reichten Stolpeer die Hand und gingen zu ihrem eigenen Auto.
    »Carsten war erst mein zweiter Auftrag«, sagte Micky. »Und jeder Hauptverdächtige, dem ich bisher auf die Spur gekommen bin, hat Selbstmord begangen.«
    »Vielleicht weiß Stolpeer Rat«, erwiderte Katja beiläufig. »Er hat Tag und Nacht für dich Zeit.«
    »Ja, ein guter Kollege ist mehr wert als ein guter Nachbar«, stimmte Micky zu.
    »Und als ferner Freund würde er sich auch hervorragend machen«, nahm Katja das niederländische Sprichwort auf.
    Sascha ging es wieder gut. Ausgezeichnet sogar, verkündete er vom Rand seines Bettes aus, auf dem er saß. Im Fernseher über seinem Bett lief ein deutscher Sender, doch er setzte sofort die Kopfhörer ab, als er Micky und Katja erblickte. Er begrüßte sie überschwänglich und winkte durch die offene Tür einem Mitglied der Verhaftungseinheit zu, das ihn sowohl beschützen als auch bewachen sollte.
    »Schön, dass ihr so schnell kommen konntet«, sagte er und lehnte sich nach vorn, als erwarte er einen Kuss. Katja schüttelte ihm förmlich

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