Höchstgebot
so wollte. Was hast du dort sonst noch gemacht, außer deine Runden zu drehen?«
Zum ersten Mal schien Sascha in Verlegenheit gebracht.
»Du hast versprochen, uns alles zu erzählen, Freddy«, mahnte Micky. »Das gilt doch auch, wenn es ein bisschen schwieriger wird?«
»Sybille wollte das so, weil …« Er wandte den Blick ab und fing an, an der Bettwäsche zu zupfen.
Katja holte schon Luft, um ihn unter Druck zu setzen, aber Micky glaubte, dass er sich nur schämte, und sagte schnell: »Um dich im Auge zu behalten? Wegen deiner Geldprobleme und deiner Spielsucht?«
Sascha zuckte unwillig mit den Achseln. »Ja, genau.«
Ein kurzes Schweigen trat ein, das Katja schließlich brach. »Was hat Sybille an Carsten weitergegeben?«
»Alles Mögliche. Ich weiß nicht genau, irgendwelchen wissenschaftlichen Kram.«
»Hat Carsten sie dafür bezahlt?«
»Ja, natürlich, sie hat gute Arbeit geleistet, das hat er immer wieder zu mir gesagt.«
»Aber das hörte plötzlich auf?«
»Ja, auf einmal brauchte er Sybille nicht mehr. Also musste sie was unternehmen.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Na, die Geschichte mit diesem Gemälde.«
»Sie meinen den Raub?«
»Ja, Heino und ich haben das für Sybille getan. Carsten hätte doch nur mit einem Wort erwähnen müssen, dass sie für ihn gearbeitet hat, und Frau Roeder hätte sie sofort auf die Straße gesetzt. Carsten selbst hatte sie ja schon abserviert.«
»Sie meinen, nicht nur privat, sondern auch als Spionin ›abserviert‹. Also spielte Geld eine Hauptrolle?«
»Und meiner Meinung nach hatte sie auch das Recht dazu. Aufgeopfert hat sie sich für ihn, um dann mit leeren Händen dazustehen.«
»Sie hat euch also beauftragt, das Gemälde zu klauen?«
»Ja. Heino und ich haben einen halben Tag lang vor dem Gebäude von Limbs Wache gehalten. Uns war ganz schlecht vor Angst. Wir sind so etwas nicht gewohnt, verstehen Sie? Normalerweise stehen wir auf der anderen Seite.«
»Und dir hat es auch was gebracht? Finanziell gesehen, meine ich«, fragte Micky.
Sascha nickte gottergeben. »Sybille war der Meinung, dass wir von der Versicherungsgesellschaft an die zehn Millionen fordern könnten. Damit wäre uns allen dreien geholfen gewesen.«
»Zehn Millionen? Ganz sicher?«
»Vielleicht noch mehr, meinte sie.«
»Aber die Sache ist schiefgegangen, weil Sybille nicht in Lüttich aufgetaucht ist?«
»Es ging ja schon schief, als uns dieser Loser mit seiner Schrottkarre in Maastricht verfolgt hat. Der wollte den Helden spielen. Uns hat man so was in der Ausbildung ja sofort ausgetrieben.«
»Was kannst du uns über Sybilles Tod sagen?«
»Carsten wollte sie loswerden … er … er …« Ohne Vorwarnung begann er zu weinen. Fast blind vor Tränen tastete er um sich herum, bis er den Klingelknopf für die Schwester fand.
»Ich will jetzt schlafen«, schluchzte er. »Ich brauche eine Tablette.«
»Noch eine Frage« sagte Katja. »Warum hat Carsten Ihnen geholfen? Was hatten Sie ihm zu bieten?«
Eine Krankenschwester erschien in der Tür, drängte Micky zur Seite und sah Sascha prüfend an. »Sie sind völlig fertig. Legen Sie sich zurück. Sie werden in Nullkommanichts einschlafen.« Sie nahm ihn an den Schultern und drückte ihn sanft in die Kissen. Dann griff sie nach seinem Handgelenk und fühlte den Puls.
Micky ging zu Katja an die andere Seite des Bettes hinüber. »Sascha, wir warten auf deine Antwort«, sagte sie nachdrücklich.
Die Schwester schüttelte den Kopf. »Der Patient braucht Ruhe«, sagte sie barsch und gab mit einem Nicken zur Tür hin zu erkennen, dass die Unterhaltung beendet war.
»Nun komm schon, Sascha. Was hattest du so Wichtiges für Carsten, dass er alles stehen und liegen ließ, um in deine Spielhölle hinabzusteigen?«
Sascha öffnete seinen Mund, schloss ihn wieder und schaute mit Tränen in den Augen nach der Schwester.
»Das geht jetzt endgültig zu weit«, schimpfte sie. »Kommen Sie morgen wieder.«
»Natürlich kommen wir wieder«, sagte Micky und hoffte, dass es drohend genug klang. »Sascha, letzte Chance! Was wolltest du …«
Die Schwester griff nach dem Telefon neben Saschas Bett. »Entweder Sie gehen jetzt oder ich rufe den Sicherheitsdienst.«
Katja zog Micky weg. »Komm jetzt«, sagte sie.
An der Tür warfen sie noch einen Blick auf Sascha, den die Schwester nun in seine Decke einpackte wie ein kleines Kind.
»Kann ich mit Heino sprechen, wenn Sie ihn abgeholt haben?«, fragte er bettelnd.
Micky zögerte. Der
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