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Höchstgebot

Höchstgebot

Titel: Höchstgebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hoeps/Toes
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im selben dunklen Grauton gefärbtes und mit lichter, weißrosa Spitze abgesetztes Höschen frei. Anouks Oberschenkel waren so weiß und eben wie die einer Rokokoprinzessin in einem Film von Sofia Coppola, dachte er. Ah, es ging langsam bergauf mit ihm, sein Gehirn war schon wieder bereit für die ein oder andere flotte Assoziation.
    »Mein Lieber, ich habe es dir gleich gesagt. Nach der Weinprobe noch eine Flasche Chateauneuf du Pape und eine Überdosis Tramadol , das ergibt eine ganz schmutzige Bombe.«
    »Wieso, es geht mir blendend«, Robert richtete sich stöhnend auf, um einen Schluck Kaffee zu nehmen. »Schon halb elf. Ich muss ins Atelier«, sagte er.
    »Am siebten Tage sollst du ruhen.«
    »Wenn ich mich recht entsinne, hasst ihr Surrealisten das Christentum.«
    »Du hältst mich für eine Surrealistin?«
    »Mehr denn je.«
    »Das ist gut«, sagte sie befriedigt. »Dann darfst du jetzt aufstehen.«
    Robert führte die Hände wie ein dankbar grüßender Inder zusammen und ging etwas steif, aber um Würde bemüht, ins Bad.
    Und schämte sich. Wie sollte er herausbekommen, was in der Nacht geschehen war, ohne dass sie Wind von seiner Amnesie bekam. Er roch an seinen Händen, rieb mit einer Hand über sein Glied, schnupperte wieder, fuhr mit der Zunge über seine Lippen. Nichts. Aber was hieß das schon. Vielleicht roch ihr Schoß so zart, dass alles längst verflogen war. Und außerdem gab es tausend andere Dinge, die geschehen sein konnten und die man besser nicht vergessen sollte.
    Robert stieg unter die Dusche und ließ das heiße Wasser über sein Gesicht laufen, bis es brannte. Als er endlich nach dem Handtuch griff, hatte er einen Beschluss gefasst. Er zog sich an, holte seine Jacke aus der Küche und ging zurück ins Bad, kramte das Tramadol aus seinen Taschen und spülte Tropfen und Tabletten in die Kanalisation der Stadt. So einen Blackout wollte er nicht noch einmal erleben.
    »Du musst nicht mitkommen«, sagte er zu Anouk, die sich seinen Kaffee geangelt hatte und auf dem Bett in einer Zeitschrift blätterte. »Ich will nur diese komische Farbscholle untersuchen.«
    »Es würde Mijnheer Debriek ganz und gar nicht gefallen, wenn ich dich aus den Augen ließe.«
    »Oh, ich vergaß, dass du meine Aufpasserin bist.«
    »Vergesslichkeit ist eine Form der Freiheit, sagt der Prophet.«
    Sie wusste also, dass er es nicht mehr wusste? Robert spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. »Willst du so gehen?«, fragte er nach einer Schrecksekunde.
    »Wenn du Wert darauf legst, gern.«
    Anouk hatte sich dann aber doch hinter einen voluminösen Schrankkoffer zurückgezogen und nach einer halben Stunde elementarer Grübelei ein gepunktetes, kurzes Kleid angezogen. Nur sein schlechtes Gewissen hatte Robert so viel Geduld aufbringen lassen. Inzwischen saß er endlich dort, wo er hingehörte: über ein Stereomikroskop gebeugt, in der einen Hand eine UV-Lampe, in der anderen eine Häkchensonde, den Farbsplitter untersuchend.
    »Die abgeplatzte Scholle gehört eindeutig zu unserem Magritte. Aber dieser schwarze Tupfer ist eine Übermalung. Sitzt wie ein Eigelb auf der Scholle.«
    »Ein schwarzes Eigelb, schöner Vergleich, Herr Patati«, spöttelte Anouk hinter ihm.
    »Glücklicherweise ist die Übermalung nur auf den Firnis aufgesetzt worden«, fuhr er unbeirrt fort und legte die Lampe weg. »Die Farbe ist noch extrem elastisch, vielleicht gerade erst durchgetrocknet. Willst du das erledigen?«, fragte er.
    Anouk nickte und er überließ ihr den Platz am Mikroskop. Sie gab einen Tropfen organischen Lösungsmittels auf ein Wattestäbchen und rieb vorsichtig in kreisförmigen Bewegungen über die Farbscholle. »Sehr gut geht das. Ein Stäbchen zum Abnehmen der Farbe? Danke. So, was haben wir denn da? Ein Punkt, laminiert und bedruckt mit lauter Zahlen.«
    »Lass mich mal.« Robert beugte sich über die Okulare. »Was ist das?« Er holte das Handy aus seiner Jackentasche. »Robert hier. Hallo Katja, entschuldige die Störung. Wir haben bei den Arbeiten am Magritte etwas gefunden. Unter einem Farbtupfer klebte ein Zettelchen. Eine Art Minipunkt. Darauf sind ein paar Hundert Ziffern gedruckt.«
    »Ein Code?«
    »Keine Ahnung. Du bist die Polizistin.«
    »Ich nehme das mal als Respektsbezeugung zu den Akten. Meinst du, er saß schon länger auf dem Bild?«
    »Höchstens ein paar Wochen. Die Farbe ist noch frisch.«
    »Klingt interessant. Ich spreche mit unserem Kryptografen. Auch so ein Nerd, der keine Sonntage kennt. Ich

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