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Höhenangst

Titel: Höhenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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deine Sachen ansehe.«
    »Nichts davon gehört mir. Das ist die Wohnung eines Freundes.«
    »Oh.«
    Ich drehte mich zu ihm um. Er lächelte noch immer nicht. Allmählich fand ich das beunruhigend. Ich wollte gerade wieder etwas sagen, als er plötzlich doch ein wenig den Mund verzog, den Kopf schüttelte und mit einem Finger meine Lippen berührte. Wir lagen ohnehin schon ganz nah beieinander, aber er kam noch ein paar Zentimeter näher und küßte mich.

    »Was denkst du gerade?« fragte ich, während ich mit den Fingern durch sein weiches, langes Haar fuhr. »Rede mit mir. Erzähl mir von dir.«
    Er antwortete nicht sofort. Statt dessen zog er die Bettdecke von meinem Körper und drehte mich auf den Rücken. Dann nahm er meine Hände und drückte sie über meinem Kopf auf das Laken, als wollte er sie dort fixieren.
    Ich fühlte mich, als läge ich auf dem Objektträger eines Mikroskops. Sanft berührte er meine Stirn und ließ seine Finger dann über mein Gesicht und meinen Hals bis zu meinem Bauch gleiten, wo sie in meinem Nabel haltmachten. Schaudernd schüttelte ich sie ab.
    »Entschuldige«, sagte ich.
    Er beugte sich über mich und berührte meinen Nabel mit der Zunge.
    »Ich mußte gerade daran denken«, sagte er, »daß das Haar unter deinen Armen genauso ist wie dein Schamhaar.
    Aber nicht so wie das wunderschöne Haar auf deinem Kopf. Und ich mußte daran denken, daß ich deinen Geschmack mag. Ich meine, alle deine unterschiedlichen Geschmacksnuancen. Am liebsten würde ich dich von oben bis unten ablecken.« Er ließ den Blick über meinen Körper gleiten, als wäre ich eine Landschaft.
    Ich kicherte, und er sah mir in die Augen. »Warum lachst du?« fragte er mit einem Blick, der fast ein wenig panisch wirkte.
    Ich lächelte ihn an.
    »Ich finde, du behandelst mich wie ein Sexobjekt.«
    »Nicht!« sagte er. »Mach keine Witze darüber.«
    Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg. Oder wurde mein ganzer Körper rot?
    »Entschuldige«, sagte ich. »Das war nicht meine Absicht. Es gefällt mir ja. Mir wird ganz schwindlig davon.«
    »Was denkst du gerade?«
    »Leg du dich erst mal zurück«, antwortete ich, und er gehorchte. »Und schließ die Augen.« Ich ließ meine Finger über seinen Körper gleiten, der nach Sex und Schweiß roch. »Was ich denke? Ich denke, daß ich total verrückt bin und selbst nicht weiß, was ich hier eigentlich tue, aber es war …« Ich hielt inne. Mir fehlten die Worte, um den Sex mit ihm zu beschreiben. Allein der Gedanke daran löste kleine Wellen der Lust in meinem Körper aus.
    Mein Verlangen nach ihm regte sich schon wieder. Mein Körper fühlte sich weich und neu an, völlig offen für ihn.
    Ich ließ meine Finger über die samtige Haut an der Innenseite seines Oberschenkels gleiten. Was dachte ich noch? Ich mußte mich zwingen, mich zu konzentrieren.
    »Außerdem denke ich … ich denke daran, daß ich einen Freund habe. Mehr als einen Freund. Ich lebe mit jemandem zusammen.«
    Ich weiß nicht, womit ich gerechnet hatte. Vielleicht mit Wut oder ausweichendem Verhalten. Adam blieb ganz still. Er öffnete nicht mal die Augen.
    »Aber du bist hier«, war alles, was er sagte.
    »Ja«, antwortete ich. »Gott, das bin ich.«
    Wir lagen noch lange Zeit so nebeneinander. Eine Stunde, zwei Stunden. Jake sagt immer, daß ich mich nicht entspannen, daß ich weder stillhalten noch den Mund halten kann. Jetzt redeten wir kaum ein Wort. Wir berührten uns. Ruhten uns aus. Sahen uns an. Ich lag da und lauschte den Stimmen und Motorengeräuschen unten auf der Straße. Mein Körper fühlte sich unter seinen Händen dünner an als sonst, als hätte er mich von überflüssigen Schichten befreit. Schließlich sagte ich ihm, daß ich gehen müsse. Ich duschte und zog mich vor seinen Augen an. Sein Blick ließ mich schaudern.
    »Gib mir deine Telefonnummer«, sagte er.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Gib du mir deine.«
    Ich beugte mich über ihn und küßte ihn sanft. Er nahm meine Hand und zog meinen Kopf zu sich hinunter. Ich spürte in meiner Brust einen Schmerz, der mir den Atem raubte, aber ich befreite mich aus Adams Arm.
    »Ich muß gehen«, flüsterte ich.
    Es war nach Mitternacht. Als ich die Wohnung aufsperrte, war alles dunkel. Jake war schon ins Bett gegangen. Auf Zehenspitzen schlich ich ins Schlafzimmer.
    Ich warf meinen Slip und meine Strumpfhose in den Wäschebeutel. Dann duschte ich zum zweitenmal innerhalb einer Stunde. Zum viertenmal an diesem Tag.
    Ich seifte mich

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