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Höhenangst

Titel: Höhenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Liebes«, sagte er und führte mich aus dem Raum. Im Gehen winkte ich noch rasch in Paulines Richtung.
    Draußen vor dem Haus blieb Adam stehen und zog mich an sich. »Zufrieden?« fragte er und küßte mich leidenschaftlich. Ich ließ meine Arme unter seine Jacke und sein Hemd gleiten. Als ich mich wieder von ihm löste, sah ich, daß Jake noch immer am Fenster stand und uns beobachtete. Unsere Blicke trafen sich, aber sonst zeigte er keine Reaktion.

    13. KAPITEL
    Ich versuchte, meine Frage beiläufig klingen zu lassen, obwohl ich sie mir schon seit Tagen zurechtgelegt und immer wieder neu formuliert hatte. Lange nach Mitternacht lagen wir erschöpft und eng umschlungen im Dunkeln, als mir die Gelegenheit plötzlich günstig erschien.
    »Dein Freund Klaus«, begann ich. »Er hat gesagt, er habe ein Buch über das geschrieben, was auf diesem Chungaberg passiert ist. Ich kann mir den Namen einfach nicht merken.«
    »Chungawat«, antwortete Adam.
    Sonst sagte er nichts. Man mußte ihm wirklich alles aus der Nase ziehen.
    »Er hat gesagt, du seist wegen des Buchs sauer auf ihn.«
    »So, hat er das?« meinte Adam bloß.
    »Bist du wirklich sauer auf ihn? Ich weiß nicht, was daran so schlimm ist. Deborah hat mir erzählt, was du getan hast. Wie heldenhaft du dich benommen hast.«
    Adam seufzte.
    »Ich war nicht …« Er hielt inne. »Es ging dabei nicht um Heldentum. Die meisten von diesen Leuten gehörten einfach nicht auf diesen Berg. Ich …« Er nahm einen neuen Anlauf. »In dieser Höhe und unter diesen Bedingungen sind die meisten Menschen nicht überlebensfähig, wenn irgend etwas schiefläuft und sie auf sich allein gestellt sind. Das gilt sogar für sehr trainierte und erfahrene Personen, die unter anderen Bedingungen keine Probleme haben.«
    »Aber das Ganze war doch nicht deine Schuld, Adam.«

    »Greg hätte es nicht organisieren, und ich hätte nicht mitmachen dürfen. Die anderen hätten nicht davon ausgehen dürfen, daß die Besteigung eines solchen Berges ein Kinderspiel ist.«
    »Deborah hat von einer narrensicheren Methode gesprochen, die Greg entwickelt habe, um die Leute den Berg raufzuschaffen.«
    »Das war die Theorie. Dann kam ein Unwetter, und Greg und Claude wurden krank, und der Plan funktionierte nicht mehr.«
    »Warum?«
    Adam klang inzwischen leicht gereizt, weil ich so hartnäckig war, aber ich hatte nicht die Absicht, klein beizugeben.
    »Wir waren kein richtiges Team. Nur einer von den Kunden war schon mal im Himalajagebiet gewesen. Die Leute konnten sich untereinander nicht ausreichend verständigen. Der Typ aus Deutschland, Tomas, sprach kein Wort Englisch. Das muß man sich mal vorstellen!«
    »Bist du nicht neugierig, was Klaus in seinem Buch schreibt?«
    »Ich weiß, was er schreibt.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich habe ein Exemplar des Buches.«
    »Was? Du hast es gelesen?« fragte ich überrascht.
    »Ich habe es durchgeblättert«, antwortete er fast ein bißchen verächtlich.
    »Ich dachte, das Buch sei noch gar nicht erschienen.«
    »Ist es auch nicht. Klaus hat mir eine von diesen unkorrigierten, vorläufigen Fassungen geschickt. Wie nennt man die Dinger noch mal?«

    »Korrekturfahnen. Hast du das Buch da?«
    »Es steckt in irgendeiner von meinen Taschen.«
    Ich küßte so lange seine Brust, seinen Bauch und auch die tieferen Regionen, bis ich mich selbst auf seiner Haut schmecken konnte.
    »Ich möchte es lesen. Du hast doch nichts dagegen, oder?«
    Ich stellte für mich selbst die Regel auf, Adam nie mit Jake zu vergleichen. Vielleicht war das ein letzter, schwacher Versuch, fair zu Jake zu sein. Aber manchmal konnte ich es nicht vermeiden. Bei Jake kam es nie vor, daß er einfach etwas tat oder irgendwo hinfuhr, ohne es mir zu sagen. Dafür war er viel zu rücksichtsvoll und aufmerksam. Er holte mein Einverständnis ein oder informierte mich zumindest. In der Regel plante er alles lange im voraus und fragte mich, ob ich mitkommen wolle oder ob ich etwas anderes vorhätte. Adam war da ganz anders. Die meiste Zeit konzentrierte er sich völlig auf mich und wollte mich ständig berühren und schmecken, mit mir schlafen oder mich einfach nur ansehen. An anderen Tagen teilte er mir knapp und präzise mit, wann und wo wir uns das nächstemal sehen würden, zog dann eine Jacke an und ging.
    Am nächsten Morgen stand er schon an der Tür, als es mir wieder einfiel.
    »Das Buch von Klaus«, sagte ich. Er runzelte die Stirn.
    »Du hast es mir versprochen«, sagte ich.
    Ohne ein

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